Tatsächlich lese ich gerade "Shades of grey", jenes Buch, das wohl einen ähnlichen Hype ausgelöst hat wie damals "Die Geschichte der O". Was soll ich sagen? Weder das eine noch das andere Buch hat etwas mit dem SM zu tun, den ich für mich lebe. Bei der Geschichte der O sind mir die Rollen zu strikt und da kommen mir auch die Liebe und die Zärtlichkeit zu kurz. Außerdem ist es im Alltag wenig sinnvoll stets unten ohne unterwegs zu sein. Einfach eine Frage der Hygiene.
Bei Shades of grey würde ich einfach mal so frei behaupten ist keiner der beiden ein wirklicher SMer. Sie will eigentlich nur eine ganz normale Beziehung und er kämpft mit einigen Traumata herum und nutzt die festen Strukturen einer SM-Beziehung um sich nicht seiner vor Berührungen und Kontrollverlust stellen zu müssen. Wenn man das Buch liest, kann man schnell auf die Idee kommen, SM und Liebe und eine Beziehung und Zärtlichkeit wären nicht vereinbar. Ich sehe das vollkommen anders. Für mich ist das Spiel mit Dominanz und Unterwerfung etwas sehr empathisches und liebevolles. Gerade der dominante Spielpartner muss ganz genau auf sein Gegenüber achten, immerhin wäre es fatal die Grenzen des Anderen allzu sehr zu überschreiten, spielt der Dom jedoch nicht an der Grenze ist es für den Sub keine wirkliche Herausforderung. Dadurch ist für mich perfekter SM eine sehr schmale Gradwanderung, mal klappt es perfekt, mal nicht. Man muss aufeinander eingehen, aufeinander achten und miteinander reden.
Und was wäre SM ohne Zärtlichkeit? Ein liebevolles Auffangen, nachdem man den Arsch versohlt hat ist für mich elementar. volle Handlungen sollten meiner Meinung nur dazu da sein, um den devoten Part geil zu machen. Wenn ich aktiv spiele, liebe ich es in die Augen des mir untergebenen Mannes zu schauen und darin seine Geilheit zu sehen. Sehe oder spüre ich diese Erregung nicht, weiß ich, ich sollte etwas anderes austesten. Als Frau hat man es da natürlich deutlich einfacher als wenn man ein Mann ist. Wir Frauen haben da ein sehr zuverlässiges Geilheitsbarometer, das wir nur berühren müssen. Wenn ich fühle, dass es härter und steifer wird, weiß ich, dass ich weiter machen sollte. Männer haben es da weitaus schwerer. Woran merkt Mann dass Frau erregt ist? Da gibt es viele Möglichkeiten, man kann auf den Atem der Dame achten, verändert er sich? Was machen die Brustwarzen? Ist die junge Schönheit feucht? Wie reagiert sie auf Berührungen? Stöhnt sie?
Es gibt sie nicht, die eine Art wie man eine Frau befriedigt. Jede Frau ist anders und jede Frau steht auf etwas anderes. Ich weiß das, ich habe mich oft genug in Aufenthaltsräumen mit Kolleginnen über deren Vorlieben unterhalten. Es waren sehr offene und faszinierende Gespräche. Das Fazit, das ich daraus gezogen habe ist ebenjenes, dass jede Dame etwas anderes bevorzugt. Männer sind da nicht anders. Was den einen erregt, törnt den anderen ab und was einem selbst gefällt muss nicht zwangsläufig der Geliebten gefallen. Und genau hier ist der Punkt, wo man aufeinander eingehen und einander zuhören muss. Wobei man nicht nur auf das hören sollte, was der Partner mit Worten erzählt, sondern auch auf das, was der Körper des anderen berichtet. Es geht für mich beim SM darum, dem anderen das zu geben, was er genau in diesem Moment braucht und das auch dann, wenn derjenige das gerade selbst nicht weiß.
Daher bedeutet für mich SM zum einen Freiheit und zwar die Freiheit gemeinsam das auszuleben, worauf beide stehen. Es bedeutet aber auch Zärtlichkeit, nur dass man diese zuweilen eben auch durch den Rohrstock oder eine strenge Fesselung ausdrückt. Es bedeutet aber vor allem für mich ein liebevolles Miteinader das geprägt ist von Aufeinander eingehen und einander zuhören. UWer SM so lebt, der schafft sich durch diesen Lebensstil keine neuen Grenzen, sondern er sprengt stattdessen die Grenzen, die vielen von uns durch ihre "gute Erziehung" gesetzt wurden.
Wow, sehr treffend beschrieben, dem gibt es nicht´s hinzuzufügen! Kompliment Cynthia!
Dankeschön für deine Kommentar, darüber freue ich mich sehr :)