Die Odyssee ist vorbei
Es war eine lange Reise.
Eine Reise durch Enthaltung, durch Selbstkontrolle, durch Tage, die sich dehnten, und Nächte, die sich zusammenrollten wie Katzen im Körbchen,schön anzusehen, aber ohne die kribbelnde Wärme eines fremden Körpers daneben.
Jetzt ist sie vorbei.
Sex steht wieder auf dem Speiseplan. Und was für ein Festmahl es sein wird.
Ich habe gelernt: Das Leben auf Sparflamme ist nichts für mich. Ich bin keine, die von bloßer Luft und Disziplin lebt. Ich bin hedonistisch, mit jeder Faser meines Körpers. Ich liebe das Leben. Ich liebe die Männer. Ich liebe die Frauen. Ich liebe das Spiel, das Flüstern, die Blicke, die Berührungen. Ich liebe es, mich selbst im Spiegel zu betrachten nach einer langen, durchgetanzten Nacht, Haut, die nach Haut duftet. Lippen, die noch ein kleines Geheimnis verraten.
Enthaltung mag für manche ein Weg zur Erleuchtung sein. Für mich ist es ein Verzicht auf Lebensität. Das Leben ist zu kurz, um es nur in der Theorie zu genießen. Ich will schmecken. Ich will fühlen. Ich will berühren, und berührt werden.
Die Odyssee hat mich eines gelehrt: Wer einmal lange gefastet hat, der weiß das erste Glas Champagner umso mehr zu schätzen. Und genau so werde ich jetzt das erste verführerische Lächeln genießen, das erste Kribbeln auf der Haut, die erste Nacht, die man nicht bereut, weil sie einem das Leben zurück ins Herz küsst.
Das Menü ist eröffnet.
Und ich bin hungrig.
Dann wünsche ich dir guten Appetit ...