Neulich outete sich beim Fortgehen im Gespräch ein Mensch, den ich gerade erst kennengelernt hatte als Kunde von Sexdienstleistungen. Schön, denn auch Kunden von Sexarbeitenden leiden unter einem Stigma. Die  Frage, woher er denn wissen könne, ob die gebuchte Sexdienstleisterin das gerade aus Spaß macht und woran er erkenne, dass sie nicht ausgebeutet wird, kam im Gespräch immer und immer wieder auf. Diese Sorge setzt falsch an und wäre nur akzeptabel, wenn er für alle Arten von Arbeit und mit der Zielsetzung und Bereitschaft gemacht werden würde, sich für den Kampf für die Überwindung des Kapitalismus einzusetzen.

Es kann nur erlaubt sein, was selbstbestimmt und freiwillig ist; alles erzwungene, sollte verboten werden. Die Debatte ist eine Falle im Kapitalismus.

Die Diversität der Sexindustrie und der Menschen, die in ihr tätig sind, bedeutet auch,  dass Sexarbeiter*innen unterschiedliche Privilegien besitzen und  unterschiedliche Formen von Diskriminierung erfahren. 

Es gibt Sexarbeiter*innen die sich den Beruf aussuchen, weil er trotz guter Ausbildungen und vieler anderer Möglichkeiten der Job ist, der die Möglichkeit der Entfaltung und Horizonterweiterung bietet. Und es gibt auch Menschen, die unter falschen Versprechungen in andere Länder gelockt werden und in ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen landen. Zwischen diesen Realitäten liegen Welten- sie sollten nicht verwechselt oder gleichgesetzt werden.

Jenach Privilegienausstattung ist der Entscheidungskorridor schneller schmaler bemessen als für andere.

Du willst ein guter Kunde sein? Hier ein paar Tipps, die dabei helfen können. Wie bei anderen Käufen oder Konsumwegen auch:

- lies unsere Profile aufmerksam, informiere dich über unsere Arbeitszeiten, Honorare, Dienstleistungen und wie es vorgezogen wird,  kontaktiert zu werden. 

- mach keine 2-Satz anfragen, sondern schreibe eine ausführliche Anfrage, die uns bei der Wahl helfen kann

- mache dir vorab Gedanken über deine Bedürfnisse und überlege dir, welche sexuelle Dienstleistung am besten dafür geeignet ist

- sprich offen darüber, wenn du es nicht weißt und Hilfe dabei erwünschst

- versuche, klar zu kommunizieren

- behandle uns und unsere Auswahlverfahren mit Respekt

- bezahlte wie besprochen

- schikaniere oder stalke nicht

- respektiere, dass wir vielleicht nicht mehr über unser Privatleben mit dir teilen möchten

- erwarte nicht, dass gelächelt und genickt wird, während du sexistische oder rassistische Äußerungen von dir gibst

- mecker nicht, wenn eine Anzahlung verlangt wird

- verlange keine Dienstleistungen, die nicht angeboten werden oder besprochen wurden

- respektiere unsere Zeit

- erwarte keinen kostenlosen sexy Chat

- erwarte nicht, dass wir weiter kostenlos mit dir Chatten, wenn bereits alles geklärt wurde- falls doch, bring doch ein wertschätzendes Trinkgeld mit

- tauche nicht unkommentiert zu spät auf- falls doch, zahle ein angemessenes Trinkgeld

-  informiere dich selbst über Geschlechtskrankheiten, wie sie übertragen werden und überlasse diesen Teil nicht nur uns Escorts.

- gib uns immer die Möglichkeit, NEIN zu sagen, auch wenn wir schon mitten drin sind. Nur weil du für etwas bezahlt hast, bedeutet  das nicht, dass du das Recht hast, über Körper zu verfügen.

- zeig deinen Corona-Test vor, ohne dass danach gefragt werden muss.

- erkenne und akzeptiere, dass wir als Escorts im Rahmen eines Treffens manchmal Dinge tuen, die uns nicht wirklich Spaß machen oder Lust bereiten und dass wir dennoch explizit dazu bereit sind, es zu tun und gute Gründe dafür haben – das nennt man nicht-enthusiastische Zustimmung

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