Nach einem langen Tag öffnete ich KM, um meine Post zu erledigen.
Mein Profil ist kurz und knapp gehalten. Sämtliche relevante Infos sind dort zu finden.
Dennoch, so meine persönliche Statistik, schafft es von 10 Männern lediglich einer, eine angemessene und aussagekräftige Nachricht zu verfassen.
Also den “Nein Danke” Button genutzt und ja, tatsächlich war mal wieder ein Mann dabei, der es ohne Umweg auf meine Igno- Liste geschafft hat.
Business as usual. Ich verfüge da mittlerweile über eine gewisse Egalness und bin ohne Erwartungen.
Erwartungen... schwierige Sache. Eine Erwartungshaltung, die man an andere Menschen hat, bedeutet Hoffnungen, Wünsche, Begehrlichkeiten, die von der auserkorenen Person vollumfänglich erfüllt und befriedigt werden sollen. Erfüllt sie sich nicht, folgt die Enttäuschung auf dem Fuße. Wobei; Ent- Täuschung bedeutet ja das Ende einer Täuschung. Eigentlich was Gutes, wenn man daraus lernt. Oder man wird halt bitter, frustriert, manchmal hasserfüllt.
Diese Bitterkeit, Frustration und auch den Hass will ich nicht empfinden und auch nicht abbekommen.
Der Ton ist rauer geworden, finde ich. Die Erwartungshaltungen werden immer aggressiver kommuniziert. Woran das liegt? Theorien dazu liefern ausreichend Stoff für 3 Blogs. Vielleicht ein anderes Mal.
Ich erwarte nichts. Ich nehme nichts persönlich. Wie auch? Ich kenne den Nachrichtenschreiber nicht und er kennt mich nicht. Ich entscheide lediglich, wem ich antworten mag und wem nicht. Das geht recht fix.
Und ja, klingt abgebrüht, ist es wohl auch. Überschreitet jemand direkt in der ersten Nachricht gesetzliche oder von KM gesetzte Grenzen, melde ich. Geht aus dem ersten Satz bereits hervor, dass mein Profil nicht gelesen wurde, habe ich nicht mal Lust, den “Nein Danke” Button zu benutzen und mich für offensichtlich nicht vorhandenes Interesse zu bedanken.
Will mir jemand seine Bedingungen aufdrücken; Igno. Aus den Augen, aus dem Sinn.
Ich muss nämlich gar nichts, außer den Schreiber gut finden.
Und siehe da, da ist er ja, der One In Ten - Mann.
Hat ganz offensichtlich die Infos in meinem Profil gelesen, möchte mich buchen, behandelt mich wie das, was er auch ist; ein lebendiges, fühlendes Menschenkind.
Er ist mir angenehm, ich schreibe gern mit ihm.
Die Anzahlung ist schnell geleistet, der Date Manager aktiviert.
Sein Profil sagt mir, wie groß er ist, wie alt, welche Statur er hat. Ich erwarte…Nichts. Ich bin Dienstleisterin und nicht auf der Suche nach einem Adonis. Ich gehe davon aus, dass Körperpflege für ihn ebenso selbstverständlich ist wie für mich.
Unser Date beginnt. Der erste Eindruck, den er gemacht hat, bestätigt sich. Er ist mir immer noch angenehm, ich habe gern Sex mit ihm und er mit mir.
Das ist für die Date- Dauer Realität.
2 lebendige, fühlende Menschenkinder, die miteinander einvernehmlichen Sex haben. Angebotenen, bestellten und bezahlten Sex. Die miteinander lachen, flirten, stöhnen. Die nach dem Date wieder ihrer Wege gehen. Mit einem guten Gefühl.
Meine Lehrerin hat mir mal in mein Poesiealbum geschrieben. Ein Zitat von Gotthold Ephraim Lessing. Das geht so: *Beide schaden sich selbst: Der, der zu viel verspricht und der, der zu viel erwartet.*
Ein besseres Schlusswort konnte ich nicht finden.
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