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MelKingPoint
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Gedanken zum Weltfrauentag

Wie albern ist der Weltfrauentag für Frauen in der Sexarbeit?

Ich erinnere mich noch an ein “früher”. Das war vor 2020, denn da gab es im Paysex-Bereich eine gewisse Balance: Frauen mit unterschiedlichen Profilen, Preissegmenten und Zielgruppen konnten nebeneinander bestehen. Inzwischen bestimmen Algorithmen, wer sichtbar bleibt. Bezahlte Platzierungen, Fake-Profile und gesponserte Berichte dominieren. Wer nicht täglich “investiert”, verschwindet in der Unsichtbarkeit.


Diese Entwicklung betrifft längst nicht mehr nur die Sexarbeit, sondern die gesamte freie Wirtschaft lebt in einer Verzerrung. Frauen in der Sexarbeit stehen aber dabei unter besonderem Druck, während große Player den Markt mit Kapital und digitaler Strategie beherrschen. Es geht nicht mehr um Individualität, sondern darum, wer sich am besten verkauft und sichtbar bleibt. Einheimische Sexworker werden mitunter vom Markt verdrängt, weil sie in der Masse untergehen.


Sexarbeit war für viele Frauen einmal ein Weg zur finanziellen Unabhängigkeit. Doch Plattformen, die einst neutrale Vermittler waren, setzen nun die Regeln. Besonders anpassungsfähig sind dabei die Hintermänner, die die Profile der Massen pflegen. Die persönliche, menschliche Komponente zählt immer weniger als die Platzierung im Ranking. Ältere Frauen, nicht gemanagte Frauen, trans Frauen oder andere, die nicht ins Marktbild passen, werden aussortiert und in den Foren verspottet. An 364 Tagen vor und nach dem Weltfrauentag. Es sei denn man zahlt und passt sich dem ungleichen Spiel an. Dabei ist dieser ganze Wettbewerb sowieso zum Scheitern verurteilt, weil man selbst dabei nur verliert.


Gleichzeitig bleibt die Debatte über Sexarbeit widersprüchlich und geht an der Wirklichkeit vorbei. Wer im Paysex arbeitet, lebt oft in Unsicherheit: ohne soziale Absicherung, ohne Schutz. Ein Ausstieg bedeutet für viele den finanziellen Abgrund. Während Betreiber, Portale, Wuchervermieter und Freierforen profitieren, tragen die Frauen die Last. Es fühlt sich an wie 365 Tage Weihnachten und man selbst ist dabei die Weihnachtsgans. Kritik? unerwünscht! Weltfrauentag? Eigentlich albern.


Ist das Nordische Modell eine Lösung? Nein! Falls Deutschland das Nordische Modell einführt, das den Kauf von Sex kriminalisiert, bleibt die Frage: Würde es Frauen schützen oder weiter in die Abhängigkeit drängen? Dabei gäbe es Alternativen wie das Belgische Modell: Dort ist Sexarbeit legal und Sexworker haben Zugang zur Sozialversicherung und bekommen Rentenansprüchen. Ich hätte da aber auch noch eine Idee: Plattformen sollten meiner Meinung nach stärker darauf achten, wer tatsächlich wirbt: individuelle Frauen oder Hintermänner? Doch solange die Profite stimmen, werden kaum Fragen gestellt. 


So oder so ähnlich, wie hier beschrieben, wird Frauen im Paysex der Boden unter den Füßen weggezogen und täglich strömen Neue in die Sexindustrie, angeworben mit platten Lügen aus dem Schlaraffenland. Und wer weiß, vielleicht werde ich eines Tages Geschichten von ganz früher erzählen können, als es noch freie Sexarbeit von mündigen Frauen gab.


Gleichberechtigung ist ein schönes Ideal. Doch diese endet oft dort, wo sie wirtschaftlichen Interessen im Weg steht. Frauenrechte dürfen nicht an der Tür der Sexarbeit haltmachen.

Gut formuliert hast Du das. Sehr gut. Doch: denkst Du nur wirklich, es ist so schlimm mit den Hintermännern und den FreierForen. Die Frauen, die von Fahrern ins Laufhaus gebracht werden, tun mir leid. Ohne Hilfe bei der Werbung kommen sie nicht zurecht. Und bei allem anderen anfangs auch nicht in einem fremden Land. Nach diesem procedere sind viele ein Fall für die Couch. Aber ihre Perspektive wäre ansonsten wohl noch unter diesem Schicksal

31. MarAntworten
@Elle66 Liebe Elle, das mit den Hintermännern ist und den Freierforen ist schlimmer als Mel es hier in ihrem Blog beschrieben hat. Es ist wirklich schlimm...
15. AprAntworten

Ich weiss nur (aus sicheren Quellen), daß in Berlin jeder claim abgesteckt ist- und das seit Jahrzehnten. Ist es also doch so schlimm. Fest in rumänischer/albanischer Hand

15. AprAntworten
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