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MelKingPoint
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50 Jahre, Frau, Heterosexuell
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Ich mag’s echt!

Warum ich keine expliziten Rollenspiele anbiete und Fetischisten sogar ablehne

Wenn Menschen, die meist keine persönlichen Berührungspunkte mit dieser Welt haben, über Sexarbeit sprechen, schwingt oft eine ganze Menge Verachtung mit – sei es bewusst oder unbewusst. Das zeigt sich schon in der Wortwahl: Begriffe wie "Gewerbe", "Milieu", "anschaffen gehen", "Kunde", "Etablissement", "sexuelle Dienstleistung" oder "körpernaher Kontakt" klingen oft wie blanker Hohn. Eigentlich trägt schon das Wort "Prostitution" eine abwertende Komponente in sich. Und jeder einzelne Buchstabe im ABC der Sexarbeit, und mag er ansonsten, im anderen Rahmen, noch so harmlos sein, bekommt hier sofort einen merkwürdigen Klang, der nicht nett klingt.


Normal ist anders. Mein Leben ist kein Spiel und die wenigsten wären dem gewachsen. Nicht nur en Geschäftskonto als Sexarbeiterin zu eröffnen, ist nahezu unmöglich. Vieles andere, was man als "normal" erachten würde, auch. Ebenso in gesellschaftlichen Strukturen wie dem Gemeindekirchenrat oder im Berufsfeld Ärztin trifft man Sexarbeiterinnen eher selten. Warum? Weil diese Arbeit oft nicht ernst genommen wird, verlacht und verachtet wird. Sie gilt als anstößig, moralisch fragwürdig oder sogar unwürdig. Das ist keine Rolle, die man extra einstudiert – das ist leider ganz echt so. Und es ist bitter, weil gerade die freiwillige bzw. freie Sexarbeit eine bewusste, oft sehr sinnvolle Tätigkeit sein kann, die offenlegt, wie Menschen wirklich sind, wenn sie ihre Masken fallen lassen.


Für mich persönlich bietet diese Nische trotzdem Freiraum: eine Alternative zur Enge eines Büroalltags, auf die ich keinerlei Lust habe, weil ich (warum auch immer) anders bin. Ich passe mich diesem System nicht an und werde es auch nicht tun. Stattdessen mache ich mein eigenes Ding – und das ist auch gut so. Ich wunder mich manchmal nur, dass Menschen wie ich selten sind. Viele andere würden sich das vermutlich nicht trauen. Wenn ich dann auf die Frage, was ich beruflich mache, ehrlich antworte: „Ich lebe davon“, ernte ich oft ungläubige, manchmal sogar mitleidige Blicke. Einige sogenannte Kolleginnen, die Sexarbeit nur gelegentlich als Hobby oder als Ausbruch aus ihrem sonstigen, oft spießigen Alltag betreiben, heben gerne mal den moralischen Zeigefinger. Aber am Ende soll jeder machen, was er möchte.


Ich persönlich glaube, dass Sexualität und Erotik etwas sehr Privates und Intimes sind – nichts, was primär der Unterhaltung dienen sollte. Sogenannte Unterhaltung ist immer auf Kosten von irgendwem. Und wenn ich auf Plattformen wie KM BJ-Dates anbiete und nachts zu fremden Männern ins Hotelzimmer gehe, dann ist das in gewisser Weise schon ein „Rollenspiel“. Aber ein zusätzlich inszeniertes Szenario, eine überzogene Posse, empfinde ich in solchen Momenten als unpassend. Und ich würde mich ganz bestimmt verlieren. Das wäre für mich ungut, künstlich und würde der Ernsthaftigkeit dieser Begegnungen nicht gerecht werden. Hier geht es eher um Kommunikation und eine menschliche Begegnung. Wenn es ein Rollenspiel wäre, würde ich mir auch die Frage stellen, was ist Spiel und was ist ernst? Ich muss mich (insbesondere bei einem Fremden) darauf verlassen können, dass es mein Gegenüber mit mir in diesem Moment ernst meint und gut. Deshalb treffe ich viele Männer nicht.


Die meisten Männer wären ohnehin zu nervös, um solche “Spielchen” durchzuziehen – die Begegnung würde dann gar nicht stattfinden, weil die schon vorher fertig wären. Anders mag das in BDSM-Studios sein, wo es oft weniger um Erotik als um Psychospiele geht. Doch das ist nicht meine Klientel. Ich treffe keine expliziten Fetischisten.


Für mich gilt: In Fragen der Erotik sollte man den Kopf eher ausschalten, aber nicht den Verstand, dann klappt es bestimmt besser. Paysex ist eine zwischenmenschliche Begegnung, kein Spiel. Jeder Mensch hat es verdient, ernst genommen und respektiert zu werden – ohne Maskerade, ohne Show.

Ich bin nicht gerade bekannt dafür häufig Lob zu verteilen. In diesem Fall möchte ich es aber tun. Das ist für mich der beste, ehrlichste und authentischste Blog, den ich hier bisher lesen durfte. Danke.

23. JanAntworten
@Peter-ohne-Frosta Merci! Ich würde mich über ein Like freuen, wenn es gefallen hat...
23. JanAntworten
@MelKingPoint ist gemacht!
23. JanAntworten
@Peter-ohne-Frosta sehr charmant! Vorbild!
23. JanAntworten
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