Wie Freierforen den Markt lenken
Nein, das ist kein Märchen und ich spiele in diesem Zusammenhang auch ganz sicher nicht die Prinzessin auf der Erbse, wenngleich dieser Blog von selbsternannten Königen der Szene handelt. Seit ich Escort bin, begleiten mich sogenannte Freierforen nicht als Hilfe, sondern als belastendes Übel. Diese Foren wirken auf den ersten Blick wie neutrale, scheinbar sinnvolle Erfahrungsplattformen. In Wahrheit sind sie Werbeportale mit klarer Schlagseite. Sie zeichnen ein verzerrtes Bild des Marktes und dienen in erster Linie denen, die im Hintergrund profitieren wollen.
Sicher, es gibt bestimmt auch ein paar wenige, reale Erfahrungsberichte. Aber viele Beiträge stammen so wie ich das beobachte nicht von echten Freiern, sondern von Accounts, die gezielt Stimmung machen. Positive Bewertungen lenken Aufmerksamkeit auf bestimmte Threads. Manch andere werden systematisch abgewertet, oft solche, die sich in das System Prostitution nicht einfügen. Wer keine Profiteure im Hintergrund hat, wird schnell zur Gejagten im virtuellen Sinne. Auch ich wurde immer wieder schlecht gemacht, obwohl der Großteil meiner Dates angenehm verläuft. Die Darstellung in den Foren entspricht selten der Realität.
Diese Foren erzeugen keine freie Meinungsbildung. Sie betreiben Marktlenkung. Manche Threads sind bezahlte Werbung oder werden gesteuert: Leser erkennen das ohne sensibilisierten Blick nicht so ohne weiteres. Kritisches zu dem Thema, wenn das dann doch mal jemand erkennt, wird gelöscht.
Besonders belastend ist der Ton: en, Grenzüberschreitungen, Spott und Hohn über Frauen in der Sexarbeit bleiben im virtuellen Raum stehen. Man muss sich weder als User anmelden, Suchmaschinen zeigen diese Inhalte an, noch kann man in diesen Foren selbst auf Hilfe hoffen, denn auch eine Moderation sucht man vergebens. Was dort passiert, ist kaum Erfahrungsaustausch, sondern ein zynisches Format auf Kosten von Einzelnen.
Das Muster ist bundesweit zu finden. Egal, wo ich früher mal zu Gast war, es lief ähnlich. Heute reise ich deshalb nicht mehr. Mir reicht es. In Berlin kennt man mich und es gibt hier Gott sei Dank noch Männer, die sich ein eigenes Bild machen und diesen Foren keine Beachtung schenken oder diese Umtriebe differenziert betrachten können.
Was mich wundert: Über diese Verwerfungen gibt es kaum Kritik von anderen Sexarbeitenden bzw. Verbänden. Oder nur hinter vorgehaltener Hand. Dabei wäre ein ehrlicher Blick auf diese digitalen Machtstrukturen längst überfällig. Freierforen sind keine harmlosen Communities. Sie sind Teil von Netzwerken, die Kontrolle und Profit über Fairness stellen.