“Nein Jochen, 100 € geht nicht klar.”
Manchmal fühle ich mich wie auf eBay Kleinanzeigen.
„Was ist der letzte Preis?“ – fragt Jochen.
Allein die Frage lässt mich innerlich stöhnen wie bei einem schlechten Witz, den man zu oft gehört hat. Mein Preis steht da. Klar. Deutlich. Ohne ein „VB“, ohne „Nur für Selbstabholer“ – ohne Platz für Feilscherei.
Mein Preis ist ein Statement.
Nicht arrogant, sondern professionell. Wie eine Designerhandtasche – die verhandelt man auch nicht auf Ramschniveau runter, nur weil man „nur das Innenfach nutzen will“.
Jochen meint: „Ich brauche dich ja nur für eine Stunde.“
Ich antworte höflich, aber klar: „Meine Mindestbuchung liegt bei drei Stunden.“
Er: „Aber ich will ja nur kurz…“
Ich: „Das ist schön. Ich will aber, dass wir beide einen stilvollen, angenehmen Abend haben. Kein Sprint im Minutentakt.“
“Kannst du mir einen kleinen Rabatt geben? Ich bring auch was zu trinken mit.”
Das ist wie auf eBay Kleinanzeigen:
„Ich hole den Fernseher sofort ab, dafür 50 Euro weniger. Ich bring auch mein eigenes Verlängerungskabel mit.“
Nett gemeint. Aber nein. Ich bin keine WG-Küche, in der man seinen eigenen Tee mitbringt und dann den Mietpreis drücken darf.
“Aber ich will ja gar nicht alles.”
„Ich brauche nur das Ladekabel und die Verpackung, das Gerät an sich benutze ich nicht.“
Ja, das mag sein. Aber ich verkaufe das komplette Erlebnis. Ich bin nicht modular buchbar wie ein IKEA-Regal. Und wenn du nur das Gefühl willst, eine Stunde lang nicht alleine zu sein, dann such dir bitte ein nettes Café – aber bitte erwarte keine High-Class-Begleitung zum Coffee-to-go-Preis.
“Ich hab dich ja auch gefunden, ohne Agentur. Dann sparst du doch was.”
Ja, und wenn man ein Sofa ohne Zwischenhändler findet, ist es trotzdem kein Grund, den Verkäufer zu fragen, ob es dann nicht auch kostenlos geht.
Mein Preis ändert sich nicht durch die Plattform. Ich bin kein Sonderangebot mit QR-Code.
Trotzdem – und das meine ich ernst – ich verstehe, dass jeder Mensch ein Budget hat. Ich bin selbst Kundin, auf der anderen Seite von Plattformen. Ich verhandle auch – beim Autokauf, bei Möbeln, bei eBay Kleinanzeigen.
Aber das hier ist keine Ware.
Das hier bin ich.
Meine Zeit. Meine Präsenz. Mein Charisma. Meine Diskretion.
Das kostet nicht nur Geld, sondern verlangt auch Respekt.
Ich schreibe dann: „Danke für dein Interesse, aber das passt für mich leider nicht.“
Und ich meine es freundlich. Ohne Groll. Ich wünsche dem Menschen von Herzen, dass er eine Dame findet, die für sein Budget verfügbar ist und für ihn passt. Es gibt so viele großartige Frauen da draußen – aber jede hat ihren eigenen Rahmen.
Also Jochen, nein – 100 € geht nicht klar.
Und ein Tauschgeschäft gegen einen Sixpack Bier und einen Grillabend?
Sagen wir mal so:
Ich bin Escort, keine Festival-Verpflegung.
Wenn ich so Anfragen bekomme, grinse ich oft, schüttele den Kopf und denke:
“eBay Kleinanzeigen, Kategorie: Menschliche Nähe – bitte nur an Selbstabholer.”