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Schmetterling31
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Premiere von Nabucco

Samstag Abend kurz vor Mitternacht in der Arena 🏟️ von Verona.

Die sensationelle Aufführung geht langsam zu Ende und auf der Bühne wird es kurz dunkel. Eine kleine Veränderung des Bühnenbildes ist notwendig.

Ich sitze mit meiner Begleitung genau richtig, direkt Oben Recht, wo die ganzen Insider sitzen, teilweise stehen, und die Vorführung beobachten. Es sind offensichtlich auch Opera Sänger dabei, weil Zwei in der großen Pause auf der Treppe runterlaufend, anfingen zu singen. Ich bin einmal versehentlich die falsche Treppe genommen um das Bad aufzusuchen und von einer Dame wurde ich sofort zu recht gewiesen, dass ich mich in der Backstage befinde, wo ich nichts zu suchen habe.

Aber jetzt mit meinem Handy offen in der Hand, warte ich sehensüchtig auf DAS LIED.  Das Gefangenenlied. Es musste jetzt kommen.

Mein Begleiter (wie so oft) ahmt mir nach, und holt auch seine Kamera aus meiner Handtasche. (Sehr begrüßend, dass man allgemein es nicht verbieten Aufnahmen zu machen, nur ohne stöhnenden Blitz natürlich. In Deutschland ist leider nicht so.)

Ich drücke auf dem Knopf zum aufnehmen, sobald die ersten Lichter aufgehen und die ersten Sänger erscheinen.

Wer Nabucco kennt, weißt, wie dramatisch die Geschichte ist. Dementsprechend auch die Musik. Ich bekomme Gänsehaut und dicke Tränen verlassen meine Augen und rollen auf meinen Wangen über meinen Hals, runter bis zu meinen Brüsten.

Ich will sie nicht abwichen, um meine Aufnahme nicht zu verwackeln, aber ich kriege es schon mit. Emotional bin ich 100% berührt, gleichzeitig auch aufgewühlt.

(Für die weniger Operabegeisterten:) Im Nabucco handelt es sich im Grunde um die Verfolgung von den jüdischen Volk, aber auch um die väterliche Liebe, Machtkämpfe, Kampf um die Liebe…… also auch heute noch aktuelle Themen.

Die Bekleidung und die Methoden ändern sich, aber der Mensch an sich hat sich weder verändert, noch sich verbessert in den vergangenen 2500 Jahren.

Meine Gedanken wandern zu meinem lieben jüdischen Freund Ronny, der uns vor genau zehn Jahren plötzlich verlassen hat. Aber auch über unsere Geschichte, Nationale Zugehörigkeitsgefühle etc. Ich bin mega stolz darauf wo ich herkomme. Aber ich habe es verstanden, was dem deutschen Volk alles angetan wurde und ich stärke und ermutige junge Deutsche immer wo ich kann, um dieses Gefühl zu stärken. Denn ein Volk hört auf zu existieren, wenn dieses Gefühl erfolgreich ausgetrieben worden ist und lebt weiter und gedeiht, immer und immer wieder, und trotz jede Unterdrückung, wo das Gefühl von der Zugehörigkeit erhalten bleibt.

Das Publikum tobt nach Abklang des Liedes.

Es war so stark gesungen, so Furcht erregend und bewegend, dass man sich in der Geschichte zurückversetzt fühlte, in der damaligen Babilónica.

“Bravi!!!” “Bravo Master!” schreiten die Kollegen nebenan.

Der Dirigent entschied sich das Lied nochmal singen zu lassen.

Ich habe schon viele gute Opera gesehen, aber noch nie erlebt, dass die Zugabe Mitten in der Vorführung kommt. Ein Wahnsinn! 😍

Nun ja.

Es war eine anstrengende, emotional bewegende Woche.

Erst zwei Tage in meiner Heimat, dann drei Tage in Italien. Über 4000 Km gefahren, kaum geschlafen, Mega untervögelt wieder, aber innerlich zufrieden.

Ich hätte die beiden Reisen nur noch toppen können, wenn ich einen Mann mitgehabt hätte um mal zwischendurch….. 😁 Auf der Autobahn, im Hotelzimmer, oder wer weiß wo. 😜

Schön geschrieben und beschrieben! Musik vereint alle Menschen. Sollte sie.

17. Jul 2023Antworten
@Massel Das Stimmt. Aber auf einer Life-Konzert, oder Musical, eine Opera, liegt sehr viel an das Publikum auch und wie die Leute aus der Bühne die Menschen erreichen können. In dem Fall natürlich auch an dem Dirigenten und die Orchester. Wenn die perfekt zusammen arbeiten, ein gutes Publikum spiegelt es wieder. Am Samstag war einfach alles perfekt. 🤩
17. Jul 2023Antworten

Das Live-Erlebnis ist halt multidimensional. Für die einen ist es die Oper, andere bevorzugen harte Rockmusik, und wieder andere sind ganz vernarrt in Schlagermusik. In diesem Moment fliegt Voyager 2 mit einer vergoldeten Schallplatte mit der Musik von Beethoven aus unserem Sonnensystem heraus. Wenn die Erde schon verschlungen ist von der Sonne, wird diese Musik noch durch den Raum fliegen. Überholt von unseren Radiowellen. Nichts wird vergessen.

17. Jul 2023Antworten
@Massel : Naja, vielleicht wird Voyager 2 auch von einem schwarzen Loch gefressen, dann ist Beethoven auch vergessen.
17. Jul 2023Antworten

😱😱😱 Wie schrecklich! Nun ja, Voyager 1 hat meines Wissens die gleiche Schallplatte. Außerdem bleibt ein Hologramm der gefressenen Masse auf dem Ereignishorizont des schwarzen Lochs. Ich habe schnell eine Sicherungskopie von Beethovens Sinfonien auf USB-STICK gemacht. Nur für den Fall dass beide Voyager Sonden verloren gehen. Mondscheinsonate habe ich gleich mitkopiert. War noch Platz auf dem Stick.

17. Jul 2023Antworten
@Massel : Ich bin mir nicht sicher, ob das mit dem Hologramm klappen wird. Aber dank KI kann man natürlich optimistisch sein. Falls noch ein Plätzchen auf Deinem Stick frei sein sollte, dann bitte noch "All You Need Is Love"
17. Jul 2023Antworten
@Himmmbaer Ich habe massig Platz auf dem Stick. Gleich die ganze Magical Mystery Tour draufgepackt plus Helene Fischer und das Remix von Sgt Pepper. Sicherung in der Cloud und bei SpaceX. Wegen Hologramm: siehe Erhaltungsgesetz der Information laut Quantenmechanik. Auch schwarze Löcher müssen sich an Gesetze halten.
17. Jul 2023Antworten
@Massel :Helene Fischer? dann kann ja nix mehr passieren. Das Erhaltungsgesetz kenne ich noch nicht. Werde gleich mal "goggeln". Ob sich die schwarzen Löcher an die Gesetze halten werden bezweifle ich mal vorsichtig.
18. Jul 2023Antworten

😆 Ich wusste gar nicht, dass ich sogar Astronomen unter meinen Lesern habe! Ein Genuss euren Vergleiche zu lesen. Solch eine Diskussion können nur belesenen Leute führen. 😉

17. Jul 2023Antworten

Oh ja . 🤩 - ich habe Nabucco vor 2 Jahren auf der Festung Ehrenbreitstein erleben dürfen - verstehe Deine Gefühlswelt :-))

17. Jul 2023Antworten

Va, pensiero, oder hier bei uns unter " Teure Heimat " bekannt habe ich vor 49 Jahren auf der Beerdigung meines Vaters gehört, danach nie wieder. Unabhängig vom damaligen Anlass würde ich es auch als sehr bewegend bezeichnen, schätze ich würde heute auch eine Gänsehaut bekommen und die eine oder andere Träne würde wohl auch kullern...........auch bei einem alten Rocker.

17. Jul 2023Antworten
@Der_Oralapostel Jeder hat Musikstücke die mit Erinnerungen geladen sind. Meistens verbindet man diese mit einem Person. Oder einem Anlass, wie du schon sagst. Ich habe so einige. Auch welche, die mich an weniger schönen Anlässen erinnern. Aber mit der Zeit erinnert man sich zwar an den Anlass, dennoch ist die negative Ladung weg. Was übrig bleibt, (zu mindest bei mir) die Dankbarkeit. Dankbarkeit um die Person kennengelernt zu haben, oder Dankbarkeit um schöne Dinge, oder Erfahrungen gemacht zu haben. Ich habe keine persönliche Verbindung mit dieses Lied, aber ein viel tiefsitzendes Gefühl, die ich erst seit einigen Jahren verstehe. Nationalstolz. Meinen Volk haben auch schon viele versucht auszulöschen. Tun heute noch. Gott sei Dank die Sprache ermöglicht es nicht zu gendern, dass wir wenigstens da diesen liberalen Sch… einen Halt ✋🏻 geben! 😂 Und wir haben momentan die beste Führung in ganz Europa, die unsere nationalen Zugehörigkeitsgefühl über die jetzigen Grenzen hinaus stärken. Deswegen werden wir diese stürmische Zeiten als Nation überleben. Mit 20 war es mir schon wichtig, aber jetzt verstehe ich es warum. ☺️
17. Jul 2023Antworten
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