Es ist verrückt, was einem die Gesellschaft alles erzählt. Wie man sich zu fühlen hat. Was sich „gehört“. Was „richtig“ ist.
Und dann macht man etwas, das angeblich völlig außerhalb der Norm ist, und merkt plötzlich: Ich fühle mich gut.
So ging es mir, als ich begonnen habe, Männer zu daten. Gegen Bezahlung.
Nicht, weil ich das Geld dringend gebraucht hätte. Sondern, weil ich keine Zeit mehr hatte.
Ich steckte mitten in meinem dualen Studium, arbeitete nebenbei in meinem Hauptjob und irgendwo dazwischen sollte auch noch Raum für Dates, Nähe, Begegnung sein?
Unmöglich.
Ich hatte einfach keine Energie mehr für unzählige belanglose Treffen, für Chatverläufe, die im Sand verlaufen, oder für Männer, die nicht wissen, was sie wollen.
Und dann sagte eine Freundin zu mir:
„Warum meldest du dich nicht einfach bei Kaufmich an? Die Männer sind doch fast dieselben wie im Joyclub. Nur dass sie dir dort von Anfang an zeigen, dass sie deine Zeit wertschätzen. Und dafür auch zahlen.“
Erst war ich skeptisch. Ich wusste gar nicht, was genau „Kaufmich“ bedeuten würde.
Aber der Gedanke ließ mich nicht los. Und je länger ich darüber nachdachte, desto mehr ergab es Sinn.
Also habe ich’s gemacht.
Zuerst ganz leise, heimlich, nebenbei. Zwischen Schreibtisch, Vorlesung und Alltagsstress habe ich angefangen zu daten.
Und das Überraschende: Ich habe richtig gute Menschen kennengelernt.
Einfühlsam, respektvoll, offen. Es fühlte sich an wie ein Wiedersehen mit jemandem, den man schon lange kennt. Vertraut. Unkompliziert. Und irgendwie richtig.
Plötzlich war alles ganz selbstverständlich.
Nicht falsch. Nicht schmutzig. Nicht egoistisch.
Sondern ehrlich UND frei.
Meine Freundin hatte recht.
Und ich bin froh, dass ich auf sie gehört habe.
Hanna