Bereits der erste Kontakt, begleitet von ersten Schneeflocken, überfrorenen Pfützen im Hotel, die Drehflügel aufmerksam im Blick, die Ankunft der Prinzessin nervös erwartend, hatte dieses Flair des Besonderen. Im steten Strom der Gäste unübersehbar kugelte in Daunenmantel und Schal ein überraschend kleiner lockenköpfiger Schneeball durch das Entré. Viel kleiner als erwartet, hatten die Bilder des Profils mir doch eine schlanke Dame in newtonschen Maßen Gestalt annehmen lassen

Der Abend begann holprig, die anfängliche Kommunikation in der Bar lies einen eher an zwei Störche im Wortsalat erinnern. Und doch, lag nicht bereits in diesen Momenten die zarte Saat des Besonderen verborgen? Die nachfolgenden Stunden hatten (in der Rückschau) eine Leichtigkeit, die ihresgleichen sucht. Songs der mitgebrachten Playlist  bekamen im körperlichen Wechselspiel eine begleitende Aufmerksamkeit. Dieser eine Track, bei dessen ersten Takten längst vergessene Bilder, Worte, Momente wieder present werden. Dieser Abend gebahr ein neues Geflecht, intensiv, tiefgehend und auf ewig miteinander verknüpft. Wie auch die Intensität nicht exotischen Sexspielen geschuldet war, eher einer persönlicher Nähe, die in dieser Eindrücklichkeit in einem ganzen Leben nicht allzuhäufig geschieht.

Dass mir nach dem Abschied zu später Stunde, ohne auf der Playlist vorhanden zu sein "Danger Zone" aus Top Gun als Melodie du Zeit des Einschlafens begleitet hat, hätte Warnung genug sein müssen.  

Doch ich wollte nicht hören. Zu schön das Gefühl des Prikelns auf der Haut bei jedem Gedanken an Sie in den Tagen danach und das Lächeln dabei, das mich erfüllte.

Das nächste Date, noch skurriler als das Erste, verursachte Herzklopfen, die Vorbereitung bei jedem Einkauf Herzklopfen und innere Freude. Selber vollkommen überrascht und überfordert und wankend zwischen YEAH und dem warnenden Fahnenmänchen mit der Red Flag "Auf KM unmöglich" und "das geht nicht gut", verstrichen die Tage bis zum ersten Overnight, wurden mit dem näher rückenden Datum immer zäher, konnten gar nicht schnell genug dem nächsten weichen.  

Auch die Schönheit dieser Nacht lag nicht im KM-Abenteuer in seiner eigentlichen Bedeutung. Der Zauber dieser Stunden nährte sich aus den Gesprächen, aus dem Einlassen, gegenseitigen Öffnen und Offenbaren von Gedanken, Träumen, Berührungen ohne Ziel der Erregung. Wie auch die wenigen Dates danach.

Mit zauberhaft wunderbar  zusammenfasst. Bis heute begleitet die Erinnerung eine kleine Gewissheit nicht nur einseitig diesen Zauber erlebt zu haben.

Nur bestätigt wurde dies nie. Realität ist, während man noch Träume hat.

Realität ist seit Monaten auf KM und Whatsapp geblockt zu sein. Aus heiterem Himmel, vollkommen unerwartet. Geghostet in Reinkultur

Claudia Funke hat in Ihren Werken der WILDEN HÜHNER den Begriff des Marmeladenglasmomentes geboren.  

In meinem Marmeladenglas bewahren die kleinen Momente dieser Zeit ihr Leben. Es sind die strahlenden Funken einer Zweisamkeit mit ihrem seidigen Glanz, die mich erfreuen, wenn ich mir die Zeit nehme an den Erinnerungen zu naschen. Mit der zusammen gestellten Casette als Soundtrack lausche ich "Go your own way", ""Wie der Wind", "I go swimming", "Sound of Silence", "Poison", "Love is battlefield", "She drives me crazy".
"Wunder geschehen" skippe ich.

Geschmacklich traditioneller, irisher Orangenmarmelade mit einem Schuss Whiskey ähnelnd, hoffe ich, dass die Chomeissa ihre Wirkung entfaltet hat und sich alles zum Guten gewendet hat in diesem Leben, dem ich so nahe kommen durfte ohne ein Teil davon geworden zu sein.

Ich schließe das Glas für dieses Jahr, lecke mir noch mal über die Lippen und verharre noch ein wenig beim letzten Song.  

Adeles HELLO
["Hello, it′s me
I was wondering if after all these [time] you'd like to meet
To go over everything
They say that time′s supposed to heal ya, but I ain't done much healing"]