Sagt es mir, gibt es etwas Schöneres, als manchmal einfach Abstand von seinem eigenen Leben zu gewinnen?

Bei einer schönen Stadtkulisse, die von leuchtenden Weihnachtsdekorationen erhellt wird, feinem Essen, unterhaltsamer Gesellschaft und gutem Sex in einem gehobenen Erotik-Club…? Mein letzter Ausflug war genau so ein Erlebnis: Ich landete früh morgens in Paris. Der freundliche Fahrer schnappte sich meine Tasche und eine Stunde später war ich im 8. Bezirk. Der Portier mit leicht zerzausten Haaren à la française half mir aus dem Wagen und öffnete die Tür, und da war er: der entspannende Duft eines guten Wellness-Hotels, während die ersten Schneeflocken sanft über die Straßen tanzten. Kitschig. Herrlich.

Der Mann, der sich diesen Ausflug gewünscht hatte, kam ein paar Stunden später. Wir kannten uns bereits, und ich freute mich auf seine Gesellschaft. Ich konnte es kaum erwarten, ihm die aufregenden Pariser Lokalitäten zu zeigen. Leider gibt es nicht mehr viele solcher Adressen, doch zwei stehen auf meiner Liste: Freitag und Samstag Nacht wird Langeweile mit Sicherheit nicht auftreten.

Tagsüber galt es, nette Restaurants in der Nähe zu entdecken, kleine Kunstgalerien zu besuchen und durch die glitzernden Weihnachtsmärkte zu schlendern. Einfach nur … Zeit haben. Da sein. Haut… viel Haut. Es fühlt sich an, als ob man in dieser begrenzten Zeit in einer Art Beziehung sui generis ist – und das für beide.

Jetzt zum aufregenden Teil: Es ist spät Abend. Ab unter die Dusche und rein in die sexy Lingerie und die seidenen Strapse. Eine längere, rückenfreie schwarze Seidenbluse darüber, hohe Stöckelschuhe, etwas Parfum, etwas Lippenstift – und los geht’s! Paris, zeige uns deine verruchtesten Ecken, während die festliche Beleuchtung die Nacht erhellt.

Ein Cab holt uns ab und hält vor der Tür mit den roten Lichtern. Man klingelt, man kommt rein – oder man kommt nicht rein, je nach Selection . Zum Glück ,Leute, zum Glück gibt es diese Auswahl! Man unterhält sich mit dem Besitzer und wird zu einer geschmackvoll beleuchteten Bar begleitet. Und nein, wir sind nicht in einem „konventionellen“ Swingerclub, in dem man sich die Kleider vom Leib reißt und angetrunkene einsame Voyeuristen lauern. Hier ist es feiner, edler, erotischer. Man trinkt ein Glas Champagner , man genießt die Spannung.

Ich nehme meinen Gast an die Hand und führe ihn hinter die Tanzfläche, wo ein kleiner Durchgang zu einem Labyrinth führt – verwinkelte Gänge, Liegen aus Samt und Lederbänder mit Handschellen an den Bettköpfen. Auf einigen Liegen spielen Paare, während in den versteckten Ecken weiche Lederpolster angebracht sind – für Liebhaber, die nicht weiterkommen, um spontan stehen zu bleiben und ihrer Lust freien Lauf zu lassen.

Die Geräusche sind... nun ja ..erregend. Je tiefer man in dieses Labyrinth schreitet, desto unerträglicher wird das Verlangen. Bis jetzt habe ich von keinem einzigen Besucher etwas anderes gehört. Diese morbiden Bilder treiben dazu, mehr zu wollen; man staunt, welche Wünsche man in sich hat. Man staunt. Man genießt. Man tanzt. Man küsst. Man lernt interessante Leute kennen. So ist es dort.

Und am nächsten Tag, beim nächsten Mal – in dieser oder in einer anderen Stadt – wird alles noch intensiver. Es ist die Magie dieser Begegnungen und die Faszination, sich selbst auf eine Weise kennenzulernen, die man zuvor nicht für möglich gehalten hätte. Während ich mich zurücklehne und im Geschehen um mich herum verliere,

weiß ich: Die Stadt der Lichter ist immer bereit, ihre geheimen Vergnügungen zu offenbaren – und ich kann es kaum erwarten, sie erneut zu entdecken.