Neulich fragte mich jemand ob ich auf dieser Plattform nicht schon so viel gesehen hätte, dass ich ein Drehbuch schreiben könnte. Und ja, das hab ich. Das meiste aus der Kategorie "Kannste Dir nicht ausdenken". Als er mich dann weiter fragte, ob ich mich als Veteran bezeichnen würde, der hier nichts mehr lernen kann, musste ich aber entschieden widersprechen. Erstens: ich würde mich nicht als Veteran bezeichnen. Ich war nicht dabei. Damals in der Normandie. Außerdem gönne ich mir öfters lange (genaugenommen monate- und jahrelange) KM-Auszeiten aber das ist ein anderes Thema. Vor allem aber: man kann immer etwas lernen.
Und ja, ich habe hier allerhand gelernt. Zum Beispiel die Bedeutung von Fremdsprachen: Dank meiner Gäste spreche ich nun fließend Porsche, Prada und Nachtportier. Einer prüfte sogar mein Latein ab. Linguam latinam valde amamus...oder so ähnlich. Sollte ich je eine Date Anfrage von Julius Caesar erhalten, werde ich wohl halbwegs gewappnet sein.
Ich bekam einen Crashkurs in Sachen Weinauswahl, Schokoladenherstellung, Food Paring und Spirituosen ('s war wirklisch s-s-sehr leer...leehreisch...hick ;-). Sogar Dresdner Christstollen lernte ich backen. Oder wie mein Gast es in Anspielung auf meine französischen Wurzeln nannte: "Heute ist der Erzfeind in meiner Backstube."
Man erklärte mir (mehrfach und mit einer Engelsgeduld) warum American Football ein schönes Spiel ist auch wenn sich ständig alle umrennen. Quickies in der Fußball-Halbzeitpause hingegen machen Männern nur Spaß wenn ihr Team führt. (Das musste mir keiner beibringen, das hab ich selbst recherchiert.)
Sollte jemals der WWE Kommentator ausfallen, kann ich nahtlos den Royal Rumble moderieren, denn ich weiss nun dass F5 nicht nur eine Tastenkombination ist, sondern auch sehr, sehr weh tut und dass es darum geht den Gegner so schnell wie möglich über das oberste Seil aus dem Ring zu befördern ohne selbst hinausgeworfen zu werden. Quasi wie im richtigen Leben.
Meine Gäste hatten spannende Literatur-Empfehlungen (für eine Leseratte wie mich Gold wert), gaben Tips zu Ausstellungen, Konzerten oder Reisen. Viele haben spannende Jobs oder Hobbys und ließen mich für einen Moment hinter die Kulissen blicken. Auch mein Geruchssinn hat sich Dank einer Einweisung in die Welt der Parfüms leicht verbessert. Ich will jetzt nicht behaupten mein technisches Verständnis hätte proportional zu der Anzahl an Dates mit Ingenieuren zugenommen... aber zumindest weiß ich jetzt ALLES über die Transall.
Ich lernte sogar schießen. Auch wenn ich mich dabei zunächst etwas ängstlich anstellte: "Jana, beim Zielen solltest Du bitte mindestens ein Auge offen haben..." Keine Sorge, ich treff nicht mal ein Scheunentor wenn ich direkt davor stehe, die Eichhörnchen-Familie im Baum nebenan kam mit dem Leben davon.
Auch beim Kendo war ich mit einem Gast. Und entpuppte mich - O-Ton mein Gast- als "Naturtalent". Ich erkläre mir das damit dass es dem Dating-Verhalten sehr ähnlich ist. Zur Erinnerung: Kendo ist...
1. das Wort aus dem die Autokorrektur "Kondome" macht und
2. die Sportart bei der man in voller Kampfmontur sich zunächst unglaublich höflich voreinander verbeugt um sich dann weit weniger höflich unsanft mit Stöcken aka Holzschwertern zu verprügeln. Klar, dass erste BDSM Erfahrungen da helfen können.
Vor allem aber lernte ich, dass es trotz vieler Fakes hier auch ein Gros an sehr spannenden, ehrlichen und tollen Damen und Herren gibt, mit denen man jede Menge Spaß haben kann.