Dies ist Teil2 -> Teil 1 ist hier -> kaufmich.com/blogs/prostschg/was-ware-wenn-wir-in-deutschland-das-nordische-modell-hatten-teil1
DER ARBEITSPLATZ:
Im nordischen Modell gelten Bordelle, Massagesalons usw als Stätten der Ausbeutung und ei und sind somit verboten. Unsere Arbeitsplätze sind weg.
Bei uns in Deutschland sind Prostitutionsstätten seit 2002 legal, und mit dem ProstSchG wurde auch eine Konzessionierung eingeführt. Das heißt alle Betreibenden müssen beim Gewerbeamt ein Betriebskonzept einreichen, und die Beamten kommen dann persönlich vorbei und schauen sich den kompletten Laden in der Praxis an. Da ist noch lange nicht alles optimal, aber ich finde, wie sind da auf einem guten Weg.
Nun könnte Deutschland natürlich sagen, dass sie das Sexkaufverbot einführen, aber die Prostitutionsstätten weiter erlauben - wo die ja gerade alle so schön konzessioniert worden sind.
Das bringt aber gar nichts.
Denn welche Kunde geht denn noch in einen Puff, wenn es verboten ist dort zu vög…. ähm, die Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen.
Die Polizei könnte sich ja mit dem Klappstuhl vor die Tür setzen und jeden gleich festnehmen, der rauskommt.
VERSTECKSPIELEN, UM KUNDEN ZU BEKOMMEN:
Damit überhaupt noch eine*r kommt, müssen wir Sexarbeitende uns verstecken und dafür sorgen, dass die Kundschaft nicht entdeckt wird.
Dies kennt unsere Branche schon von Corona.
Damals war die Sexarbeit extrem und unverhältnismäßig lange verboten. Viele Kolleg*innen waren aus finanzieller Not gezwungen, illegal tätig zu werden und sich trotz Verbot mit Kund*innen zu treffen.
Die Bordelle, Clubs, usw. waren geschlossen wegen Corona. Somit entstand ein illegaler Parallelmarkt an Haus- und Hotelbesuchen, der sich bis heute nicht wieder aufgelöst hat.
Was waren die Folgen?
- Preisverfall
- vermehrte Nachfrage nach unsaven Praktiken
- Zunahme von Gewalt
POLIZEI UND BERATUNGSSTELLEN KLAGEN
Die einzeln tätigen Sexarbeitenden sind nur noch sehr schwer für Hilfsangebote zu erreichen, denn sie arbeiten immer an anderen Orten und zu flexiblen Zeiten.
Die Beratungsstellen tauschen sich schon über neue Konzepte für aussuchende Beratung aus, denn Prävention kann nur direkt vor Ort erfolgen. Prävention funktioniert nicht, wenn die Sozialarbeitenden in der Beratungsstelle sitzen und warten bis die Klient*innen vorbeikommen.
In den Medien sind immer die selben zwei oder drei Polizisten, die das nordische Modell fordern. Von vielen anderen höre ich Gegenteiliges: „Dann müssen wir unsere Arbeitszeit dafür verwenden, die Freier aufzuspüren, anstatt uns um Menschenhandel zu kümmern.“
Wie findet denn die schwedische Polizei die Freier?
Es werden die Telefone der Sexarbeitenden abgehört, und dann an der entsprechenden Adresse aufgelauert.
Teil 3 folgt in den nächsten Tagen
Liebe Johanna, danke von Herzen für all Deine Mühe, Deine Kompetenz und die vielen wichtigen Infos über das sogenannte "nordische Modell", die Du uns hier nochmal nahe bringst. Denn es geht wirklich nicht nur um ein Gesetz! Es geht dabei um die freie Entscheidung jedes Menschen, über sein oder ihr Leben SELBST ZU BESTIMMEN! Schon der Name "Nordisches oder Schwedisches Modell" will uns ja bewußt einlullen und ein angenehmes Gefühl...irgendwie alles idyllisch, "Bullerbü" und "Astrid-Lindgren"-mäßig... vorgaukeln! Und dann will das "Nordische Modell" auch noch schützen: Also "Papa Staat" will ja damit vorgeblich vor allem uns Frauen uns vor den bösen Männern bewahren... Denn - so die scheinbar feministische Weltsicht der Abolitionistinnen, die das "Nordische Modell" wie ein Banner vor sich hertragen: Wir Frauen im P6 können ja nicht für uns selbst entscheiden...und auch nicht sprechen! DAS übernehmen sie lieber! Wir sind nur: Arme, traumatisierte, hilflose Opfer! Deshalb wollen SIE für uns bestimmen, wie wir zu leben, zu lieben und zu haben! Und ich sage für deshalb: ES REICHT! Ihr seid nicht autorisiert über uns zu sprechen! DAS können nur wir selber! Es reicht mit diesen Stigmatisieirungen und Übergriffigkeiten! Mein Leben / UNSER Leben geht Euch nichts an! Eure Pseudo-Moral - ganz ehrlich - kotzt mich an! Sorry, sonst nicht meine Worte! Denn WIR Frauen ( und Männer, diverse Menschen ) im P6 sind keine kleine Randgruppe! Wir sind viele, viele selbstbestimmte Persönlichkeiten,, die GENAU wissen, was sie tun! Und das haben WIR EUCH wirklich nicht zu erklären! WIR sind gegen Zwangsprostitution...aber das regeln Gesetze bereits! Und damit haben wir auch NICHTS zu tun! Begreift es endlich: Wir sind aber KEINE Zwangsprostituierten! Wir tun das tatsächlich freiwillig aus einer Vielzahl von Motiven! Von Abenteurlust, Freude am Sex bis hin zur ganz normalen Entscheidung, damit einfach nur wollen... So viele Menschen! So viele Motive! Und über die bestimmen NUR die Handelnden! Und aus persönlicher Erfahrung und auch aus Erfahrung mit lieben Freundinnenund Freunden aus dem P6 weiß ich: Gottseidank daß wir in Deutschland immer noch selbstbestimmt als Huren, Hetären, Callgirls und Callboys, Escorts, Dominas und Dominusse ( der Plural? ), Sexual-Begleiterinnen, Erotik-Coaches etc. praktizieren können... Und daß wir in Deutschland...und vor allem in Berlin...ein großes Hilfs-bereites Netzwerk von Beratungsstellen, Polizei, Diakonien, den Berufsverband...an unserer Seite wissen! Wie wichtig das ist, habe ich gerade aktuell wieder zu schätzen gelernt. Denn erst vor wenigen Tagen mußte ich eine leider sehr traurige Erfahrung mit einem Mann machen...einem Gast...dem ich eigentlich vertraut habe... Nach einer aufregenden "menage a trois" mit meiner KM- Lieblings-"Herz-Dame" mußte ich feststellen, daß er uns doch tatsächlich um die Hälfte der verabredeten Apanage prellen wollte...und das mit dem größten Selbstbewußtsein...daß das auch so in Ordnung sei. Mal abgesehen von dieser menschlich sehr traurigen Erfahrung... Ich habe nicht einen Moment gezögert, ihn darauf hinzuweisen, daß ich dann jetzt die Polizei rufen werden und ihn direkt und deutlich einfach... anzeige.! Gottseidank ist das ja in Deutschland im wahrsten Sinne UNSER Recht! Ihr lieben Menschen! Ihr glaubt garnicht, wie schnell dieser armselige Tropf sein trauriges Verhalten bereut hat...und die Sache dann wie vereinbart geregelt hat. Yepp! Geht doch! Aber nun der wichtigste Gedanke: Was wäre gewesen...wenn in Deutschland das "Nordische Modell" gelten würde, daß uns Frauen ja angeblich schützen will!???????????????? Wir hätten nicht mehr zur Polizei gehen und Anzeigen erstatten können...ohne unsere komplette Existenz zu gefährden...und die anderer Menschen noch dazu! Denn das "Nordische Modell" erlaubt zwar Sex-Arbeit...belegt aber Alle, die sie unterstützen mit schweren Folgen: Der Vermieter, der uns die location zur Verfügung stellt..wird bestraft...muss mich sofort kündigen! Wenn ich als Frau Kinder habe...muss ich um das Sorgerecht für meine eigenen Kinder bangen...weil ich keinen soliden Lebenswandel habe...Und das ist leider in Schweden bereits knallharte Realität! Müttern werden in Schweden ihre Kinder entzogen, weil sie Haupt-oder nebenberuflich als Escort arbeiten...Lebenspartner werden generell als "" und "Profiteure" abgeurteilt...auch wenn sie garnichts gewußt haben oder selbst in bürgerlichen Berufen arbeiten... Ausländerinnen werden - mit oder ohne Aufenthaltgenehmigung - sofort ausgewiesen! Die Familie, incl. Eheparter und bürgerliche Arbeitgeber werden über meine Tätigkeit informiert...und, und, und... Und der betroffene Herr in unserer "Dreier-Anzeigen-Geschichte??? Der meinte, er müßte mit seinem traurigen "Finale" einen schönen Abend zerstören... Wenn wir den in Schweden angezeigt hätten....hätte der finanzielle Betrug an uns für ihn keine Konsequenzen gehabt. Denn da "Sex-Arbeit" in Schweden nicht anerkannt ist...kann man das vorenthaltene Honorar auch nicht einklagen... Er hätte aber durch die Inanspruchnahme unserer Dienste eine Straftat begangen...mit allen schwerwiengenden juristischen Konsequenzen: Beginnend bei der Information seiner Familie durch die Behörden über sein "Fehlverhalten", Umerziehungs-Maßnahmen, öffentlicher Internet-Pranger ( bei Wiederholung ) und letzendlich sogar Gefängnis... Deshalb, liebe Johanna! Danke für Deine fundierten Infos! Grosse Klasse! Denn es ist klar: WIR sind alle betroffen, wenn diese "nordische" Repressions-und Stigmatisierungs-Gesetzes-Knute nach Deutschland kommt. Und deshalb müssen wir UNS auch gemeinsam wehren! Ganz liebe Grüsse. Alles Liebe! Marie-Rose
Sorry für ein paar kleine Schnelligkeits-Fehler-Teufelchen! Nächstes Mal schreibe ich wieder auf dem Computer und nicht schnell auf dem Tablet..heimlich im Büro...aber es mußte einfach ganz fix "aus der Feder fließen"... Alles Liebe! Marie-Rose
*Es werden die Telefone der Sexarbeitenden abgehört, und dann an der entsprechenden Adresse aufgelauert.* Wie praktisch, dass die Sexworker registriert sind...Laut StPO ist die Telefonüberwachung in DE nur zulässig, wenn der konkrete Verdacht besteht, dass eine Straftat begangen wurde oder vorbereitet wird. Bei einem Sex Kauf- Verbot / Freier - Kriminalisierung wäre das ja der Fall. Eine Mittäterschaft würde doch dann auch der SDL angelastet