35 Prozent des weltweiten Datenverkehrs betrifft pornografische Inhalte. In keinem anderen Land der Welt schauen Menschen so häufig Pornos wie in Deutschland. Und auch in keinem Land der Welt spielen soviel Menschen in Pornos mit. Warum immer mehr Menschen in die Sexbranche einsteigen, beschreibt der Autor Philip Siegel in seinem neuen Buch „3Zimmer, Küche, Porno“.  Pornos machen ist eine regelrechte Freizeitbeschäftigung für viele geworden. Über 50.000 Menschen verdienen mittlerweile als „Mini-Pornoproduzenten“ Geld und noch einmal einige Zehntausend spielen in Pornoclips mit. Viele Firmen, die das Geschäft Porno zuvor in der Hand hatten, sind mittlerweile pleite, da sie u.a. die Entwicklung im Internet bis hin zu den Streaming Diensten verschlafen haben.

 

Menschen nutzen Pornos, um sich sexuell auszuleben. Frauen und Männer aus allen sozialen Schichten, auch Akademiker spielen in Amateur-Pornos mit und es hat sich eine regelrechte Subkultur gebildet. Es ist der hilfsbereite Nachbar, der Arbeitskollege, Väter und Mütter, die mitspielen oder produzieren. Etwa 50.000 angemeldete Amateure gibt es auf den Bezahlplattformen bereits.

 

Der Autor teilt den häufigen Vorwurf nicht, dass Pornografie frauenfeindlich ist. Aufgrund seiner Recherchen ist er zu dem Schluss gekommen, dass Frauen gleichberechtigte Partner sind und noch dazu sehr geschäftstüchtig. Das konnte er zum Beispiel bei der Sexmesse Venus in Berlin beobachten, wo Amateur Porno Stars wie Lexy Roxx zig Fans um sich scharen, auch viele weibliche Fans darunter, die um ein Autogramm und ein Selfie mit ihrem Star anstehen. Vorwürfe gegen Pornographie sind auch die dominante Rolle des Mannes, die Fokussierung auf den männlichen Orgasmus und die angebliche Erniedrigung von Frauen. Diesen Porno Gegnern kontert der Autor, dass es deshalb so häufig zu Cumshots kommt, weil sie als Echtheitsbeweis für Authentizität bürgen und man bei Frauen schlecht sehen kann, wie sie einen Orgasmus bekommen. Er ist nicht konkret darstellbar.

 

Auch bei Porno- und Gang Bang Drehs ist der Autor dabei: selten hat er so eine entspannte Stimmung unter den Teilnehmern erlebt, die erfüllt ist von hemmungsloser Lust. Die meisten Amateurdarstellerinnen suchen die sexuelle Abwechslung und eine Auszeit vom Alltag. Gefunden werden die Teilnehmer online über Aufrufe im Netz und verschiedenen Foren. Profi Produzenten von Pornos sind eine aussterbende Spezies, da die meisten Amateure sich selbst vermarkten. Dem Kenner der Szene bleibt nicht verborgen, dass es viele Sexworker gibt, die nebenbei auch Filme drehen, und hier bei Kaufmich und anderswo für sich werben.

 

Natürlich fehlen auch nicht die 90er Jahre, die gut ausgeleuchtet werden, wo Theresa Orlowski, Gina Wild und Vivian Schmitt grosse Erfolge feierten sowie die Produktionen aus dem Hause GGG John Thompson, wo auch heute noch wilde Spermaorgien gefeiert werden, die der Autor detailreich beschreibt.

 

Jeder, der sich für die gesamtdeutsche Geschichte der Pornoindustrie in Deutschland interessiert und mehr über die Amateur Porno Szene wissen möchte, wird über dieses Buch begeistert sein. Es gibt eine Menge Informationen, wie Amateure mit Pornos Geld verdienen und auf welchen Wegen sie ihre Kunden finden. Vielleicht auch eine Alternative für Sexworker, die in Anbetracht des neuen Prostituiertenschutzgesetzes aus der Sexarbeit aussteigen wollen und sich nach alternativen Verdienstmöglichkeiten umschauen möchten.

 

 

 

Bezugsquelle: Philip Siegel - Drei Zimmer, Küche, Porno: Warum immer mehr Menschen in die Sex Branche einsteigen - Campus Verlag 2017

 

Written by Susi


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