Der Plot ist schnell erzählt:
Die Hauptfigur Marisol Rivera ist Leiterin einer Gesundheitsklinik für Sexworker und leitet nebenbei eine Escort Agentur in New York City. Zudem kann sie professionell einen Safe aufknacken und finanziert durch Raubzüge zusammen mit anderen Escort Ladies ihre Klinik. Opfer dieser Raubzüge sind die vermögendsten Männer von NYC, die sie vorher als Kunden kennengelernt haben: Manager, CEO’s, angesehene Bürger von New York.
Die Klinik ist auch Herberge und Obdach für Sexworker, die am Strassenstrich arbeiten; hier finden sie Ruhe und Schutz.
Die Autorin dieses Buches, die selbst nicht als Escort gearbeitet hat, bringt teils profunde Szenekenntnisse ein. Die Handlung spielt nicht nur in der Welt des High Class Escort, sondern erzählt auch vom Überleben auf dem Strassenstrich in New York, von Zwangsprostitution und Menschenhandel sowie von Missbrauch. Es scheint als ob Sexworker die Autorin beraten und vor der Veröffentlichung ihr Manuskript gelesen, Szene Infos einzubringen. Es gibt dort jede Menge Infos und Hinweise über die US-amerikanische Paysex Szene, die man in keiner Zeitung lesen kann.
Erzählt wird auch, teils etwas langatmig, die turbulente Liebesgeschichte Marisols. Ausgerechnet mit einem ehemaligen Cop von der New Yorker Polizei hat sie sich eingelassen, der droht, ihr auf die Schliche zu kommen. Dessen noch aktiver Kollege bei der Polizei zeigt Sexworkern gegenüber kein Pardon und beschreibt damit auch ein Problem in der Gegenwart: die Gewalt von Polizisten gegenüber Sexarbeiterinnen und die Androhung von Gefängnisstrafen.
Aber nicht nur davor müssen sich die Sexworker fürchten: auch vor Zuhältern, die Migrantinnen auf den Strich schicken und ihnen die Papiere abnehmen, um sie in ihrer Gewalt zu behalten. Der Zuhälter, der regelmässig vor und später in der Klinik das Personal bedroht und übergriffig wird, kommt jedenfalls nicht gut dabei weg; genauso wie ein korrupter einflussreicher Kunde, ein CEO, der zwar selbst einen angesehenen Menschenrechtspreis gewonnen hat, aber gleichermassen von Zwangsprostitution profitiert hat. Letzteres ist auch ein Auslöser für Marisols Raubzüge in der Upper Class von New York. Die Geschichte trägt insgesamt Züge einer modernen Robin Hood Geschichte.
Marisol operiert innerhalb und ausserhalb des Gesetzes und geht stets mit höchster Vorsicht vor, sich nicht bei den Raubzügen erwischen zu lassen. Am besten geht man mit ihr diesen Weg zusammen und liest einfach dieses Buch.
Es ist durchaus spannend erzählt und bis auf die etwas langatmige Liebesgeschichte wirklich lesenswert. Ob dieses Buch auch bald in deutscher Übersetzung erhältlich ist, ist noch nicht bekannt.
Aya de Léon
Uptown Thief (engl.)
erschienen 2016
Dafina Verlag
Bezugsquelle: Amazon Es gibt bereits eine Fortsetzung von Aya de Léon "The Boss". Buchbesprechung folgt!
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