Nein, es ist nicht so, dass ich unter mangelnder Zuwendung leiden würde. Keinesfalls - weder in emotionaler, noch in horizontaler Hinsicht. Nein, es ist vielmehr dieser Abenteuertrieb, der uns Kerlen seit Urzeiten innewohnt.
Sicherlich auch dem Hormoncocktail geschuldet, der unseren Organismus antreibt und so kommt es, dass ich mir gelegentlich fremde Haut gönne. Warm, wohl duftend, weich und doch irgendwie straff sollt sie sein. Im Idealfall beherbergt diese Hülle auch noch ein sanftes, fröhliches und leidenschaftliches weibliches Wesen. Eines, das mit ihrem Lächeln verzaubern kann. Ja, ich weiß, klingt irgendwie nach verklärter Groschenromanphantasie, aber hey - irgendwie hängen wir alle doch irgendwelchen kleinen und großen Träumen nach. Der eine wünscht sich sehnlichst, dass sein nerviger Nachbar endlich von Außerirdischen entführt wird, der andere wünscht sich eine eigene Brauerei. Naja und ich erlaube mir gelegentlich sinnliche Ausritte. Dabei ist mir meist nach der zärtlichen Variante. Also das, was die hiesige Fachwelt unter "GF6" listet. Ok, manchmal darf es auch etwas hemmungsloser zur Sache gehen, aber das bleibt doch die Ausnahme.
Jedenfalls bestimmt das dann maßgeblich die Auswahlkriterien. Eine Frau, die intensive Knutscheinlagen nicht in ihrem Repertoire gelistet hat, fällt für mich definitiv durch das Raster. Gehört für mich unbedingt zur hingebungsvollen Zweisamkeit und selbst eine bemerkenswerte Dame aus dem erotischen Dienstleistungssektor sagte kürzlich zu mir, dass sie sich ohne ausgiebiges Küssen auf ein benutztes Objekt reduziert fühle. Hat mich durchaus beeindruckt und erscheint nachvollziehbar. Klar verstehe ich, dass es der einen oder anderen Lady vergehen mag, wenn sie sich einem Herrn gegenübersieht, dessen Mund einen Dentalfriedhof beherbergt oder der Atem an frisch gedüngten Kartoffelacker erinnert. Ohne Frage würde ich hier auch sofort die rote Karte zücken. Hoffen wir aber mal, dass das die Ausnahmen sind und Hygienelegastheniker würde ich ohnehin sofort auf die Blacklist verfrachten.
Nun gibt es aber noch andere, wesentliche Aspekte. So muss ich leider feststellen, dass die großen Momente selten geworden sind. Begegnungen, in denen tatsächlich eine zumindest temporäre Verbundenheit zu spüren ist und sei es auch nur eine Illusion davon. Großartige Frauen und meinen größten Respekt für diese, die einen wie einen Freund empfangen und sich für einen Moment zu schenken vermögen. Gerne suchte ich jene regelmäßig auf. Leider verließen sie meist irgendwann meinen Heimatkreis oder schlossen mit dem Betätigungsfeld vollständig ab.
Meine besten Wünsche begleiteten sie und zumindest die Erinnerung bleibt mein gedanklicher Besitz. Schwierig, solche Diamanten unter all den routinierten und zeitplanorientierten Kieseln zu finden. Häufig erweist sich das Funkeln schon nach wenigen Minuten als Strohfeuer und man ist um eine Ernüchterung reicher. Schade, aber mein grenzenloser Optimismus und die Lust auf besondere Momente lässt mich immer wieder der Versuchung erliegen. Da denke ich an mein jüngstes Erlebnis zurück: Silikonfrei wäre sie, kommunikativ und ein Vulkan an Leidenschaftlichkeit. Nun nichts davon war letztendlich zutreffend. Silikon war reichlich verbaut worden, Kommunikation aufgrund sprachlicher Barrieren nur sehr eingeschränkt möglich und Leidenschaft zeigte sie nur dem Hochprozentigen gegenüber. Wieder eine Mogelpackung erwischt. Manchmal würde ich mir eine Anlaufstelle bei der Verbraucherberatung für solche Erfahrungen wünschen. Wer weiß, gibt es möglicherweise irgendwann. Bis dahin werden wir wohlfühlorientierte Seelen zwischen Bauch- und Lendengefühl zu unterscheiden lernen müssen :-)