Über Prostitution hat schon so mancher Musiker aus den unterschiedlichsten Genres gesungen. In unserer Reihe Songs über Prostitution stellen wir Euch einige davon vor. Also: Lehnt Euch zurück, lasst Euch von dem musikalischen Genuss verwöhnen und erfahrt, wie es zu dem Lied Honky Tonk Woman von den Rolling Stones gekommen ist und worum es geht.
“I met a gin soaked, bar-room queen in memphis, …”
Der Liedtext handelt von der Begegnung mit einer vom Gin beschwipsten Barqueen, die den Protagonisten über die Schulter für einen Ritt nach oben trägt, weil er zu betrunken und nicht im Stande ist, den Gedanken an eine andere Frau im Glas zu ertränken. In der zweiten Strophe wird über das Techtelmechtel mit einer Geschiedenen in New York gesungen, die nach einem Streit, ihn auf Rosen bettet, zunächst seine Nase bläst und ihm dann den Verstand raubte. Ob damit ein Blowjob oder eine Nase kolumbianischer Schnee à la Narcos gemeint ist, bleibt an dieser Stelle mal offen. Im Refrain werden zum einen die Honky Tonk Women besungen, jene Frauen, die in den Honky Tonk Bars anzutreffen sind, dort als Tänzerinnen arbeiten und zumeist auch als Prostituierte. Zum anderen wird aber auch eine bestimmte Melancholie angeschnitten - der Honky Tonk Blues. Dieser lässt vermuten, dass dem Protagonisten des Liedes schwermütig zumute ist, was vielleicht an der Frau liegt, die er zu vergessen sucht, oder an der allgemeinen Stimmung, die in derartigen Bars herrscht.
Cowboys, schöne Frauen und verstaubte Klaviere
Wie viele Songs der Stones hat auch dieser einen sehr unverblümten Songtext. Man versteht ohne Schwierigkeiten, worum es geht. Dabei ist er aber subtil genug als dass er von den konservativ dominierten Radiosendern in den 60er und 70er Jahren gespielt werden konnte. Das macht dieses Lied vielleicht auch so besonders: es behandelt eine Thematik, die verrucht und sexy ist, aber dennoch damals problemlos gehört werden konnte. Honky Tonks meint im engeren Sinne Bars, in denen Country Musik gespielt wird, beschreibt aber daneben auch einen bestimmten Lifestyle, wie man ihn im Süden und Südwesten der vereinigten Staaten findet. Der Begriff impliziert rotwangige Männer mit Cowboyhüten und -stiefeln, die an Bars über ihrem Whiskey hängen und von der guten alten Zeit reden und Frauen, eben jene Honky Tonk Women, die zu der Musik eines verstaubten Klavieres lasziv tanzen.
Sich einmal wie waschechte Cowboys fühlen
Entstanden ist das Lied, als Mick Jagger und Keith Richards (Sänger und Gitarrist der Rolling Stones) auf ihrer Reise durch Südamerika auf einer Ranch verweilten. Richards begann auf der Veranda mit dem alten und sehr bekannten Country Song Honky Tonk Blues von Hank Williams herum zu experimentieren. Laut eigener Aussagen fühlten die beiden sich, umgeben von der authentischen Atmosphäre auf der Ranch, wie waschechte Cowboys, was die Melodie und den Text massiv beeinflusst hat.
Vom Country, zum Blues, zum Rock’n’Roll
Honky Tonk Musik, ein Subgenre der weißen Countrymusik, ist stark von Klaviertönen geprägt, wie man sie aus alten Westernfilmen kennt. Die Stones allerdings vermischten diese bei der Aufnahme von Honky Tonk Woman mit starken Einschlägen aus der afroamerikanischen Blues Musik. Richards sagte darüber, dass er sich auch nicht erklären könne, wie diese Metamorphose zustande gekommen sein könnte, außer, dass weiße Countrymusik und afroamerikanischer Country (Blues) sehr nah beieinander liegen. Auf Konzerten kündigte Jagger den Song häufig als Hymne für alle Huren im Publikum an. Die Rolling Stones hatten einige Hit Singles, aber dieser Song stach unter ihnen noch hervor, weil die Fans dazu einfach ausgelassen tanzen konnten. Es gab kein Entkommen: sobald der Song angespielt wurde, begannen die Menschen zu tanzen.
Die Rolling Stones und ihre Frauen
In einem Interview sprachen Richards und Jagger kürzlich über die Bedeutung und die Umstände, unter denen Honky Tonk Woman entstand. Abermals wurde diese besondere, ländliche Atmosphäre auf der Ranch angesprochen, in einem Nebensatz aber auch die dort anwesenden Honky Tonk Women erwähnt, womit sie Cathy (Catherine) Jones und ihre Freundin Candy meinten. In dem Interview bezeichnet Richards Cathy als besondere Freundin der gesamten Band, obwohl das Model kurzzeitig mit ihm zusammen gewesen ist. Zu Candy sei er allerdings nie gekommen, scherzt der Musiker in dem Interview. So wie man die wilden Jahre der Stones kennt, kann man aber wohl annehmen, dass sich die beiden Frauen ähnlich den besungenen Honky Tonk Women verhalten haben und bei den Musikern für allerlei Ablenkung gesorgt haben.Zwischen ausgelassener Stimmung und bitterer MelancholieInsgesamt stellt das Lied eine interessante Mischung dar. Die Melodie, die Fans damals wie heute einfach tanzen lässt ("und darum geht es ja schließlich, dass man seinen Arsch bewegt", so Charlie Watts, der Schlagzeuger der Band) und der melancholisch geprägte Text über die Gedanken an eine Frau, die sich nicht vergessen lässt und die Flucht in die Arme einer Prostituierten. Es ist ein schöner Mix und wird für alle Zeiten eines der beliebtesten Lieder der Rolling Stones bleiben. Wir sind gespannt auf Eure Meinungen zu diesem Song. Trifft er Euren Musikgeschmack und lässt Euch tanzen wie die Fans der Rolling Stones? Kennt Ihr noch weitere Lieder über Prostitution, über die Ihr in unserer Reihe gern mehr erfahren würdet? Schreibt uns einfach in den Kommentaren.
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