Wie sieht der Hurenalltag einer TS Escort denn so aus? Dies kann TeaHybrid in ihrem Beitrag zum Thema "Hurenalltag" glänzend beantworten. Kommt Euch einiges bekannt vor? Dann teilt doch Eure Erfahrung im Kommentarteil und erzählt uns davon!
In einem anderen Leben, irgendwann zwischen 2012 – 2013, sprich im Alter von 18 Jahren, verbrachte ich meine ersten anhaltende Aufenthalte in Berlin. Ich suchte Abwechslung von der heimatlichen Provinz und nahm ein, zwei kreative Kurzfilm – Projekte zum Anlass, Großstadtflair zu erfahren.
Hang zur Perversion
Hilflos exzentrisch: Lang-Mantel, Boots, Fedora, Goth - alternativ, Pferdeschwanz, Ziegenbart. Möchtegernkünstler auf Kneipentour durch die Berliner Nacht. Eine späte Mittvierzigerin, Blond, Raucherstimme, Lack – Leder – High heels – Konstellation. Meine erste Begegnung mit einer Prostituierten, verkörperte eine gealtertes Stereotyp á »Kinder Bahnhof Zoo’s«. Straßenstrich. Schon immer hegte ich ein Hang zur Perversion, das jedoch greifbare Gespräch überforderte das pornografisch geprägte Gehirn. Am liebsten wäre ich still vorübergegangen, aber sie sprach mich unausweichlich von der Seite an. Während ich sie in kurzen Sätzen abwimmeln wollte, traf ich in der Verunsicherung einen arroganten Tonfall.
Mein Bekenntnis zur Transsexualität
Der reale Bezug zur Sexualität folgte nach- und durch mein Bekenntnis zur Mann – zu - Frau Transsexualität. Ich suchte die Fetisch – Szene und gelangte über sie zum Escort. Einen ersten Anlauf versuchte ich 2016 als »Saphera«. Weil ungünstig im Timing, scheiterte der Versuch während des Brechens einer Beziehung. Erneute kehrte ich Berlin den Rücken.
Vorliebe für Shemale
In der Provinz setzte ich alles daran, in der alten Heimat wenigst möglich sesshaft zu werden. Ungefähr zu dieser Zeit lernte ich Klotzi kennen: ein liebenswerter gefühlskalter Chefkoch. Er erinnert mich immer an einen Erzgebirgsgnom mit einer Vorliebe für Shemale. Die Beziehung zu ihm gestaltet sich mehr wie eine Freundschaft Plus, anstelle Ehe - ähnliche Verhältnisse. Als Vollzeitangestellte Nachtwächterin kehrte ich in die Hauptstadt zurück. Länger als ein halbes Jahr konnte ich allerdings den Job nicht überleben. Der Grund: Eine chronische Unpünktlichkeit, die ich während der Schulzeit und aus Protest gegenüber einer autoritären Erziehung manifestiert hatte.
Ich befehligte Lierferando-Sklaven
Frustriert schloss ich mich nach Erhalt der Kündigung in meiner Einraumwohnung, 50 Meter vor der Süd – Berlin – brandenburgischen Grenze ein. Ich befehligte Lieferando - Sklaven, suchte hemmungslose Konversation auf einschlägigen Dating-Portalen und griff zu entspannenden Hausmittelchen aus dem Ambulanzmobil.
Die letzten vier Monate schob ich kontinuierlich 12 – Stunden Nachtschichten mit einstündigen Fahrtweg: Hin UND zurück! Das Sozialleben blieb in dieser Zeit auf der Strecke. Ich stand seit wenigen Wochen im Kontakt mit ein paar ausgewählten Dating Partnern (und Partnerinnen). Verschiedene Leute wollte ich schon länger kennenlernen, weil sie mein Interesse weckten.
Ein Theaterbesuch mit anschließender Übernachtung reichte allerdings, um sofort die Bande zu meiner jetzigen festen Freundin Piper zu knüpfen. Sie ist wie ich vor 4 Jahren, verfolgt die gleichen Ziele, bleibt jedoch noch immer etwas verschlossen. Das kann ihr aber auch keiner verübeln, steht sie doch am Anfang ihrer Reise und muss selbst erst einmal ankommen..
Piper, die Prinzessin, hält mir den Rücken frei, ist mir gegenüber dennoch devot. Prüde ist sie nicht, nur freiwillig monogam zu mir. Möchte uns jemand beim Sex beobachten, ginge das für sie klar. Der Voyeur hat nur teilnahmslos in seiner Ecke sitzen. Die liegt die Brücke zu Cam – Shows im Internet nahe, die wir auch ab und an einmal liefern.
Plötzlich mit zwei Beziehungen gesegnet, eine Partnerin und eine Freundschaft Plus, wurde das Zeitfenster automatisch enger. Innerhalb eines Monats richtete ich meinen Alltag neu aus und konnte auf die Unterstützung der Prinzessin zählen. Sie war in der Zeit mein größter Antrieb. Piper stand auch hinter dem Wunsch, mit 2018 wieder in die Sexwork einzusteigen. 2016 probierte ich darin die ersten Gehversuche.
Chatten als Escort ist anders als privat
Wenn ihr bis zu diesem Abschnitt gelesen habt, kann ich euch ein offenes Geheimnis anvertrauen: Habe ich einmal keine Lust zum chatten, beantwortet Piper für mich die Anfragen als Escort. Anschließend schreibt sie mir alles Notwendige in unseren Kalender. Es ist die Ausnahme von der Regel, doch zwei Sachen sind mir daraus klar geworden:
A: Der persönliche Kontakt vor Ort liegt mir im Gegensatz zur Prinzessin mehr, als das Texten in der Vorbereitung. Auch behaupte ich, dass das Chatten als Escort anders ist, als privat.
B: Anhand dieser kleinen Anekdote sehe ich, wie sehr Piper hinter mir steht. In den meisten engen Beziehungen ist eine solche Akzeptanz des Partners, der Partnerin selten selbstverständlich. Umso mehr tut es mir leid, wenn sie in meinen Namen mit den »ganz besonderen Individuen« schreibt.
Ich erinnere mich dann immer an die Begegnung mit der Stricherin 2013. Wie unterscheidet sich Umgangston und Etikette im Netz mit jener auf der Straße? Wie berechnend oder wie im Affekt handeln die Leute in diesen unterschiedlichen Situationen? Und so nebenbei, um wie viel unterscheide ich mich heute noch von ihr, verglichen mit dem Trauerkloß, der ihr mit 18 gegenüberstand? Teilen sich Straßenstricherinnen und Netzinserentinnen zwangsweise dieselben Klischees und wie sehr differenzieren sich die Vorstellungen der inneren Community von denen der Normalsterblichen?
Fahrt ins Nirgendwo
Auch wenn ich mit der Sexwork erst einsteige, gab es schon den ein- oder anderen – nun sagen wir – erfahrungsreichen Moment. Ich lernte auf unangenehme Art, sich vor der Begegnung im Hotel telefonisch über die Existenz des Zimmers zu erkundigen. Mit zusammengebissenen Zähnen stand ich deutlich auffallend gestylt an der Theke einer Rezeption - ein A/O Hostel irgendwo mitte Berlin. Der Tastenwichser schrieb im Chat seriös, rief sogar wie vereinbart 3 Stunden vor Treff an. Tja Raum 029 existierte nicht und die Analfissur hatte das Handy abgeschaltet.
An dieser Stelle sollte jetzt ursprünglich noch ein ganzes Thema behandelt werden: „Faker – ein Musterbeispiel“. Ich stelle ja meine Blogtexte an mehreren Orten online. Nicht allein um Werbung für mich zu betreiben – nein, im Gegenteil, so mancher Leser meines Blog’s könnte gerade wegen bestimmten intimen Details sein Interesse an mir verlieren. Ich möchte verschiedene Interessengruppen ansprechen. Zu informieren, aufzuklären, letztlich zur Unterhaltung. Das wollte ich schon 2016. Ich habe meine kleine soziopathische Ader im Profiltext schon anklingen lassen – ich will auch mein Publikum! Zumindest möchte ich versuchen mir eins heranzuzüchten.
Mit exhibitionistischem Geltungsdrang
Wenn plötzlich eine Plattform Bilder von mir ablehnt, oder wie in diesem Fall ‚kaufmich‘ meinen Blogeintrag, brauche ich fünf Minuten, um mir wieder vor Augen zu führen, dass die Administratoren mich damit nicht persönlich kränken wollen. Nur wer bei geringen Content selten ein „OK“ bekommt, ist wirklich schlecht. Sich seine Macken offen einzugestehen kann unheimlich befreiend sein. Ich rief mir meinen exhibitionistischen Geltungsdrang ins Bewusstsein, der seine Ursprünge in der Kindheit manifestierten Minderwertigkeitskomplexen findet. Ich muss kein Psychotherapeut sein, um die Kausalketten selbstständig zu erschließen. Anstelle also für den Rest des Tages eingeschnappt mich zickig im Selbstmitleid zu ersaufen, habe ich die letzten 20 Minuten meinen Text abgeändert. So konnte ich mich noch auf andere Weiße in den Mittelpunkt stellen und bin – was wohl der entscheidente Gedanke war – auf die Idee gekommen, dass mein ursprünglicher 2 Teil nun als Kapitel 2 meines Blogs einfach an anderer Stelle zu finden ist. Ätsch. Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht.
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