Diesmal wollen wir Euch den Erlebnisbericht von unserem Gastautoren Dadaist präsentieren - ein wirklich schöner Text über die inneren Monologe, die manchen Kunden vor dem Kontakt mit der Escort seiner Begierde durch den Kopf gehen. Und zu guter Letzt ein Plädoyer für die Haltung "Nicht zu viel denken, einfach machen!"...

 

Viel Spaß beim Lesen!
 

 

Das Herz kennt keine Vernunft

Katrins Anzeige auf Kaufmich war mir aufgefallen: ein Text, mit dem ich mich persönlich angesprochen fühlen konnte und ein paar Fotos, die Lust auf körperliche Entdeckungen machten, selbst wenn das Gesicht unscharf gehalten war. Da entsteht Verunsicherung; was würde sein, wenn man leibhaftig vor der Person steht und dann in ein Gesicht blickt, das dann keinen sprühenden Funken überspringen lässt? Mich interessieren die Augen einer Frau, für mich steht der Gesamteindruck einer Person dafür, ob sich Sex-Appeal mir vermitteln kann oder ob eine Situation kühl bleiben wird. Also vergiss es, sagte mir der Verstand und führte ein zusätzliches Argument ins Feld: Katrin war viel zu weit entfernt für einen try-and-error-Versuch.

 

Einige Tage später führte mich mein Mausklick-Finger wieder auf Katrins Profil. Es sprach mich an und barg dennoch ein Geheimnis. Eines, das mich neugierig machte, das ich ergründen wollte.  Also schrieb ich eine Nachricht, stellte mich vor und dar, was genau an Katrins Text mein Interesse geweckt hatte. Manchmal verführt mich die Situation dazu, dass ich eine der inserierenden Frauen anschreibe. Manchmal kommt keine Antwort, manchmal erreichen mich drei hingeschluderte Worte, die mir kein gegenseitiges Interesse belegen oder sogar deutlich machen, dass meine vorausgegangene Nachricht überhaupt nicht gelesen worden war. Nicht so bei Katrins Antwort. Die war kurz, doch freundlich, klang verbindlich und so, dass ich nicht den Eindruck hatte, dass sie mich verwechselt haben oder unser junger Dialog ihr gleichgültig sein könnte.

 

Wie komme ich jetzt aus der Nummer wieder heraus, schoss es mir durch den Kopf? Es ist doch Wahnsinn, länger als eine Stunde zu einem Treffpunkt zu fahren, eine Stunde mit einer mir unbekannten Dame zu verbringen, dafür Geld zu bezahlen und wieder einen über eine Stunde langen Rückweg anzutreten. Schnapsidee, entschied ich. Ein halber Arbeitstag wäre futsch, für ein vages Unternehmen. Da kommt mir ein Lottoschein billiger, der Verlust an einer Niete auch, und ein Hauptgewinn bringt deutlich mehr. Ich formulierte eine ehrliche Antwort, brachte die Ausrede des langen Weges zur Sprache.

 

Zeit verfloss, aber Katrin konnte ich nicht vergessen. Eines Tages meldete mein mail-account eine Kaufmich-Nachricht. Katrin grüßte mich mit fröhlichen Worten und brachte sich freundlich und unaufdringlich in Erinnerung. Dieses Biest, war mein erster Gedanke, hat mich schon fast um den Finger gewickelt. Als höflicher Mensch musste ich antworten, also dankte ich für die Mitteilung. Natürlich sah ich mir wieder ihr Profil an, blieb wieder an den Worten hängen, die mir aus der Seele sprachen. Sollte ich es wagen?...

 

Es kam wie es kommen musste. Mein Job gewährte mir etwas mehr Zeit und Flexibilität, also nahm ich mir vor, die junge Dame kennenzulernen. Das kam ja noch dazu: Katrin war deutlich jünger als ich, und gegenüber zu jungen Damen leitet mich dann doch eher Zurückhaltung. Nicht bei Katrin. Wenngleich ich altersbedingt ihr Vater sein könnte.

 

Natürlich habe ich mich verfahren, war zu früh abgebogen an der großen Kreuzung. Falsch den Straßennamen gelesen, zum Tragen der neuen Brille bin ich zu eitel. Ich geisterte durch ein eng verzweigtes und verwinkelte Wohngebiet. Fuhr in die falsche Richtung, musste umkehren. Rote Ampeln prüften meine Nervenkraft. Eine Straße, die wegen der mittig verlaufenden Straßenbahnschienen ein Umkehren erst nach weiter Distanz erlaubte. Mein neues Smartphone hatte ich noch nicht im Griff, wie geht das mit dem verfluchten Navi, im Auto eingebaut gibt es keines. Auf der großen Ausfallstraße wusste ich, dass ich hoffnungslos falsch war. Ich rief Katrin an und sagte, dass ich mich verspäten würde. Kein Problem sagte, sie. Ein Anraunzer oder eine Beleidigung hätte mich nicht verwundert. Auf die Fakerliste kann man heutzutage schnell geraten. Beruhigt von Katrins Ermutigung fädelte ich mich geduldig in den Verkehrsstrom ein, fand trotz umfassender Baustellen mit Einbahnregelung den richtigen Abzweig, und nach ein paar Kreuzungen und Abbiegen fand ich einen Parkplatz unweit des Hauses. Mein Blick landete auf einem Eckladen: Blumen. Du bist nun ohnehin zu spät, sagte ich mir, dann kannst du auch noch eine Blume kaufen. So geschehen, stand ich einige Minuten später mit einer Rose bewaffnet vor Katrins Tür. Alle Selbstzweifel kamen wieder hoch, die Anstrengung, die Hetze und der mahnende Finger der Vernunft, die mich fragen ließ, ob sich der Aufwand denn tatsächlich lohnen könnte und es nicht besser wäre, stattdessen jetzt fleißig am Schreibtisch zu sitzen? Nun gut, meine Zusage, zu kommen, hatte ich wahr gemacht. Aber statt eines eilends vollzogenen Termins aufgrund meines Zuspätkommens könnte ich mich entschuldigen, höflich verabschieden und einen Haken mehr auf meiner Erfahrungsliste markieren, beruhigte ich mich.

 

Die Tür ging auf, und die Sonne strahlte. Ich erkannte Katrin sofort, trotzdem die Fotos auf ihrem Profil unscharf gehalten waren. Ihre Stimme kannte ich ja bereits von den Telefonaten am Vortag und kurz zuvor auf der Wegstrecke. Es war, als ob wir uns schon gekannt hätten, eine angenehme und erfreuliche Vertrautheit stellte sich sofort zwischen uns ein. Meine innere Stimme riet mir, dass es in jedem Fall schön sein könnte, eine Stunde  mit dieser bezaubernden Frau zu verbringen, egal, was geschehen würde. Tatsächlich hatte ich keinen einzigen Moment daran gedacht, die Flucht anzutreten. Und dass ich zu spät gekommen war, war kein Thema für Katrin, Minuten wurden nicht gezählt.

 

Es dauerte nicht lange, und wir sind uns nahe gekommen, sehr nahe. Ich verlor mich in der jungen Frau und ließ mich von ihr betören und berauschen. Wir sprachen über alles und machten dann auch alles. Es gab keine Scheu, weder von ihr mir gegenüber, noch von meiner Seite ihr gegenüber.  Eher wie ein eingespieltes Team, in dem sich jeder seine Neugier, seine wundersame Verehrung für den anderen bewahrt hat. Gemeinsam hatten wir unseren Spaß...

 

Und eine sehr schöne Erinnerung: der Kontakt ist, wenn auch lose, seither nicht mehr abgerissen. Wieder mal ein Beweis dafür, dass man einfach machen muss, - nicht viel reden, nicht viel denken, einfach machen...

 

 

 

Hat Dir diese Geschichte gefallen? Du hast selber Erlebnisse aus der grossen, bunten Welt des Sexwork auf Lager? Du schreibst gerne und würdest Deine Worte gerne auch in unserem Magazin lesen? Dann schick uns Deinen Text (mind. 500 Wörter) an [email protected] und kassiere Deine 15 Minuten Ruhm (frei nach Andy Warhol)!

 

Written by Gastautor


5 comments

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Schöne Geschichte und amüsant zu lesen. Ich kann gut nachvollziehen, dass Du letztendlich zu ihr gefahren bist ... in der Tat, sie hat dich um den Finger gewickelt, aber sowas von ... Aber wir Männer lieben und wollen das doch auch. Wenn am Ende ein Glücksgefühl und eine schöne Erinnerung bleibt, dann war das Date doch die richtige Entscheidung. Ja, einfach machen, sonst verpasst man die schönsten Momente im Leben.

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Was mich ärgert ist das man hier ein Kommentar schreibt anonym.

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"Es zählt doch die Illusion, die wir und kaufen." ja genau so soll es sein eune Illusion

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Aber es ist doch völlig egal, ob Geschäftsfrau oder nicht. Es zählt doch die Illusion, die wir und kaufen. Und da ist es doch völlig gleich, ob professionell oder "nur" hobbymäßig. Wenn das Date für die Dame angenehm war und wir als Männer in unseren Erwartungen nicht enttäuscht werden, dann ist es doch für beide perfekt. Daher - sehr gute Geschichte für mich, da ich mich vor jedem Date auch erst ein bisschen "verlieben" muss. seid lieb miteinander emotional-man

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Anonymous

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Eine echt nett geschriebene Geschichte. Die vielleicht etwas aufzeigt wie es richtig gut funktionieren kann. Das ist wie in jedem Geschäft man macht es mit Liebe oder weil ich muss. „Katrin“ Ein Profi Escort der genau weiß wie das Geschäft zu laufen hat. Geschäftsfrau durch und durch.

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