Von morgens bis zum späten Nachmittag lag da noch ein mehr oder weniger unbekannter Mann neben mir. Weniger bekannt, weil wir uns, außer ein bisschen schreiben und abgesehen davon, dass er der verrückt Charismatische aus einem anderen Blog Beitrag war, nicht kannten. Mehr bekannt, weil der Fremde nackt neben mir lag.
Es sollte ein ganz unverbindliches Treffen werden. Er war gerade in der Gegend beruflich, man wollte zusammen feiern gehen. Da ich erst spät Feierabend hatte und zeitlich in der Bredouille steckte, bot ich dem armen wartenden Kerl an, zu mir zu kommen, was er auch gerne tat. Alles andere als schon schick und parat, machte ich ihm in einem schnell übergeworfenen Kleidungsstück barfuß und mit der Zahnbürste in der Schnorre die Tür auf.
Wir quatschen im Eifer des Outfit-Finde-Gefechts etwas nebenher, tranken ein paar Slivka und bereiteten uns auf den Ausgang vor. Er suchte meine Nähe, küsste mir dann pappendreist den frisch gezogenen Lippenstift von den Lippen und los ging es. Um kurz vor drei kamen wir dann auch mal im Club an und zwischen etwas tanzen, quatschen und umherwandern, hoch und runter zwischen den verschiedenen Floors, stellte ich ihm die Frage, wie er mich denn nun einschätzen würde. Dominant (wegen meiner doch etwas kratzbürstigen aufmüpfigen Art) oder devot?
Mich verblüffte dieses rasche Urteil, weil ich es nicht nachvollziehen konnte. Also hakte ich nach. Er machte das selbe Spiel noch ein, zwei Mal und jedes Mal konnte ich einfach nicht anders als sofort seiner Hand nachzugeben, seinem Kuss, schloss die Augen und endete in seinen Armen. "Na, weil du dich mir sofort hin gibst" lautete also die Antwort.
Und so schaffte ich es auch tatsächlich, mit Slip immerhin noch angezogen, zufrieden in seinem Arm einzuschlafen. Wie gerne hätte ich sofort nachgegeben, denn seine Art und Weise, mich zu berühren, brachte mich fast um den Verstand. Aber ich war noch dazu (weil ja Sex nicht geplant war) nicht frisch rasiert und naja.... Ich vertröstete ihn und mich aufs nächste Mal.
Zu spät also! Ein leises erregtes Stöhnen seinerseits signalisierte mir, dass ihn mein nicht rasierter Schritt wohl herzlich wenig interessierte und so murmelte ich, immer noch etwas schlaftrunken: "Ok wenn du ein Kondom dabei hast, tu ich einfach so, als hätte ich nie gesagt, dass ich keinen Sex will und du nimmst mich einfach..."
Ich weiß nicht, ob es im Hotel schlussendlich ein langes Liebesspiel war, mit kurzen Trinkpausen oder mehrere. Jedenfalls wurden wir irgendwann kurz vor 14 Uhr gestört von der Putzfrau, die klopfte und uns an seinen Checkout erinnerte. Wir gönnten unseren verschwitzten Körpern trotzdem noch eine schnelle Dusche und verließen das Hotel. Da am Abend eigentlich geplant war, dass wir auf seiner Heimreise eine weitere Party besuchen wollten, kam er mit zu mir. Wir legten uns nochmal schlafen, wobei der Fehler wohl war, dass wir dies nackt taten, denn von schlafen war irgendwann wieder keine Rede mehr.
Ich muss das ganze jetzt erstmal sacken lassen, verarbeiten und werde jetzt bestimmt noch davon träumen. Ich danke ihm für jede einzelne Sekunde, die er mich mein Selbst hat vergessen lassen, und vor allem auch für jede, in der er mich mein Selbst hat spüren lassen. Ich danke ihm dafür, dass er mich ein bisschen aus der Reserve gelockt hat.
Und ich freue mich jetzt schon auf das nächste Mal. Wenn es wieder heißt: dreckig geil devot!