Dieses Mal haben wir eine längere Geschichte unseres Gastautoren funkiss für Euch ausgewählt, die etwas melancholisch ist und von einer zarten Annäherung erzählt. Erotik und verführerische Blicke liegen in der Luft, aber das Ende bleibt offen. Wie gefällt Euch die Geschichte? Wir freuen uns über Euren Kommentar! Es ist 19Uhr, mitten in der Woche und Marlon sitzt, mit einem Bier vor sich, am Tresen der kleinen Gaststätte. Seit der kleinen Beziehungspause ist er öfters hier. Allein sein möchte gelernt sein. Nach 23 Jahren Ehe gab es so viel Normalität und Alltag, er musste einfach mal raus. Ja raus, richtig raus, weg vom Haus, von seiner Frau, sich selbst finden, schauen ob es so besser ist, ob eine endgültige Trennung der bessere Weg ist. Die kleine möblierte Wohnung im Nebengebäude eines großen Hofes hat er im Internet gefunden. Das Angebot am Wohnungsmarkt war wirklich nicht sehr üppig, vor allem so kurzfristig, wie er es vor 3 Wochen wollte. Die Gaststätte war das erste, das er in der näheren Umgebung gefunden hatte. Rustikal und gemütlich kann man hier sitzen, lecker essen und auch einen netten Plausch mit dem Betreiberehepaar ist öfters drin. Na gut, meistens mit der Frau, sie bedient an der Bar und servierte auch. Nichts für ihn, vielleicht 10 Jahre älter als er, erweckt sie kein Interesse in ihm, das über ein nettes Gespräch hinausgeht. Vielleicht ist es genau der Grund weshalb er sich hier so wohl fühlt. Seine kleine Wohnung liegt 10min Fußweg von hier, unweit eines großen Sees. Eigentlich eine sehr schöne Gegend, toll zum Wohnen, aber…so richtig zu Hause ist er noch längst nicht. Immer wieder kommt ein Gefühl der Einsamkeit in ihm hoch, so kennt er es nicht. Allein sein und auch alles selbst erledigen, am Wochenende die große Reinigung, als Single reicht das aus, der Kühlschrank füllt sich ebenfalls nicht von allein und essen, das muss er auch allein machen. Da kam ihm die kleine Gaststätte sehr gelegen. Leckeres Essen, nett serviert und irgendwer ist immer im Gastraum, so braucht er nicht allein zu essen. Ab und an gab es auch ein Gespräch, nicht nur mit dem Betreiberehepaar, auch mal mit einem anderen Gast. Heute hatte er schon gegessen, vor ihm steht sein erstes Bier. Mehr als drei wurden es nie, so wird es wohl auch heute sein. Der U-förmige Tresen ist in dem Gastraum sehr präsent. Marlon sitzt, wie so oft,  an einer der Seiten des Tresens. Von hier aus kann er den Großteil des Gastraumes einsehen. Hinter ihm nur das WC und ein paar wenige Tische, die in kleinen Nischen untergebracht sind. Der Gastraum ist mäßig gefüllt, ein etwas größerer Tisch fällt auf, dort sitzen einige Gäste zusammen und unterhalten sich kreuz und quer und nicht ganz leise. Bei seiner Recherche im Internet über das nähere Umfeld seines neuen Domizils, hat er auch die Reha-Klinik entdeckt. In den letzten Wochen hat er hier öfters solche illustren Runden  gesehen. Es scheint eine der wenigen Abwechslungen in der Nähe zu sein, abseits des Reha-Aufenthaltes. Heute geht es Lena schon viel besser. Sie kann wieder lachen und war zwischendurch sogar mal kurz auf ihrer Arbeit gewesen. Etwas ganz besonderes für sie. Als sie vor fast einem Jahr plötzlich nicht mehr arbeiten konnte, war es für sie ein Schock. An einem ganz normalen Tag, wie immer früh am Morgen, sie war auf dem Weg zur Arbeit. Mal wieder sausten ihr seit dem Aufstehen die akuten Themen der letzten Tage durch den Kopf. Der Arbeitsstress in den letzten Monaten war enorm gestiegen und sie hatte damit ziemlich zu kämpfen. Auf dem Parkplatz angekommen, ging sie in Richtung des Geländes ihrer Arbeit. Sie sah schon das Pförtnerhäuschen und kramte in der Tasche nach ihrem Ausweis, da war er. Plötzlich durchzuckte es sie, wie versteinert blieb sie stehen, den Ausweis in der Hand, nicht fähig auch nur den Finger zu bewegen. >Was ist jetzt los?< fragte sie sich. >Nein! Ich kann da nicht hin!< Alle Gedanken, die ihr vorher noch durch den Kopf gingen, waren weg, der Kopf nur noch mit der Angst vor dem Gelände beschäftigt. Sie stand wie vor einer unsichtbaren Mauer, nichts ging mehr, Rien ne va plus. Wie ihr der Arzt später sagte, hatte sie einen Burnout. Die Symptome  kamen schleichend, sie merkte es nicht und genau an diesem Tag ist das Fass wohl übergelaufen. Mit viel Mühe schaffte sie es, einen Schritt rückwärts zu gehen und dann noch einen und die Angst verringerte sich, ging sie einen Schritt vorwärts, wurde die Angst wieder riesengroß. Zu Hause ging der Alltag ohne Probleme, doch an Arbeit war nicht zu denken. Nach Monaten des Zuhauseseins und sooo unendlich vielen Therapiestunden wurde es wieder besser. Als Abschluss, meinte ihr Arzt, wäre eine Reha unumgänglich.   Und nun ist sie schon vier Wochen hier, hat viel dazu gelernt, neue Menschen mit ähnlichen, aber auch ganz anderen Problemen kennengelernt. Heute Abend hat sich die kleine Truppe, die sich hier in der Reha-Klinik gefunden hat, mal wieder zu einem gemütlichen Beisammensein in der einzigen fußläufigen Gaststätte verabredet. Wie immer etwas zeitiger, da schon um 22Uhr die Rückkehr der Patienten erwartet wurde. „Ich gehe kurz aufs WC!“ sagte sie allgemein in der Runde. Niemand antwortete, was sie auch nicht wirklich erwartete. Auf dem Weg zum WC geht sie am Tresen vorbei. Es sitzt niemand weiter daran, nur dieser Mann… >Nice< denkt sie und huscht kurz mit ihrem Blick über sein Gesicht. Auf dem Rückweg mustert sie ihn kurz von hinten, ein kurzes Lächeln erscheint auf ihren Lippen. >Oh ja, auch von nahem eine hübsche Frau< dachte Marlon. Die Frau ist ihm vorhin schon mal aufgefallen, er hatte dann aber nicht weiter auf sie geachtet. Als sie vom WC kommt, darf er sie auch von hinten betrachten. >Hübsch gebaut< denkt er. Verführerische Gedanken gehen ihm durch den Kopf. >Im Endeffekt bin ich allein in meiner Wohnung!< Er malt sich ein nettes Beisammensein aus. Er muss grinsen, 3 Wochen und der Notstand bricht aus, na toll. Aber wie Notstand sieht sie nun wirklich nicht aus. Quer durch den Gastraum sitzen sie sich gegenüber, er sieht ihr ins Gesicht. Ihre Blicke treffen sich. Erotische Gedanken gehen ihm durch den Kopf. >Nun ja, etwas die Fantasie benutzen darf ich doch.< denkt er so bei sich. Sein Blick trifft sie tief. >Die Augen, oh ja.< schießt es Lena durch den Kopf. Alles um sie herum ist wie weg, einen Moment lang ist sie auf diese Augen fixiert. Sie schaut weg, nur kurz, denn sein Blick ist so fesselnd, so herausfordernd. Ja, er schaut noch immer. Jäh wird sie von ihrer Sitznachbarin angestupst. Sie lässt den Blickkontakt zu ihm los und drehte sich zur Seite. Eine in diesem Moment sowieso und auch ansonsten belanglose Frage erreicht sie. Sie Antwortet genauso belanglos, um vor allem keine intensive Unterhaltung zu starten und sich wieder umdrehen zu können. Sein Blick ist verloren, er spricht gerade mit der Wirtin und lacht kurz auf. >Was für ein tolles Lachen.< schießt es ihr durch den Kopf. Aber was soll das? Vor zwei Wochen war ihr Mann erst hier und sie hatten auch etwas ungestörte Zeit auf ihrem Zimmer verbracht. >Waren die zwei Wochen schon zu lang?< Sie versuchte wieder seinen Blick zu erhaschen. Ein kurzes Gespräch mit der Wirtin, sie macht eine lustige Bemerkung und Marlon muss kurz lachen. Sein Blick geht zurück zu dieser Frau. >Sie schaut mich wieder an, sucht den Blickkontakt.< Er ist angetan und spielt in Gedanken durch, wie er zart über ihren Kopf und Rücken streichelt. >Ob sie meine Gedanken in meinen Augen lesen kann?< schießt es ihm kurz durch den Kopf, doch dann wandern seine gedanklichen Hände schon weiter über ihren Körper. >Ich weiß ja nicht ganz genau, was er gerade denkt, aber so wie er mich gerade ansieht, glaube ich es zu wissen.< Ihr wird warm im Schoß. Der Blick hat etwas hoch Erotisches an sich. Sie spürt eine starke Lust in sich, spürt wie seine Hände über ihren Körper gleiten. Sie will die Gruppe nicht verlassen und doch möchte sie diesen Mann spüren. Marlon spürt ihre Blicke und diese sagten laut: Ja, streichle mich intensiv und am ganzen Körper. Soll er sie ansprechen? Es ist schon lange her, dass er eine Frau einfach angesprochen hat. Er spürt, wie sich Ihre Blicke gegenseitig verführen. Sie steht auf und geht in seine Richtung, ihr Blick bleibt mit seinem Blick verbunden. Sie geht nur einen knappen Meter an ihm vorbei, Richtung WC. Der Blick sagte ganz laut: Folge mir. Er erschrickt bei dem Gedanken, meinte sie das wirklich? Was wenn es nicht stimmen würde. Er kämpft mit sich und seiner Unsicherheit. Nach ein paar Minuten geht sie wieder zurück an ihren Tisch. >Wird er gleich durch die Tür des Damen WC kommen?< fragte sich Lena. Sie wartet, leider vergebens und nach ein paar Minuten geht sie zurück an ihren Tisch. Sie sucht wieder den Blickkontakt, diese intensive Verbindung, die so viel erhoffen lässt. Da ist sie wieder, diese Verbindung zwischen den Augen, sie spürt sein Interesse und seine Begierde. Sie kokettiert wieder mit ihm und ihr Verlangen steigt weiter an. >Ja, ich will.<  Wieder steht sie auf und geht, seinen Blick fest an ihrem gefesselt, Richtung WC. Dicht an ihm vorbei, sie spürt seinen Geruch, es erregt sie noch mehr. >Ja, sie will mich dort sehen. Aber wenn ich von den Wirtsleuten gesehen werde, wie ich in das Damen WC gehe? Was, wenn ich es doch falsch interpretiere?< Ganz viele Fragen schießen ihm durch den Kopf und fesseln ihn an seinen Barhocker. >Ein schnelle Begegnung auf dem WC?!< Das war doch gar nicht das, was er ihr mit den Augen sagte, es ist nicht das, was er will. Bei ihm, in seiner kleinen Wohnung, mit viel Zeit und sich ausgiebig ausleben….. >Nein.< denkt er, so jedenfalls nicht. Es dauert eine unendliche >Nun warte ich hier schon etliche Minuten, irgendwie versteht er mich nicht.<  Ihre Erregung weicht einem Gefühl der Wut. Sie geht wieder zurück zu ihrem Tisch und versucht, nicht zu ihm zu schauen. Es gelingt ihr ein paar Minuten, doch dann hat sie sein Blick wieder gefesselt. Sie spürt seinen intensiven Blick, spürt wie er sie mit seinen Blicken verführt. Von Wut keine Spur mehr, die Wärme in ihrem Schoss wird deutlich spürbar, noch mehr als vorher. >Ja!....<  Plötzlich stehen alle am Tisch auf, sie ist erschrocken. Bei ihrer hitzigen Augenverführung hat sie die Zeit vergessen. Zwischenzeitlich ist es bereits viertel vor Zehn. Sie müssen los, müssen zurück in die Klinik. Alle Gäste am Tisch stehen plötzlich auf, Marlon erschrickt, der Blickkontakt verliert sich. Ach ja, vor ein paar Tagen hatte die Wirtin ihm erzählt, dass die Patienten immer kurz vor Zehn los müssen, um pünktlich zurück zu sein. Sie würde ihn also sowieso nicht in seine Wohnung begleiten können, nicht so spät. Er überlegt was er jetzt noch schnell machen kann, eine Telefonnummer, ein „Wann bist du wieder hier?“. Dann geht es ganz schnell, die Menschentraube ist an ihm vorbei, er hat sie nicht mehr richtig gesehen. Nun ist er fast allein in der Gaststube. >Na toll< denkt er so bei sich. >Dabei hätte ich ihn so gern gespürt.< Etwas bedröppelt geht sie mit den Anderen los, noch einmal an ihm vorbei zum Ausgang, den Blick hat sie dabei gesenkt. >Nein, nicht noch einmal hin sehen.< Vor der Tür spürt sie die Abendkühle, die ihr die Wärme in ihrem Schoß nimmt, nur ein wenig bleibt und dazu ein angenehmes Gefühl an diesem Abend zumindest mit den Augen verführt worden zu sein. Sie müssen sich beeilen, um nicht zu spät zu kommen. Marlon bezahlt, nun möchte er nicht mehr hier sein. Er spürt immer noch ein angenehmes Gefühl in sich, spürt noch ihre Augen.  >Es sollte heute wohl nicht sein.< denkt er bei sich, er ist wieder allein und geht seinen Weg zu seiner kleinen Wohnung. >Vielleicht sehe ich sie mal wieder, so weit sind wir ja nicht auseinander.<  An diesem Abend spürt er wieder, wie einsam er allein ist.

 

Written by Gastautor


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