Die meisten Männer hier sind leider so weichgespült und bewegen sich irgendwo zwischen Gender Mainstreaming und Metrosexualitäten. Manchmal ärgert es mich, wenn ich merke, wie mich Männerblicke abtasten und ich ganz genau weiß: Der will mich jetzt. Aber er traut sich nicht. Das ist echt scheiße.
Als ich 15 war – das war 1990 – konnte ich mich kaum irgendwo bewegen, ohne dass mich irgendein Kerl aufgabelte. Ganz ohne Inet und nur mit einem Walk über den Gendarmenmarkt, während einer Zugfahrt oder in der Bibliothek hatte ich immer neue Männer vor oder im Mund.
Meine Adoptiveltern sahen mich manchmal tagelang nicht. Das ging dann so weit, dass meine Adoptivmutter, die am liebsten die Adoption wieder aufgelöst hättet das Jugendamt eingeschaltet hat. Zu meinem Glück war der zuständige Jugendbetreuer schwul, hatte gerade sein Coming-out und fand mich ganz okay.
Ich war einfach zu jung und zu abgelenkt und tauchte in den Rummel einer sich vereinigenden Stadt ein. Es war eine provozierende Zeit, einem Tanz auf dem Vulkan gleich.
Heute lerne ich von Zeit zu Zeit junge Männer kennen und ich habe den Eindruck, die haben weniger sexuelle Möglichkeiten heute. Die stärkste Beziehung scheinen sie mit ihrer Kiste namens Computer zu haben. Das finde ich eine ziemliche Verschwendung. Deshalb nehme ich von jungen Männern manchmal auch nicht so viel.