Langsam neigt sich der Masturbationsmonat Mai seinem Ende zu. Unser Gastautor Thomas-H hat sich gefragt, warum Selbstbefriedigung nicht besonders hoch im Ansehen steht. Fast jeder macht es, aber kaum einer spricht positiv darüber. Oder doch? Unser Gastautor schon. Was meint Ihr? Ist "Wichser" eine Beleidigung und falls ja, warum überhaupt? Schreibt uns doch Eure Meinung in den Kommentarteil.
Wichser wird meist abwertend gebraucht
Selbstbefriedigung steht nicht besonders hoch im Ansehen. Auch wenn die Zeiten überwunden sind, in denen Masturbation angeblich Rückenmarksschwund, Blindheit oder Haarwuchs an den Handinnenflächen verursachte, so wird die Betitelung als "Wichser" doch regelmäßig in abwertender oder beleidigender Absicht vorgenommen. Dem auf die Weise ins Visier genommenen wird unterstellt, es bestünde bei ihm ein Mißverhältnis zwischen seinem Bedürfnis nach sexueller Befriedigung und seinen Möglichkeiten, die für diese Befriedigung erforderlichen Handlungen unter Beteiligung einer anderen Person zu vollziehen oder an eine andere Person zu deligieren.
Masturbiert wird flächendeckend
Ich verstehe das nicht. Auch wenn mir gesicherte Erkenntnisse fehlen, weil Masturbation weder im Kreis meiner Verwandten noch unter meinen Freunden Gesprächsthema ist, so neige ich doch der Ansicht zu, daß die meisten Menschen aus den verschiedensten Gründen zumindest phasenweise für Sex zwar keinen passenden Partner haben, auf sexuelle Befriedigung aber dennoch nicht verzichten mögen. Die Länge und Häufigkeit dieser Phasen mag variieren, aber meines Erachtens täuscht lediglich der Umstand über die flächendeckende Verbreitung von Masturbation hinweg, daß es selten ein Vergnügen ist, sich gedanklich damit zu befassen, daß oder wie Verwandte, Freunde und Bekannte sich sexuell selbst befriedigen. Die Anzahl der Menschen, an deren Sexleben man lieber gar nicht erst denken mag, ist nun einmal sehr, sehr viel größer als die Zahl derer, bei denen solche Überlegungen reizvoll wären.
Wichsen ist einfach normal
Langer Rede kurzer Sinn : Ich halte Selbstbefriedigung für völlig normal. Damit wird im Grunde genommen dann durch die Bezeichnung als "Wichser" nur zum Ausdruck gebracht, derjenige mit dem oder über den man gerade redet, vollauf normal ist. OK, auch das kann als Beleidigung empfunden werden, ist aber auf diese Weise sicherlich nicht beabsichtigt.
Selbstbefriedigung ist Selbstliebe
Für mich ist Selbstbefriedigung Sex mit dem Menschen, den ich am meisten schätze. Das hat Vorteile, aber nicht nur. Ich weiß schließlich selbst am besten, was mir gut tut, wann und wie es mir gut tut. Allerdings sind Überraschungsmomente eher dünn gesät, angenehme zumal. Bei aller Spontanität sind Verlauf und Ergebnis von Masturbation doch relativ vorhersehbar. Überraschen kann neben dem gelungenen Ausgang eines Experiments mit einem neuen Hilfsmittel wie Gleitcreme allenfalls, wenn die Verwendung einer schon bekannten Phantasieprothese, herkömmlicherweise auch als Pornographie bezeichnet, im Einzelfall einen besonders intensiven Orgasmus bewirkt, ohne daß die genaue Ursache für dieses Erlebnis geklärt werden oder der Effekt reproduziert werden kann.
Man sollte sich nicht erwischen lassen
Gelegentlich kommt es zu Überraschungen durch Dritte, die unbeabsichtigt und meist sehr plötzlich Zeuge des Geschehens werden, was für alle Beteiligten aber wahrscheinlich eher unerfreulich ist. Auch die diskrete Beseitigung des Ejakulats erfordert ein wenig Überlegung und Sorgfalt, wenn man Dritte mit der gedanklichen Befassung an diesen sehr selbstbestimmten Teil seines Sexlebens verschonen möchte.Alles in allem ist Masturbation eine durchaus empfehlenswerte Möglichkeit, den eigenen Sexualtrieb und dessen Ausleben im Gleichgewicht zu behalten, ohne sich anderen in krimineller Weise aufzudrängen. Über welche andere Beschäftigung ließe sich das schon sagen ?
