Leider gehört es zum Berufsrisiko als Escort und Sexarbeiterin, schlechte Erfahrungen mit Kunden zu machen. Wie geht man als Escort damit um? Dies erklärt Escort free_mind, die dazu eine eigene Meinung hat.  

 

Nein, dieser Beruf ist nicht immer ein Zuckerschlecken. Vor drei Tagen hatte ich Besuch, der sehr grob war. Verdrängen ist meiner Meinung nach nicht die richtige Lösung. Aber ich setze Prioritäten. Es gibt Ausgleiche.

 

Schlechte Erfahrungen werfen mich nicht aus der Bahn
Ich treffe so viele tolle, nette Menschen, habe so viele spannende Erfahrungen in meinem Beruf gemacht und bin daran gewachsen. Ich wachse immer noch. Vor ein paar Jahren hätte mich das unangenehme Erlebnis noch sehr krass aus der Bahn geworfen.

 

Aber ich bin stärker geworden. Ich bin nicht abgestumpft, im Gegenteil. Je stärker ich werde, umso leichter fällt es mir auch, Emotionalität zuzulassen. Das ist übrigens sehr gut für meinen Beruf.

 

Viele Menschen suchen anscheinend Sex und brauchen eigentlich körperliche und emotionale Nähe. Das kann ich umso besser geben, umso stärker ich werde und umso mehr ich zu mir selbst stehen kann. Abstumpfung ist etwas ganz anderes.

 

Lass uns über deine Vorurteile reden
Es ist ein "Sich - Ducken", "Sich - Vor- Sich - Selbst - Verleugnen". Ich jedoch gehe einen anderen Weg. Den, mit aufrechtem Rücken durch die Welt zu gehen und zu sagen: " Ja. Ich bin Nutte. Lass uns über deine Vorurteile reden, dazu sind sie da. Um sie zu überdenken und, wenn sie als unsinnig erkannt wurden, zu beseitigen."

 

Ich stehe in dieser Welt und sage laut, dass ich schon genug Scheiße erlebt habe, auch in der Sexualität. Schweigen ist nicht die Lösung. Aber man sollte dem auch nicht zu viel Macht schenken. Klar, solche Verletzungen können Traumata hinterlassen. Aber jedes Mal, wenn du etwas aus Angst, dieses Erlebnis könnte sich wiederholen, nicht machst, obwohl es dir auf dem Herzen liegt, es zu tun, gibst du deinem Täter Macht über dein Leben. Und diese Macht darf er nicht bekommen.

 

Ich stehe hier und sage:
Mir wurde weh getan. Mir ist bewusst, dass ich als Prostituierte ein höheres Risiko habe, sexuelle Verletzungen zu erfahren. Ich möchte meinen Beruf um Nichts in der Welt aufgeben. Dafür gibt es viele Gründe. Einer davon sind die vielen Menschen, die ich täglich glücklich machen kann und die mich glücklich machen. Ich liebe meinen Beruf von Herzen. Und ich bin dankbar für all die schönen und auch die schlimmen Erlebnisse, die ich durch diesen Beruf in meinem Leben hatte. Ich möchte das alles um nichts in der Welt missen.

 

 

 

teile deine Erfahrungen mit der Community Welche Strategie habt Ihr liebe Escorts, schlechte Erlebnisse mit Kunden zu verarbeiten? Welche Tipps für Self-Care Strategien habt Ihr für die Community? Verarbeitet Ihr solche Erlebnisse in Euren Blogs?  

 

Written by Gastautor


6 comments

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Buschbub, das war einfach reine Notwehr; Männer, die bereit sind, hohe Preise zu zahlen, sind meist Geschäftsleute und Männer, die privat und beruflich eine große Verantwortung tragen und im Regelfall mit Frauen respektvoll umgehen. Das war meine Erfahrung und deshalb habe ich dann auch über 8 Jahre kein einziges schlechtes Erlebnis mit Kunden mehr gemacht. Jede Frau bestimmt im übrigen ihre Preise selber. Mit freundlichen Grüßen Susi Community Management

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Sorry, aber das ist doch absolut unfair: ausgerechnet die Männer, die lieb und nett zu dir sind, mit hohen Preisen zu bestrafen dafür, dass einige andere Männer gewalttätig sind. Auf mich wirken hohe Preise eher abschreckend: da hält sich eine Dame für etwas unglaublich besonderes und möchte deshalb nur Abteilungsleiter, Chefärzte und Lottogewinner als Kunden. Ich wüsste auch nicht, warum ich unnötig viel bezahlen sollte. Meine Erfahrung ist, dass ein hoher Preis keine Garantie für ein schönes Date ist, während man auch für relativ wenig Geld ein wunderbares, unvergessliches Date haben kann. Das wichtigste für ein gelungenes Date ist, dass die Chemie stimmt, und dies hängt nicht im geringsten vom Preis ab.

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Alles, was du schreibst, ist richtig. Richtig ist aber auch, dass nicht nur Kunden gefährlich sein können. Ich habe auch negative Erlebnisse im privaten Rahmen mit Männern gemacht. Für mich hat es nie eine große Rolle gespielt, ob es ein Kunde war oder ein anderer Mann im privaten Rahmen. Ich hatte also nur die Option, mich gar nicht mehr mit Männern zu befassen oder es trotz allem zu tun. Ich habe mich für 2. entschieden, weil ich sicher war und bin, dass nicht alle Männer so sind. Ich persönlich habe auch kein höheres Risiko, verletzt zu werden, in der Sexarbeit erfahren, im Gegenteil. In der Sexarbeit sind mir meist nette, schüchterne Männer begegnet, während ich im privaten Rahmen meist eher mit dominanten Alphatypen zu tun hatte, wahrscheinlich, weil die Netten zu schüchtern für mich waren. In der Sexarbeit habe ich mehrmals Männer kennen gelernt, in die ich mich verknallt habe, und war auch mit ein paar ehemaligen Kunden liiert. Ich kann nicht sagen, dass sie aggressiver oder mehr auf Sex aus gewesen wären als Männer, die ich anders kennen gelernt habe, für mich persönlich war eher das Gegenteil der Fall.

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Hallo Alice, ich hab aber leider gelernt, dass es nicht nur gefährliche Kunden in Bordellen gibt, sondern auch beim Escort Haus- und Hotelbesuche, privater Empfang. Ich und viele meiner Kolleginnen haben das erlebt. Natürlich ist die Mehrheit nicht gefährlich, aber ein einziges traumatisches Erlebnis reicht, daß es einen den Boden unter den Füßen weg zieht und man körperlich und psychisch gesundheitlich Schaden nimmt, der irreparabel ist. In meinem Fall waren es 3 Erlebnisse, wo Gewalt vor Ort im Spiel war. Ich hab damals meine Preise verdoppelt und mich als Escort selbstständig gemacht. Leider ist dann in meiner Anfangszeit wieder etwas vorgefallen, aber ich hatte nicht die Traute, den Mann anzuzeigen, weil ich nicht bei der Polizei als Prostituierte geoutet sein wollte. Das war ein Fehler. Außerdem mußte ich lernen, daß solche negativen Ereignisse sowohl kurzfristig als auch erst viele Jahre später wirksam werden können. Deshalb ist es wichtig, sich frühzeitig zu professionalisieren, hohe Preise zu verlangen und nur noch Hotelbesuche im 4-5 Sterne Segment anzubieten. Dort ist mir niemals etwas passiert. Von den Fakern und online Belästigungen, Grenzüberschreitern spreche ich erst garnicht. lg Susi

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Es ist schwierig, über ein solches Thema zu schreiben, und sich so auszudrücken, dass man dabei niemanden verletzt. Ich hoffe, dass ich das nicht mache. Aber für mich war das Schlimmste an diesen Erfahrungen die damit einhergehende Machtlosigkeit. Wenn ich mich meiner Angst gefügt hätte, hätte ich mit keinem Mann jemals mehr Sex haben können. Das wollte ich nicht. Man muss dazu sagen, dass ich die übelsten Erfahrungen, was das angeht, nicht in der Sexarbeit, sondern im privaten Rahmen erlebt habe. Für mich persönlich war die Befreiung, zu erkennen, dass ich verletzt wurde, zutiefst verletzt, und dass dieses Erlebnis nicht mehr aus meinem Leben radiert werden kann, und dann genau das, was ich wollte, wieder zu machen, obwohl ich Angst hatte, das noch mal was Schlimmes passieren könnte dabei, nämlich mit einem Mann Sex zu haben. Ich mag Sex mit Männern und wollte mir diesen Genuss nicht nehmen lassen, nur weil es ein Mann gewesen war, der mich verletzt hatte. Natürlich hätte ich nicht GENAU dasselbe wieder getan. Ich würde mich mit GENAU DIESEM Mann bzw. GENAU DIESEN MÄNNERN nicht mehr treffen. Was ich gelernt habe ist, dass das Risiko besteht, verletzt zu werden, wenn ich mich auf Männer einlasse. Ich bin sicherlich vorsichtiger geworden, aber ich will mein Leben nicht von meiner Angst bestimmen lassen, und ich habe mittlerweile auch genug nette Männer kennen gelernt, um zu wissen, dass NICHT ALLE MÄNNER so sind. Das ist mir sehr wichtig. Nicht alle Männer, nicht alle Kunden sind so.

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Du schreibst "Klar, solche Verletzungen können Traumata hinterlassen. Aber jedes Mal, wenn du etwas aus Angst, dieses Erlebnis könnte sich wiederholen, nicht machst, obwohl es dir auf dem Herzen liegt, es zu tun, gibst du deinem Täter Macht über dein Leben." Man sollte ja direkt aus schlechten Erfahrungen lernen und sich aus der Gefahrenzone entfernen. Auch ggf Fehleranalysen machen und daraus Konsequenzen ziehen. Dies habe ich nach mehrfacher Gewalt mit Kunden getan und Strategien entwickelt, als Escort gut und sicher zu arbeiten. Es bedarf auch auf Sexworker Seite eine Professionalisierung, damit riskante Situationen reduziert werden. Das ist meine Erfahrung nach 10 Jahren Sexarbeit. Leider bin ich viele Jahre später nach den traumatischen Ereignissen erkrankt, ich hätte nicht weiterarbeiten dürfen. Diese Erkrankung begleitet mich den Rest meines Lebens und reduziert meine Lebensqualität und Lebenszeit. Deshalb liegt mir das Thema Professionalisierung sehr am Herzen. Deshalb gibt es das Big Sister Projekt bigsister.de sowie viele Ressourcen hier im Magazin und anderswo bei Kaufmich, um zu lernen. Übrigens: Am 24 Juni findet ein Online Workshop zum Thema Self Care statt. https://berufsverband-sexarbeit.de/index.php/2020/06/13/24-juni-sexworker-self-care-fuer-koerper-und-geist/ lg Susi Community Management

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