Die dunklen Seiten des Paysex
Wie seriös sind Freierforen?
Wir schreiben das Jahr 2025. Vor wenigen Tagen jährte sich der Todestag von Domenica N. zum 16. Mal. Die Hochzeiten der Herbertstraße sind lange vorbei, Bordelle sterben aus, und die meisten kennen einen Straßenstrich nur noch aus literarischen Erzählungen wie denen von Christiane F.
Das sogenannte „älteste Gewerbe der Welt“ hat sich ins World Wide Web verlagert. Online gibt es keine sichtbaren Zuhälter, kein rotes Licht – alles wirkt sauberer, diskreter, persilweiß. Doch wer genauer hinschaut, erkennt schnell: Die eigentlichen Profiteure haben sich nur neue Wege gesucht, um zu verdienen und Macht auszuüben. Ein wesentliches Mittel zum Zweck sind hier sogenannte Freierforen. Der Begriff ist trügerisch, denn nur zum Teil sind es echte Freier, die hier aktiv sind.
Freierforen erscheinen auf den ersten Blick als harmlose Bewertungsplattformen. Doch wer steckt dahinter? Ein Impressum sucht man vergeblich oder es ist sehr diskret im Gegensatz zu den Berichten in diesen bunten Seiten. Transparenz? Unerwünscht! Stattdessen agieren die Betreiber aus dem Verborgenen, pflegen enge Verbindungen zu allen möglichen Akteuren im Paysex. Ein Netzwerk, das diskret Frauen auf- oder abwerten kann. Eine gute Tat für die Interessen der armen Freier oder eine Frage des Mammons?
Die Mechanismen sind perfide: Bewertungen sollen angeblich die ität der sogenannten 'Dienstleistungen' widerspiegeln, doch in Wahrheit dienen sie oft als Druckmittel. Wer sich widersetzt oder nicht spurt, wird mit Negativkampagnen und falschen Berichten abgestraft. Hilfe und Solidarität für die Betroffenen gibt es kaum. Schwäche wird in toxischen Systemen immer als Angriffspunkt genutzt.
Als ich in die Sexarbeit ging, eine Entscheidung, die man sich bestimmt nicht leicht macht, dachte ich naiv: Wenn ich in dem was ich mache gut bin, fair zu den Männern bleibe und meine Bilder so aussehen wie ich, dann ist doch alles eigentlich fein...
Doch es dauerte nicht lange, bis ich die ersten Drohungen erhielt, wo jemand für gute Berichte Dates mit mir im Gegenzug suchte. Ich bin nie darauf eingegangen, sondern lehnte ab. Und plötzlich tauchten die übelsten Stories über mich in den Foren auf. Falsche Berichte, Hetze, Einschüchterung. Es ging so weit, dass ich Anzeigen erstatten musste, weil die Bedrohungen real wurden. Doch die Drahtzieher blieben im Dunkel, während in den Foren munter weiterfabuliert wurde.
Hetze funktioniert im Paysex aber wie Werbung. Wer im Rampenlicht steht, zieht Aufmerksamkeit auf sich, selbst wenn es negativ ist. Und deshalb konnte mir diese Hetze nie schaden, sondern sie hat mich menschlich bleiben lassen, nahbar, auch wenn sie mich t hat. Doch auch die Hinterleute verstehen inzwischen, dass polarisierende Inhalte Klicks generieren und eine Form von makabrer „Prominenz“ schaffen.
Letzten Frühling bekam ich plötzlich einen Anruf: Wenn ich mehrere hundert Euro im Monat zahlen würde, könnte man dafür sorgen, dass ich in Zukunft in einem dieser Foren „besser“ behandelt werde. Ein geschmackloses Angebot, das ich natürlich ablehnte.
Heute weiß ich, dass es manchen Köpfen in diesen Kreisen auch ohne Puff und Straße nicht nur um Geld, sondern auch um Macht geht. Und dass es hinter der glatten Online-Fassade ein System gibt, das Frauen kontrolliert, manipuliert und benutzt. Wer einmal in das Netz aus Bewertungen, Fake und Druck geraten ist, merkt schnell: Hier geht es nicht um faire Einschätzungen, sondern um Interessen und Abhängigkeiten.
Die schmutzigen Seiten des Paysex verschwanden nie, sie verlagern sich nur. Wer daran glaubt, dass Online-Plattformen wie Freierforen eine neutrale oder gar faire Instanz sind, der glaubt auch an den Osterhasen. Von Menschen sollte man sich immer selbst ein persönliches Bild machen und nicht darauf vertrauen, was andere flüstern.