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Erotik und Selbstentwicklung: "Elf Minuten" von Paulo Coelho

„Weil ich die erste und die letzte bin

Bin ich verehrt und verachtet

Bin ich Hure und Heilige...

Achtet mich immer

Denn ich bin die Anstoß erregende und die Prächtige.“

Paulo Coelho

Elf Minuten


Meine Damen und Herren, es ist schon eine Weile her, dass ich in diesem Blog geschrieben habe. Vor allem, weil es mir in dieser Zeit aus verschiedenen Gründen an Inspiration gefehlt hat. Wir alle haben eine schwierige Zeit hinter uns und werden demnächst noch mit weiteren Problemen zu kämpfen haben. Ich hoffe, dass trotz aller Widrigkeiten am Ende dieses dunklen Tunnels Fortschritt und Wohlstand auf uns warten.

Mein Hobby - das Interesse an Literatur, die sich mit Erotik, Unterwerfung und Dominanz beschäftigt - ist auf jeden Fall gleich geblieben. Ich sammle Alben mit erotischer und pornografischer Kunst. Mich faszinieren auch die Lebensgeschichten von Frauen, die sich freiwillig dem käuflichen Sex hingeben und ihren Körper gegen Bezahlung verschiedenen Männern zur Verfügung stellen.


Hinter jeder dieser Geschichten verbirgt sich ein ganzes Universum, manchmal sogar eine Lebensphilosophie, die den Priesterinnen der Erotik hilft, ihre innere Integrität zu bewahren. Als ich vor kurzem wieder begann, nach neuen Inspirationsquellen zu suchen, bin ich auf das Buch "Elf Minuten" von Paulo Coelho gestoßen. Sofort weckte der Titel meine Neugier. Warum hat der brasilianische Schriftsteller, dessen Arbeit ich immer sehr geschätzt habe, sein Buch so genannt?


Auf den ersten Blick scheint es eine Geschichte zu sein, wie es sie viele gibt. Auf der Suche nach neuen Erfahrungen und Möglichkeiten will Maria, ein Aschenputtel aus dem brasilianischen Hinterland, Rio de Janeiro erobern. An ihrem ersten Tag am Copacabana-Strand begegnet sie einem älteren Schweizer, der sich als berühmter Produzent vorstellt. Natürlich würde er junge Talente suchen. Klar, dass sie bei ihm einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Und so unterschreibt er mit ihr einen Vertrag, der sie zu einer in der ganzen Welt berühmten Sambatänzerin machen soll. Dass es sich bei ihrem neuen Arbeitsplatz um einen zweitklassigen Club handelt, in dem sie von morgens bis abends Samba tanzen muss, erfährt sie erst bei ihrer Ankunft in Genf, da sie des Französischen noch nicht mächtig ist und den Vertrag aus Naivität nicht liest. „Die Schweizer lügen nicht, auch wenn sie geschickt schweigen“, sagt Coelho bei dieser Gelegenheit.


Und damit endet der Standardteil dieser Geschichte. Viele Frauen fallen auf solche Betrügereien herein. Sie kommen in ein fremdes Land auf der verzweifelten Suche nach einem besseren Leben, ohne Bildung, ohne Sprachkenntnisse, ohne Lebenserfahrung. Doch Maria ist im Gegensatz zu vielen anderen imstande, sich selbst zu schützen. Sie kontaktiert einen Anwalt. Ein „berühmter Produzent“ verpflichtet sich, ihr eine Entschädigung zu zahlen, die für ein paar Monate bescheidenen Lebens in Genf ausreicht. Sie besucht eine Sprach und lernt in Rekordzeit Französisch. Nach langer Arbeitssuche trifft Maria eine Entscheidung, für die viele sie verurteilen würden. Sie nimmt einen Job in einem hochbezahlten Escort-Club in der Rue de Berne in Genf an. Ihr Ziel ist es, genug Geld zu verdienen, um eine Farm in Brasilien zu kaufen.


Diese Geschichte, die an sich schon wegen der Entschlossenheit und Unabhängigkeit des Mädchens interessant ist, beschränkt sich nicht auf die äußeren Ereignisse. Der interessanteste Teil liegt in der inneren Dynamik und Entwicklung von Marias Persönlichkeit, die Paulo Coelho meisterhaft beschreibt. Im Laufe der Erzählung verwandelt sie sich von einem einfachen Mädchen vom Land in eine Philosophin, die das Leben kennt und in den Seelen der Menschen lesen kann. Sie erkennt ihre eigene Einsamkeit und die der Männer, die ihren schönen Körper erkunden: „Die Männer im ›Copacabana‹ und die vielen anderen, die ihre Begleitung suchten, litten wie sie selbst unter diesem zerstörerischen Gefühl – dem Gefühl, niemandem auf der Welt wichtig zu sein.“


To be continued...

Eine zeitlang habe ich Coelho ganz gern gelesen, "Veronika beschliesst zu sterben" und "Der Dämon und Fräulein Prym" fand ich damals sogar noch besser, irgendwann hat mich das Moralinsaure angefangen zu nerven. Ian McEwan (z.B.) gefällt mir besser.

28. Jan 2023Antworten
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