Über den/die Autor*in
lea.submission
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29 Jahre, Frau, Heterosexuell
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Escort und Beziehung. Geht es zusammen? "Elf Minuten" von Paulo Coelho

Maria erkennt die Rollen, die sie in der Interaktion mit ihren Kunden einnimmt. Und von diesen Rollen gibt es klassischerweise drei: „Ich bin drei, je nachdem, wer mich besucht. Das naive Mädchen, das bewundernd zu den Männern hochblickt und andächtig ihren Geschichten über Macht und Ruhm lauscht. Die Femme fatale, die sich sofort die Schüchternen und Unsicheren greift und das Heft in die Hand nimmt, die diesen Männern ein Gefühl von Ungezwungenheit gibt, weil sie sich um nichts mehr kümmern müssen. Und schließlich die liebevolle Mutter, die alles versteht und sich geduldig allerlei Geschichten anhört, die sie sofort wieder vergißt.“


Eine weitere Veränderung tritt ein, als sie die besonderen Kunden des Clubs kennenlernt. Einer von ihnen, der englische Geschäftsmann Terence, führt sie in ein Reich des es und der Unterwerfung. Mit ihm lernt sie eine neue Welt kennen. Dort fühlt sie sich völlig frei, da sie sich ihrem Meister unterwirft und ihr eigenes Ich aufgeben kann. Das Paradoxe ist, dass sie im Leiden ein Gefühl wahrer Freiheit erfährt, das den meisten Menschen verwehrt bleibt: „Es gab keinen Zwang, keine Erpressung, nur deinen Willen; obwohl du die Sklavin warst und ich der Meister, bestand meine Macht nur darin, dich in deine eigene Freiheit zu stoßen.“ Sie erweitert ihre Grenzen und lernt, die Kontrolle über ihren eigenen Körper an eine andere Person abzugeben. Das bedeutet völliges und bedingungsloses Vertrauen. Schließlich lernt sie eine besondere Intimität kennen, „diese geheimnisvolle Verbindung zweier Menschen,… die sich einander nähern wollen, denen dies aber nur gelingt, indem sie einander weh tun.“


Am Ende ihrer kurzen Karriere fühlt sie sich wie eine Priesterin, wie zu babylonischen Zeiten, als Frauen ihre Sexualität den Göttern opferten: „Der griechische Geschichtsschreiber Herodot hat über Babylon geschrieben: „Es gibt dort einen merkwürdigen Brauch: Jede Sumererin muß mindestens einmal in ihrem Leben in den Tempel der Göttin Ishtar gehen und ihren Körper zum Zeichen der Gastfreundschaft und zu einem symbolischen Preis einem Unbekannten hingeben.“ Symbolisch war der Preis, den Marias Kunden zahlten, freilich nicht. Aber Göttin Ischtar hätte ihre erotischen Spiele bestimmt geheiligt, weil sie eine innere sakrale Bedeutung hatten.


Am Ende der Erzählung trifft Maria eine weitere wegweisende Entscheidung. Sie steigt aus dem Spiel aus. Oberflächlich betrachtet ist ihre Entscheidung rein materiell motiviert: Sie hat genug Geld verdient, um die begehrte Farm in Brasilien zu kaufen. Tatsächlich lernt sie im Laufe ihrer inneren Entwicklung, bedingungslos zu lieben. Und sie begegnet ihrer Liebe, einem Künstler, der sie ebenfalls bedingungslos annimmt: „Anfangs verstand ich es nicht. Doch jetzt, nachdem ich darüber nachgedacht habe, glaube ich, dass ich mich, da ich wußte, daß dein Körper mir nie allein gehören würde, ganz darauf konzentrieren konnte, deine Seele zu erobern.“ Und das sind goldene Worte, von denen jede Frau, träumen kann, nicht nur eine Priesterin der Erotik.


Maria hat sich dafür entschieden, ihr Leben einem einzigen Mann zu widmen. Es ist eine Frage, die sich früher oder später für jede Escort-Dame stellt. Und jede trifft je nach innerer Überzeugung und Lebenssituation eine eigene Entscheidung. Ich denke, dass es durchaus möglich ist, mit verschiedenen Männern zu schlafen und gleichzeitig einen festen Partner zu haben und eine Familie zu gründen. Voraussetzung ist, mit einem Mann zusammen zu sein, der diese Lebensform nicht als unnatürlich betrachtet. Und absolutes Vertrauen zueinander ist wichtig. Liebe Leserinnen und Leser, ich bin gespannt, wie ihr dazu steht.


Was dich frei macht, was dich fasziniert, was dein Bewusstsein erweitert, was dich befriedigt, alles Dinge, die dich ausmachen, die deinen Weg durch dein Leben wiederspiegeln wie der Schatten an einer Wand. Mit Reflexion damit umzugehen, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und die zuzulassen, sie zu vertiefen und sie zu kultivieren, mit ihnen angenehm zu leben, könnte ein Ziel sein. Umrissen hat du es ja schon mit der Erwartung an einen potentiellen Partner. Diesen zu finden, zu erkennen, das er nicht mir an dir interessiert ist sondern auch deine Wünsche und Erwartungen erkennt und unvoreingenommen zulässt wird die Kunst sein. Es gibt diese Menschen, offen, nicht besitzergreifend, tolerant und überzeugt, dass eine gute Partnerschaft keinen Absolutismusanspruch in Sachen Sex erfordert. Aber auch hier auf dieser Seite wurde ich sogar unter vielen Frauen, die relativ frei mit Sex umgegangen sind und ihn nicht unbedingt mit Liebe und Einzigartigkeit verknüpfen sind viele nicht bereit, diesbezüglich zu teilen.

28. Jan 2023Antworten
@Platon8 Es sind wahre Worte!
29. Jan 2023Antworten

Oh. Inanna! des Eki. Herrscherin von Ur.

28. Jan 2023Antworten
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