Wir machen in unserer kleinen Reihe wieder einen großen Sprung, diesmal vom ausgehenden Mittelalter ins 19. Jahrhundert. Ich möchte betonen, dass meine Beiträge weder eine vollständige noch ein ins sich kohärente Beschreibung des Themas sein können. Es sind nur ein paar Gedanken zur Kulturgeschichte der Prostitution.
Was ist also das 19.Jahrhundert? Die französische Revolution hat dem dritten Stand, dem Bürgertum, neues Selbstbewusstsein gegeben. Parallel entstand durch die Industrialisierung der ein 4. Stand: das Proletariat oder in anderen Worten die Habenichtse. Besonders zum Ende des Jahrhunderts traf Wohlstand auf Armut. Etliche Frauen aus dem 4. Stand sahen in der Prostitution eine Chance, ein ordentliches Einkommen zu erwirtschaften. Umgekehrt hatten viele bürgerliche Männer genug frei verfügbares Geld. Mithin kam es in Städten wie Paris zu einem Boom von Bordellen.
Einher ging eine besondere Form der Doppelmoral. Männern war es durchaus nachgesehen, wenn sie außerhalb der Ehe sexuelle Freuden suchten. Diese Männer blieben in gutem Ansehen, selbst wenn die eine oder andere Eskapade bekannt wurde. Für bürgerliche Frauen war das Gegenteil der Fall. Für sie war Sex außerhalb der Ehe ein absolutes Tabu. Wer es trotzdem tat, wurde in Schande aus dem Haus geworfen.
Die Erziehung der bürgerlichen jungen Damen klammerte Sexualität komplett aus. Sie gingen also ziemlich ahnungslos in die Ehe.
Eine Sonderentwicklung kann man im Wilden Westen beobachten. Durch Goldfunde in Kalifornien strömten Hunderttausende Männer in den Westen. Das führte dazu dass auf 50 Männer nur eine Frau kam. Der hohe Bedarf führte zu sehr vielen Bordellen. Die Madames (Bordellbetreiberinnen) und die Damen in den Bordellen verdienten sehr gut. In einigen Fällen nahm n die Madames aktiv am gesellschaftlichen Leben teil. Sie spendeten Schulen und in einem Fall sogar die Ortskirche. Es gab auch Frauen, die nicht in den etablierten Bordellen arbeiten könnten. Sie hatten oft kleine Holzhütten, wo sie sich für kleines Geld anboten.
In Montana erhielten Frauen auf Initiative einer Madame das Wahlrecht. 50 Jahre vor dem Bundesrecht.
War diese eine gute Zeit für die Prostitution? Ich denke nicht. In Europa grassierte die Doppelmoral. Frauen wurden meist durch Armut in die Prostitution getrieben. Im Wilden Westen wurden eigentlich nur die Madames reich.
Auch heute werden die Bordellbetreiber (Madames) reich. Ist wie in der Industrie, die in der Produktion arbeiten, somit die Wertschöpfung erbringen, verdienen gegenüber der Verwaltung des Betriebes am wenigsten.
Ja. Wenn da nur die riesigen festen.Kosten und die behördlichen Auflagen nicht wären. Dies sind die Feststellungen eines Amateurs!
Die Auflagen und Besteuerung gibt es seit Augustus. Die hohen Kosten etwa für Miete sind in der Tat ein großes Problem. Auch das wohl schon seit langem. Aber es gab auch Verbesserungen.