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MelKingPoint
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Transsexualität

Paysex ohne Scheuklappen?

In den letzten Wochen, ja sogar Monaten, haben wieder Diskussionen über Transsexualität und transsexuelle Menschen im Paysex, z. B. in Freierforen, zugenommen. Ich mag mich in diesen Foren zu diesem Thema gar nicht mehr groß äußern, weil die Zuspitzung hier kaum eine Grenze kennt auch im Umgang mit diversen Positionen zum Nachteil von den eigentlich Betroffenen, die das ganze Theater als Zaungäste mitansehen müssen.

Nicht zuletzt wurde auch ich selbst immer wieder Gegenstand von ganz üblen Anfeindungen, die das Netz konserviert. Mir scheint es oft so, dass man im Paysex Menschen, die "scheinbar" anders sind, ausgrenzen möchte. Das machen nicht alle, aber das ist eine Tendenz. Wie viele transsexuelle Pornostars gibt es in Deutschland? Wo finden geoutete transsexuelle Frauen, die auch angeglichen sind, selbstverständlich im Paysex, auf Sexparties, in Pornos ganz normal und eigenständig als Frauen ohne Anführungszeichen und Fragezeichen statt? Fast gar nicht. Nur in sehr eigenen Kategorien, wo dann aber angegelichene transsexuelle und intersexuelle Menschen wiederum eigentlich ausgeklammert bleiben, ebenso wie in den heterosexuellen Kontexten. Das klingt wie ein Widerspruch. Das ist aber der ganz normale Wahnsinn im Paysex.


Häufig wird im Paysex ein vereinfachtes und sehr simples Bild von transsexuellen Menschen wie in einem Zerrbild der Geschlechter gezeichnet. Diese irreführende Darstellung suggeriert, dass ein Freier erst bei genauerem Hinsehen erkennen könne, dass es sich nicht dann um eine "echte" Frau handelt. Dies wird von manchen Freiern in einschlägigen Foren sogar geradezu als eine Art Etikettenschwindel, wie bei einer Ware, im Umkehrschluss angesehen, und viele anonyme User fordern dann, dass transsexuelle Menschen sich als solche zu erkennen geben müssen. Aber wozu? Ist das modern? Es scheint, als würde das Thema Transsexualität im Kontext des Paysex fast ausschließlich verzerrt, aus der Sicht der Gegner und Liebhaber einseitig dargestellt. Denn es gibt hier auch die anderen, die sich von Schwänzen an weiblichen Körpern betört fühlen und die dann die Ereketionsmöglichkeiten von sogenannten Shemales in einschlägigen Foren diskutieren.


Die alltäglichen Realitäten und Erfahrungen von ganz durchschnittlichen trans- und intersexuellen Menschen , abgesehen von Körpermerkmalen, bleiben dabei oft unbeachtet. Sie kommen im Paysex eigentlich gar nicht vor. Es gibt wohl kaum ein Thema, das nur dann akzeptiert wird, wenn man nicht darüber spricht und es nicht sieht.

Diese Reduzierung von Menschen auf das rein Körperliche ist besonders beklagenswert, da sie die Betroffenen letztendlich zum Objekt zwischen Abneigung und Sehnsucht degradiert. Für manche sind transsexuelle Menschen lediglich ein Objekt der eigenen Begierde, bewertet nach äußerlichen Kriterien. Für andere stellen sie eine Störung des eigenen idealisierten Bildes von Erotik dar, fast schon als eine Bedrohung für das, was als Norm empfunden wird. Dabei sind transsexuelle und intersexuelle Realitäten genauso biologisch, natürlich, existent und normal wie heterosexuelle. Nur der Umgang damit ist im steten Wandel und da haben wir alle die Wahl zwischen Fortschritt oder Aberglaube und Rückwärtsgewandheit auf Kosten von Minderheiten. Eine einfache, verzerrte Darstellung ist nicht nur bedauerlich, sondern auch irreführend. Wie kann man gegen solche tief verwurzelten Vorurteile und Fehlinformationen vorgehen? Eine Möglichkeit wäre die Förderung von Aufklärung und eine offene Diskussionskultur in den Freierforen, bei KM und auf anderen Seiten, die mit Paysex zu tun haben. Denn eigentlich sollte das Heterosexuelle, vom Homsoexuellen und auch vom Trans- und Intersexuellen nie zu trennen sein. Es sollte bei den Freiern Empathie gefördert und ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass transsexuelle und intersexuelle Frauen nicht nur ganz normale Frauen sind, sondern Menschen, die Respekt und Achtung verdient haben.

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