Wir hatten hier kürzlich im Magazin schon das Thema Digitale Gewalt. Dennoch müssen wir auch auf das Thema Loverboys und Cybergrooming aufmerksam machen, da dies ein latentes Problem auf Online Dating Plattformen ist.
Der Begriff Loverboy läßt sich am besten als moderne Variante eines Zuhälters beschreiben, der sich über Cybergrooming an Frauen und Mädchen heranpirscht, ihnen Liebe und Interesse vorgaukelt, um sie am Ende in die Prostitution, ja auch Zwangsprostitution zu bringen. Es gibt auch Fälle von Frauen, die bereits in der Prostitution arbeiteten, bevor sie in die Loverboy Falle getappt sind.
Für Kaufmich ist selbstbestimmte Sexarbeit oberstes Gebot. Zwangsprostitution und Menschenhandel haben auf unserer Plattform keinen Platz und wir schauen genau hin, wenn eine Sexarbeiterin belästigt wird. Bitte wende Dich an den Support, wenn Du auf einer Online Dating Website wie Kaufmich entsprechende Erfahrungen machst. Wir versuchen zu unterstützen und diskret an die passenden Stellen zu vermitteln.
Was bedeutet Loverboy?
Es bedeutet die Vortäuschung einer Liebesbeziehung zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung. Dies kommt im gesamten Internet vor, auf sozialen Medien und Dating Plattformen. Escorts sollten auf der Hut sein, besonders wenn man unerfahren für seine Dienste wirbt. Loverboys können sich als Kunden ausgeben und es droht bei einem Date vor Ort echte Gefahr, in die Fänge von Zuhältern und in die Zwangsprostitution zu geraten.
Was bedeutet Cybergrooming?
Den Begriff Cybergrooming kann man in der deutschen Sprache am besten mit Kontaktaufnahme via Internet übersetzen. Es bedeutet das gezielte Ansprechen von Mädchen und Frauen, um sexuelle Kontakte herzustellen. Es ist eine besondere Form der sexuellen Belästigung.
Während sich der Begriff im Englischen auch auf volljährige Personen bezieht, wird er im Deutschen mehr auf Minderjährige - Kinder und Jugendliche - bezogen. Wir verwenden den Begriff im englischen Verständnis, weshalb sich dieser Beitrag hier auch an volljährige Frauen, und nicht nur an Minderjährige richtet.
So gehen die Loverboys vor
Es wird zunächst Vertrauen aufgebaut, um dann Straftaten wie kinderpornografische Aufnahmen oder sexuellen Missbrauch an ihnen zu verüben. Der englische Begriff Grooming (striegeln, zurechtmachen, vorbereiten) bedeutet, dass Täter den potentiellen Opfern zunächst schmeicheln und/oder sie mit Geschenken locken, um Vertrauen aufzubauen.Täter sind meist ältere Männer, die sich in sozialen Netzwerken gegenüber jungen Menschen als gleichaltrig ausgeben.Mit einem falschen Profil erschleichen sie sich das Vertrauen der Opfer und fühlen sich durch die Anonymität des Netzes sicher.Die Opfer lernen ihre vermeintlichen Web-Freunde in der virtuellen Welt kennen, verlieben sich und treffen unter falschen Vorstellungen auf ihre Täter.
"Loverboys" nutzen häufig soziale Medien, um mit potenziellen Opfern in Kontakt zu treten. In den sozialen Medien ist es für sie leicht, mit vielen Mädchen oder Frauen gleichzeitig zu sprechen. Sie können sehen, wie sich Mädchen und Frauen im Internet präsentieren, ob sie häufig ausgehen und was ihre Hobbys sind. Mit diesen Informationen ist es einfacher, ihr Vertrauen zu gewinnen. Sie beglückwünschen die Mädchen und Frauen und präsentieren sich als gute Freunde. Sie fragen, ob sie etwas mehr sehen können, weil sie so schön sind. Sobald sie ein (halb) nacktes Bild von ihnen haben, haben sie Mittel, um das Mädchen oder die Frau zu erpressen, Dinge für ihn zu tun und schließlich als Prostituierte für ihn zu arbeiten.
Loverboys suchen den Kontakt zu Mädchen und Frauen, gewinnen ihr Vertrauen, manipulieren ihre Wahrnehmung, verstricken sie in Abhängigkeit und sorgen dafür, dass sie sich niemandem anvertrauen.
Täter im Internet werden kaum verfolgt
Sexuelle Übergriffe und Straftaten im Netz werden selten angezeigt und fast nie verfolgt, obwohl sie sehr häufig geschehen. Der Cyberkriminologe Thomas-Gabriel Rüdiger geht davon aus, dass "heutzutage kaum ein Kind im digitalen Raum aufwachsen kann, das nicht in irgendeiner Form mit so einem Sexualtäter konfrontiert wird".
Wer glaubt, außerhalb von dubiosen Chats sei man sicher, täuscht sich: Während vor etwa 20 Jahren die Kontaktaufnahme meist in Chatrooms stattfand, hat sich das Aktionsfeld verbreitert. Jedes Programm, das einen Onlinemodus beinhaltet, könnenTäter nutzen. Heute schreiben Täter die Kinder und Jugendlichen vor allem über Onlinespiele, Social-Media-Apps wie Instagram und WhatsApp an.
Im Vergleich zur Realität trauen sich Menschen im Netz zudem deutlich mehr zu, sagt Cyberkriminologe Rüdiger gegenüber bento: "Sexualtäter – vor allem Cybergroomer – treten im Netz sehr öffentlich und aggressiv auf. Gleichzeitig betreiben sie häufig kein aktives Risikomanagement, also Maßnahmen, um die Strafverfolgung zu erschweren. Die Verfolgungswahrscheinlichkeit ist so gering, dass manche Täter keine Notwendigkeit dazu sehen."
Sei vorsichtig! Gebe keine privaten Informationen an Fremde
Beachte folgende Warnsignale:
Viele Komplimente bezüglich Deines Aussehens nach kurzer Zeit
Viele Fragen zu personenbezogenen Daten wie Telefonnummer, Adresse, Schule, Arbeit, Klarnamen
Intime Fragen, zum Beispiel zu Deinen körperlichen und sexuellen Erfahrungen
Die Anforderung, Deine Webcam einzuschalten, während Dein Chatpartner dies nicht tut
Die Forderung nach Nacktbildern
Die Forderung, nicht mit anderen über den Chat zu sprechen
Fordere ein Bild an, das zuerst gemacht werden muss und nicht aus dem Internet entnommen werden kann (z. B. mit einer Gurke auf dem Kopf)
Wenn Du Deinen Chat-Partner persönlich treffen möchtest, dann nur an öffentlichen Orten, an denen Du von Menschen umgeben bist. Am besten bringst Du einen Freund mit.
In der Sexarbeit muß man deshalb sehr vorsichtig rein, weil Loverboys sich zunächst als Kunden ausgeben können.
Zum Thema Loverboy äußerte sich kürzlich eine Escort folgendermaßen:
„Nun, ganz provokativ, das eigentliche Verbrechen ist doch den Eltern, denen, die ein Kind ohne Wärme und Zuneigung, ohne bedingungslose Aufmerksamkeit, ohne Liebe und Vertrauen, ohne Stärkung des Selbstwertgefühls aufwachsen lassen, anzulasten. Und dem sozialen Umfeld, der Gesellschaft, die wohlwollend nickend dies zuläßt und als ‚normal‘ noch gutheißt.
Starke, selbstbewusste Mädchen und Frauen widerstehen diesem Loverboy-Gesülze von ‚Aufmerksamkeit und Streicheleinheiten nur gegen Leistung‘ wesentlich leichter. Ein Loverboy vergreift sich an den Suchenden, den nach Zuwendung Lechzenden. An selbstsichere Menschen traut er sich kaum, da hätte sein Konzept kein leichtes Spiel.“
In eigener Sache: Kaufmich verschließt übrigens nicht die Augen, sondern nimmt alle Hinweise ernst und prüft diese entsprechend. Solltest Du also auf unserer Plattform belästigt werden oder hier die oben beschriebenen Erfahrungen machen, dann wende Dich an unseren Support!
Weitere Informationen und Beratung
Hilfetelefon Sexueller Missbrauch (bundesweit, kostenfrei und anonym): 0800 22 55 530
Save me online (für Jugendliche): www.save-me-online.de
Juuuport (für Jugendliche): www.juuuport.de