Spricht man von Petplay, denkt man automatisch an Käfighaltung, BDSM, Leinen und Halsbänder. Dabei steckt weitaus mehr als nur Macht und Gehorsam hinter dem reizvollen Spiel. Wie Stefan zum Hund wurde und worauf es beim Rollenspiel ganz abgesehen von dominanten Erziehungsspielchen ankommt, erzählt uns der Petplayer im Interview. Sind einige von Euch auch in der Petplay-Szene unterwegs oder vielleicht daran interessiert? Schreibt uns einen Kommentar am Ende des Artikels!

 

Schon als ich Stefan um das Interview bat, konnte ich seine Vorfreude spüren. Bevor wir mit dem Interview beginnen, setzt er seine Maske auf und ich merke schnell, dass sich etwas verändert hat. Er ist jetzt nicht mehr Stefan, sondern Gerry der Hund. Das ist sein Hundename. Er hat mich gleich in seinen Bann gerissen und ich kann es kaum erwarten seine Maske genauer zu begutachten.

 

Was passiert mit Dir, wenn Du Deine Maske aufsetzt?

Schwer zu erklären... Man könnte sagen, es ist ein wenig schizophren. Wenn eine gewisse Grundstimmung vorhanden ist, knallt sozusagen ein Schalter um. Man fährt die meisten, manche Petplayer sogar alle, menschlichen Gedanken und Sorgen auf ein Minimum herunter. Dann fällt man gänzlich in das Tier hinein. Es gibt auch andere Tiere als nur Hunde. Katzen, Kühe und Pferde zum Beispiel. Wenn die Maske komplett über meinen Kopf gestreift ist, bin ich Gerry. Auch jetzt! Wroof! Mein menschliches Denken verpufft für einige Zeit.

 

Deine Ledermaske ist sehr empfindlich. Vor allem an den Ohren. Da darf man sie auch nicht anfassen, hast Du gesagt. Dürfen andere Petplayer Deine Maske tragen?

Das kommt tatsächlich auf die Maske an. Ich habe eine aus Leder und eine aus Neopren. Ledermasken sind erfahrungsgemäß empfindlicher an den Ohren. Deswegen sehe ich es nicht gerne, wenn man die Maske daran baumeln lässt oder zieht. Bei der Neoprenmaske muss man auf andere Dinge achten. Zum Beispiel, dass sie nicht so dreckig wird. Für mich ist die Maske eine Persönlichkeit, die nur auf meinem Kopf etwas zu suchen hat. Ich glaube, das geht vielen Petplayern so.

 

Natürlich frage ich nach einem Foto mit ihm. Er willigt euphorisch ein und bittet mich, auch ein paar Fotos von ihm zu knipsen. Die Fotos will er direkt in seinem Twitter-Account hochladen. Wir setzten uns hin und reden weiter. Die Worte sprudeln beim Interview lediglich aus ihm heraus. Die Begeisterung und Leidenschaft, mit der er mir über die Szene und seine Rolle als Hunde erzählt, ist nicht zu übersehen.

 

 

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Gerry & ich beim Interview

 

Wie bist Du Petplayer bzw. Gerry geworden?

Es war ein ziemlich langer Prozess. Vor einigen Jahren habe ich angefangen, mich für die sogenannte Furry-Szene zu interessieren. Darüber bin ich in die Petplay-Szene gerutscht und habe großes Interesse gehegt. Statt dem jedoch nachzugehen, hatte ich Angst was meine Umgebung von mir denken könnte. Freunde haben bereits etwas irritiert reagiert, als ich ihnen von meiner Entdeckung erzählt habe. Also habe ich es ruhen lassen.

Einige Zeit später habe ich angefangen, einen homoerotischen Thriller zu schreiben. Auf Anraten von Freunden und meiner Lektorin erstellte ich dafür ein Pseudonym: Gerry Maynor.

 

Mit Deinem Pseudonym war also gleichzeitig auch Dein Petplay-Charakter Gerry Maynor geboren?

Genau! Kein Schaffungsprozess verlief so schnell, wie der von ihm. Sofort stand fest, wie er heißt und aussehen soll. Schnell habe ich mir die entsprechende Maske importieren lassen. Die Reaktion meines damaligen Partners und einiger Freunde waren leider alles andere als ermutigend. Dennoch schliff ich weiter an Gerry. Ich veröffentlichte mit seinem Namen und Gesicht den Thriller. Unter dem Namen Gerry Maynor ist bereits ein Taschenbuch erschienen.

 

Wie ist Gerry letztendlich ausgebrochen?

Innerlich breitete sich eine Art Unzufriedenheit aus, welche ich nicht ganz deuten konnte. Also ließ ich das Thema erneut ruhen. Ende des letzten Jahres hatte ich ein "ausbrechendes" Erlebnis. Gerry hat sich in den Vordergrund geknurrt. Im wahrsten Sinne des Wortes!

 

Wie unterscheidet sich Gerry im Gegensatz zu Dir als Mensch?

Gerry ist eher verspielt aber unheimlich stur. Wenn er was nicht mag zeigt er es auch. Er passt auf seine Puppies (Welpen oder Petplayer, die sich als Hundejungen sehen) auf wie ein Schießhund! Gegenüber Zweibeinern ist Gerry sehr unterschiedlich. Bei seinem besten Freund sucht er nach Aufmerksamkeit und will viel schmusen. Fremden gegenüber ist er eher skeptisch. Er beobachtet sie erst. Trotzdem ist Gerry ein lieber Doggy. Er lässt sich auch streicheln. Aber von Leinen sollte man ihn fern halten! Sonst wird er knurrig. (knurrt) Gerry blüht während dem Interview immer mehr auf! Er ist komplett in seine Rolle als Hund geschlüpft und von Stefan ist nichts mehr übrig. Er bellt und knurrt sogar manchmal beim Sprechen.

 

Wie lebst Du Gerry aus und wo?

Hauptsächlich in der Homo-Szene in Berlin. Aber auch bei mir zu Hause, mit meinem besten Wuffel-Freund Finn. Aufgrund von Zeitmangel meistens nur via Cam. Inzwischen habe ich auch einen Wuffel-Crush namens Don.

 

Was ist ein Wuffel-Crush?

Das ist quasi ein Lebensgefährte. In der Szene ein sogenannter Spielpartner. Das gilt allerdings nur, solange auch die Hunderolle besteht. Als Mensch geht man eher auf Distanz. Als Gerry bin ich die meiste Zeit mit ihm unterwegs und war auch schon bei ihm zu Hause. (zwinkert)

 

Gehen Du und Dein Wuffel-Crush auch gemeinsam raus?

Mein Wuffel-Crush und ich gehen selbstverständlich auch aus. Lange Gassi-Gänge sind dabei die Regel. Der Mensch hinter Gerry hasst spazieren gehen wie die Pest! Auch Bars und Szene-Kneipen stehen durchaus auf dem Programm. Aber mit meinem anderen Spielpartner Finn sind lange Spaziergänge inzwischen auch normal.

 

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Gerry mit seinen Spielfreunden

 

Wie weit ist die Petplay-Szene in Deutschland verbreitet?

Ich würde sagen... leider nicht genug. Die meisten betreiben es hinter geschlossenen Türen. In Berlin, Hauptstadt der Fetische, findet man auf Twitter oder Datingseiten kaum andere Petplayer. Meistens sind sie auch zu scheu zum Gassigehen. In England ist die Szene sehr groß. Wahrscheinlich liegt das daran, dass es im deutschsprachigen Raum kaum Plattformen gibt, die das Rollenspiel unterstützen. Ich konnte es bisher auf keiner Plattform auswählen, auf der ich angemeldet bin. Zusätzlich muss man zwischen sexuellem und non-sexuellem Petplay unterscheiden.

 

Kannst Du das genau erklären? Wann wird Petplay ins sexuelle Spiel eingebunden und wann nicht?

Wie ein lieber Wuffel auf Youtube so schön erklärt hat, gibt es drei Lager:

1. Petplay funktioniert nicht mit Sex. Dieses Lager ist felsenfest davon überzeugt, dass Petplay ein Rollenspiel ohne sexuelle Komponente ist. Es bestünde lediglich aus dem Spiel zwischen Tieren und Haltern. Meines Erachtens ist das Blödsinn.

2. Petplay funktioniert nicht ohne Sex. Petplay nur ausführen, um am Ende Sex zu haben? Das ist nicht meine persönliche Meinung. Ich war bisher nicht überall, wo es genügend Angebote gab, sexuell aktiv. Wruff!

3. Petplay geht auch ohne Sex, ablehnen würde ich es aber nicht. AWROO! In diesem Lager spielen meine Wuffels und ich! Wir spielen ohne Sex zu forcieren. Bei mir würde sonst der Spaß am Petplay verloren gehen. Ich finde der sexuelle Faktor kommt von ganz alleine. Wenn es eben crushed! Selbst dann wird er nicht immer komplett ausgespielt.

Langes Gebelle, kurzer Sinn: Jeder soll Petplay so leben, wie er es gerne möchte. Für die einen gehört das Liebesspiel dazu, für die anderen nicht. Und ich bin definitiv nicht abgeneigt. Wruff!

 

Wie grenzt sich Petplay von sodomistischen Praktiken ab?

Petplay ist ein Spiel zwischen Menschen. Sodomistische Praktiken finden nicht statt und haben dabei auch nichts verloren. Es geht eher um das Gedankenspiel. Man selbst ist das Tier, begleitet von von einem Herrchen oder anderen Playern und lebt eine gewisse Rollenverteilung aus. Richtige Tiere haben, besonders im sexuellen Sinne, nichts beim Spiel zwischen Menschen zu suchen!

 

Danach verabschiede ich mich von Gerry und rede wieder mit Stefan. Er bedankt sich herzlich für die Möglichkeit, über sein liebstes Hobby zu sprechen. Was meint ihr? Funktioniert Petplay nur mit oder auch ohne Sex? Schreibt uns Eure Meinung in einem Kommentar!

 

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3 comments

Anonymous

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petplay ist wie ein Hund real zu leben raus gehen mit Halsband und Hundemarke am hals sich mit Hundemarke zeigen sichtbar egalk wo ich bin ich zeige mich als Hund und ttrage auser auf arbeit immer ein hundehalsband logisch mit knochen-Hundemarke und meinen echten namen Rex auch im ohr habe ich angefangen mich als Tier zu outen es gibt vom Toastbrot die Clips zum verschliesen mit dem mhd drauf diese trage ich schon ganz selbstverständlich sicht bar in beiden Ohrläppchen durch gezogen und hinten verschlossen auch Ernährung umgestellt 1x am tag menschliches 2x am tag Hundefutter aus dem Napf egal wo ich bin oder auftauche nur als Rex auser im Job sex ist mir nicht wichtig eher trans species ich lebe als Hund weil ich mich als Hund fühle und es mir dabei gut geht brauche keine Maske mich zu verstecken es kann jeder sehen wer ich bin

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Hey WUSCHEL-MD, Mein Bekanntenkreis wächst sehr schnell und es ist tatsächlich so, dass sehr viele ohne sexuelle Hintergründe spielen. Gerade mein Wuffelpartner, der auch ein Herrchen hat, hat noch nie Sex mit seinem Herrchen gehabt. Die Szene wächst kurioser Weise rasant. Wenn man genau schaut, findet man schnell Doggys und interessierte in seiner Stadt. Gerade die sozialen Netzwerke bieten viel Potenzial. Wenn Du also mehr gleichgesinnte finden möchtest, versuche es einmal dort. Twitter wächst ebenfalls rasant bzgl. des Themas. Wuffelige Grüße Gerry

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Anonymous

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Ich persönlich finde das Sex zum Petplay dazu gehört. Ich bin das Pet und sie oder er ist das Frauchen/ Herrchen, die/ der dadurch die Macht hat. Als gut erzogenes Pet habe ich mich unter zu ordnen. Dieses füllt meine Rolle in diesem Spiel aus und ich habe Vergnügen daran. Dieses Vergnügen wird durch sexuelle Handlungen an mir/ durch mich noch verstärkt. Bei mir spielen das „D“ und das „S“ von BDSM hier eine große Rolle. Dieses bedeutet aber auch, es ist sehr schwierig, passende Mitspieler zu finden. Ich kann also das Fehlen einer großen aktiven Szene bestätigen (oder ich habe noch nicht gründlich genug gesucht)

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