Was könnte aus Sicht der Sexworker Organisationen zu verbesserten Arbeitsbedingungen beitragen? Wir arbeiten derzeit an Vorschlägen. Der Berufsverband erarbeitet Vorschläge abgestuft nach den verschiedenen Arbeitsplätzen, die es in der Sexarbeit gibt. Die Frage ist, wie man diese Bedingungen rechtlich verbindlich macht und wo Arbeitsschutzmassnahmen gesetzlich verankert würden.
Flatrate- und Gang Bang Verbot, Warum Verbot und mit welchen Argumenten? Wie kommt man darauf, dass das sexuelle Selbstbestimmungsrecht durch diese Veranstaltungen gefährdet bzw. ausgehebelt wird? Was sagen die Sexarbeit-Organisationen dazu? Es gibt keine einheitliche Meinung von Sexarbeiterinnen zu diesem Thema. Ich weiss von Kolleginnen, dass das Flatrate-Modell durchaus gut sein kann. Es ist erst einmal ein anderes Bezahlmodell, wo Sexarbeiterinnen nicht pro Kunde, sondern pro Tag bezahlt werden und hat per se nichts mit Zwang zu tun. Insofern ist ein Verbot populistisch und dient nicht der Verbesserung von Arbeitsbedingungen. Natürlich muss gewährleistet sein, dass es Pausen gibt und natürlich darf kein Betreiber vorschreiben, dass eine Sexarbeiterin jeden Kunden bedienen muss. Arbeitsrechtlich sind jedoch keine Standards etabliert worden. Sexarbeiterinnen arbeiten in aller Regel selbstständig, was auch sinnvoll ist, da es sich um eine höchstpersönliche Dienstleistung handelt, bei der es deswegen auch nur ein eingeschränktes Weisungsrecht gibt und geben darf.
Kondompflicht: Wie stehst Du zum Vorschlag von Werbeverboten von ungeschütztem Sex und die Förderung von safer Sex? Im Berufsverband gibt es eine gewisse Sympathie für ein Werbeverbot, um gegen Auswüchse von AO-Portalen vorzugehen. Eine Kondompflicht wäre dagegen absurd, weil sie nicht kontrolliert werden kann. Das wird klar abgelehnt. Aufklärung ist sinnvoller und respektvoller. Es ist jedoch eine Herausforderung, die nur über das Internet arbeitenden Sexarbeiter mit Beratungsangeboten zu erreichen. Bislang gibt es vor allem die aufsuchende Arbeit und Angebote der Gesundheitsämter, die diese Leute nicht so gut erreicht. Dafür gibt es noch keine fertigen Konzepte.
Auf Kaufmich versuchen wir schon mit dem SSB safer Sex Praktiken zu fördern und zu kommunizieren. Wie kann man das Bewusstsein dafür schärfen, dass Oralsex mit Gummi ebenfalls zu safer Sex gehört? Selbst wenn man Safer Sex konsequent auf Kaufmich durchsetzt, bei einem Werbeverbot, so gibt es weiterhin geschlossene Foren, wo man sich über Anbieterinnen, die unsafe arbeiten, austauschen kann. Es ist wichtig darüber aufzuklären, bei welchen Praktiken besteht welches Risiko. Die Sexarbeiterinnen sollten für sich eine informierte Entscheidung treffen.
Meldepflicht: die kommunale Registrierung von SexarbeiterInnen aus allen Branchen, Segmenten des Gewerbes ist ebenfalls Inhalt des Eckpunkte-Papiers. Welche Behörde, gar Polizei soll die Sexarbeiterinnen überprüfen? Was sagt ihr zu stigmatisierender Sonderbehandlung, die dazu dienen kann, flächendeckende Bewegungsmuster der Sexarbeiterinnen anzufertigen? Wir tippen darauf, dass viele Kolleginnen sich nicht registrieren lassen. Insbesondere jene, die nicht geoutet sind. Die Risiken, die damit verbunden sind, lassen sich kaum abschätzen. Auch der Datenschutz ist bei diesen sensiblen Daten nicht garantiert. Viele werden wohl illegal arbeiten. In Österreich gibt es die polizeiliche Registrierung und ein Großteil der Sexarbeiterinnen ist registriert, wohl gerade die Migrantinnen, die ansonsten Angst haben, abgeschoben zu werden. Die österreichischen Sexarbeiterinnen suchen sich eine Nische, um arbeiten zu können. Es ist noch unklar, inwieweit sich der Stempel im Nachhinein nachteilig auswirkt, wenn man aus der Sexarbeit wieder aussteigen will.
Hydra - Treffpunkt und Beratung für Prostituierte in Berlin
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