Lange Schlangen vor den Bordellen Auch der Verein für soziale und politische Rechte von Prostituierten - Dona Carmen - war beteiligt und organisierte kostenlose Bordellführungen im Roten Haus, ein Laufhaus mit 67 Zimmern, und Table Dance Schnupperkurse in der Bar des Pure Platinum gleich nebenan. Schon am Nachmittag bildeten sich riesige Schlangen, um sich anzumelden. Leider konnten nicht alle rein, um ihre Neugier zu befriedigen, da die Teilnehmerzahl begrenzt war. Erstaunlich, wie viele Frauen einen Blick hinter die Kulissen eines Bordells werfen wollen. Empfangen wird man am Eingang schon mit erotischen Filmen, dann schlängelten sich die etwa 28 Besucherinnen durch das schummrige Treppenhaus, wo jede Sexarbeiterin ein eigenes Zimmer hat. Offenbar ist auch ein Haustier erlaubt: der kleine Hund einer hübschen Mieterin begrüsste schwanzwedelnd die Besucherinnen. Die Zimmer sind unterschiedlich eingerichtet und mit Bett und Arbeitsutensilien ausgestattet. Wer hier länger arbeitet, richtet sich das Zimmer meist liebevoll ein.
Gevögelt wird abends Harry, Sicherheitsmann im Roten Haus, beantwortete geduldig alle Fragen der teilnehmenden Frauen. Bei dieser Hitze kommen die Kunden erst abends erzählt Harry. Und auf Nachfrage, dass die Tagesmiete für die Zimmer 140€ beträgt und davon 15€ Pauschalsteuer abgeführt werden. Den Besucherinnen kommt die Miete sehr hoch vor. Das sei relativ, denn schliesslich verdienen die Frauen vergleichsweise gut. Aber auch das variiert, manche haben drei Kunden am Tag, andere Frauen 40. Man muss den Job gut können, um gut zu verdienen, wie bei anderen Berufen. Gekicher bei den anwesenden Damen. Was das denn heisst, gut können? Auf die Ausstrahlung, das gewisse Etwas kommt es an, meint Harry. Man muss nicht unbedingt jung und hübsch sein, um gut zu verdienen. Generell gilt: wenn das Geschäft schlecht läuft, ist miese Stimmung angesagt. Dann gibts Theater.
In den Kosten sei der Sicherheitsdienst sowie Kaffee und belegte Brötchen enthalten; die Frauen haben Dusche, Telefon, Fernseher sowie Alarmknöpfe auf den Zimmern.
Ob denn der Alarm häufig betätigt wird, möchte eine Teilnehmerin wissen. Das sei unterschiedlich, mal passiert ein paar Tage garnichts und dann schlägt es 10 Mal Alarm an einem Tag. Gründe sind meist Alkohol, Diebstahl und das Absprachen nicht eingehalten werden. Auch die Polizei kommt jeden Tag vorbei, um zu kontrollieren, ob alles in Ordnung sei. Drogen sind im Roten Haus tabu.
Erotischer Tanz will gelernt sein Nebenan gehts weiter zum Pole Dance Schnupperkurs. In der Table Dance Bar Pure Platinum haben die Besucherinnen die Möglichkeit, von Profis etwas zu lernen, die ausserdem ultra hübsch und gertenschlank sind.
Wie man sich erotisch an und um die Stange bewegt, ist allerdings eine Kunst für sich: manch eine schwerfällige Besucherin muss von einer zierlichen Tänzerin hochgehoben werden, um sich an der Stange überhaupt halten zu können. Zum erotischen Tanz gehört nicht nur Training, sondern auch Grazie, und das auf mindestens 10 cm hohen Absätzen. Erotik will eben gelernt sein! Der Kurs ist recht kurz und der DJ läutet dann auch per Durchsage das Ende ein.
Was Sie schon immer über Sex (Arbeit) wissen wollten In Anlehnung an Woody Allens berühmten Film hatten Sexarbeiterinnen am Abend zur Diskussion in den Vereinsräumen von Dona Carmen geladen. Rund 20 Besucherinnen fanden sich ein. Die SexarbeiterInnen und AktivistInnen hatten gut zu tun, Rede und Antwort zu stehen und der Öffentlichkeit, Fragen rund um ihren Job zu beantworten.
Sexarbeiterin und Aktivistin Francis hat gut 35 Jahre Szene-Erfahrung und ist engagiert im Verein von Dona Carmen. Sie gab einen Überblick über die Frankfurter Szene, z.B. dass es im Bahnhofsviertel 21 Häuser gibt mit 678 Zimmern, d.h. es können 920 Frauen dort arbeiten. Zu Hochzeiten haben hier 1200 Frauen gearbeitet. Mittlerweile ist es so, dass 600 Frauen täglich im Bahnhofsviertel arbeiten. Es gibt auch noch ein zweites Rotlichtviertel in Frankfurt: am Anfang von der Zeil auf der Breiten Gasse. Dort gibt es 4 Häuser mit 148 Zimmern, wo ca. 200 Frauen arbeiten.
Natürlich findet nicht nur Prostitution in Bordellen statt, es gibt auch Wohnungsprostitution und FKK Clubs in Frankfurt, ausserdem einen kleinen Strassenstrich an den Messehallen.
Fakten, Fakten, Fakten Wir befinden uns hier mitten im Rotlichtbezirk und gleichzeitig im Sperrbezirk erläutert Francis. Der gilt für Frauen, die auf der Strasse arbeiten. Früher sind hier Frauen wie Nitribitt im Auto durch die Strassen gekreuzt, dann gab es eine Repressionswelle und die Frauen mussten aus dem sichtbaren Bereich raus. Dadurch sind die Bordelle entstanden.
Dona Carmen führt auch Zählungen durch: zum Beispiel, woher die Frauen kommen. 1976 waren überwiegend Frauen aus Lateinamerika hier, damals etwa 71%. 2002 sind die Zahlen auf 62% gesunken, 2006 auf 47% und aktuell sind es 36%. Der Grund, warum das zurückgegangen ist, ist das die LateinamerikanerInnen jahrelang geduldet wurden. Dann aber gab es grosse Razzien, wo man im Schnellverfahren die Frauen ausgewiesen hat. Einige sind dann zurückgekommen, konnten aber nicht mehr arbeiten.
Jetzt gibt es viele osteuropäische Frauen, da liegt der Prozentsatz bei 46%. Sie kommen aus Rumänien, Bulgarien, Ungarn, Polen. Es gibt wenig Deutsche, Engländerinnen oder Frauen aus Griechenland, die hier arbeiten.
Die Durchschnittswerte des Verdienstes am Tag liegen bei 250-300€. Davon geht die Miete ab: es kommt darauf an, ob eine Frau für 90€ Miete 12 Stunden oder bei 140€ Miete 24 Stunden das Zimmer gemietet hat. Nach Abzug der Miete kommen die Frauen im Durchschnitt auf einen täglichen Verdienst von 140-160€. Es gibt Frauen, die verdienen fast nichts, und welche, die sehr gut verdienen. Das hat nichts mit dem Alter, Nationalität oder Aussehen zu tun erklärt Francis. Es kommt immer darauf an, wie man beim Kunden ankommt. Es gibt auch Frauen, die verdienen in Frankfurt gut, aber in München nichts. Das Business treibt die seltsamsten Blüten.
Das Prostituiertenschutzgesetz: ein Prostitutionsverhinderungsgesetz?! 2017 kommt ja das neue Prostituiertenschutzgesetz klärt Francis auf: es diene nicht dem Schutz, sondern der Kontrolle. Das ist ein Punkt, der ihr sehr am Herzen liegt: Bestandteile des Gesetzes sind gesundheitliche Zwangsberatung und eine Anmeldepflicht mit Hurenpass: man muss sich wieder als Prostituierte registrieren wie damals 1939, der Hurenpass muss bei der Arbeit immer mitgeführt und bei Kontrollen vorgelegt werden. Es wird eine Kondompflicht für Kunden geben sowie eine Erlaubnispflicht für Betreiber. Diese gilt nicht nur für die grossen Betriebe, sondern auch für Wohnungen, wo nur 2 Sexarbeiterinnen werkeln. Dabei wird das Grundgesetz ausser Kraft gesetzt, was die „Unverletzlichkeit“ der Wohnung betrifft: das öffne auch der Denunziation Tür und Tor prognostiziert Francis. Ein Exfreund oder Nachbar, den man nicht rangelassen hat, oder auch die Konkurrenz können dann diese Wohnungen melden. Da reicht der reine Verdacht aus, der Prostitution nachzugehen.
Fragen und Antworten Eine Besucherin fragt, wie das gehen kann, wenn man abgeschoben wurde, wieder einzureisen. Es gibt Wege, den Aufenthalt zu legalisieren weiss Francis, z.B. durch eine Schwangerschaft oder Heirat. Sie hat in 35 Jahren mehrere Einwanderungswellen in die Prostitution erlebt: zuerst gab es die afrikanischen Frauen, dann die thailändischen Frauen, die lateinamerikanischen Frauen und die Osteuropäerinnen. Die Diskussionen um Menschenhandel seien auch alle nicht neu: demnach sind alle Prostituierten Opfer.
Apropos: eine Teilnehmerin fragt, wie es denn mit der Zuhälterei aussieht und wieviel Prozent der Frauen einen Zuhälter haben. Francis fragt zurück, was sie sich genau unter einem Zuhälter vorstellt. Die Fragestellerin antwortet, dass sie sich jemanden vorstellt - Mann oder Frau -, der/die einen Anteil des Verdienstes bekommt, indem er/sie z.B. ein Zimmer zur Verfügung stellt. Der Betreiber sei kein Zuhälter, so Francis. Es ist schon ein Unterschied, wenn eine Frau das Geld freiwillig zahlt. Heutzutage gehen ja viele Frauen arbeiten: da müsste ja jeder Mann ein Zuhälter sein, der weniger verdient als seine Frau und von ihren Einkünften lebt.
Natürlich gibt es Gewaltfälle in der Prostitution, aber das muss man davon abgrenzen. Man setzt Prostitution häufig mit Gewalt gleich. Prostitution beruht zunächst auf Einvernehmlichkeit. Man sollte mal einen Blick in die Frauenhäuser dieser Republik werfen, die wegen häuslicher Gewalt überfüllt sind. Aber deshalb kommt niemand auf die Idee und fordert, die Ehe abzuschaffen.
Was rät man einer geschlagenen und ausgebeuteten Frau fragt sie in die Runde. Genau: sie soll sich von diesem Idioten trennen. Und was sagt man in der Prostitution? Steig aus der Prostitution aus. Die Leute lachen.
Eine Teilnehmerin fragt nach, wie das gehen kann, dass man ohne richterlichen Beschluss eine Wohnung betreten kann. Und wie konnte dieses Prostituiertenschutzgesetz an Menschenrechtlern und Datenschützern vorbeigehen? Ja, gute Frage. Das müsste man die Regierung fragen sagt Francis. Jeder guckt weg und glaubt, es würde ihn nicht betreffen. Letztlich betrifft es ja alle Frauen ergänzt Sexarbeiterin und Aktivistin Melanie. Es gibt eben keine schlagkräftige Lobby und es hört einem auch keiner zu, obwohl man schon jahrelang auf das Problem aufmerksam gemacht hat. Jedenfalls wird das Grundgesetz nun ausgehebelt, um durch diese Massnahmen Frauen in der Prostitution zu schützen. In den Medien wurde auch nur einseitig berichtet und man fokussierte auf Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution. Eine Fragestellerin sagt, dass deshalb ihr Eindruck sei, dass viele junge Osteuropäerinnen nicht freiwillig hier sind. Deshalb wollen viele auch den Frauen helfen. Dies ginge aber dann doch an der Lebenswirklichkeit der anderen Frauen vorbei, die freiwillig in der Prostitution arbeiten.
Ziel: die vollständige Entkriminalisierung der Sexarbeit Was würden die SexarbeiterInnen sich unter diesen Umständen wünschen, fragt jemand aus dem Publikum. Francis erklärt, dass nicht nur sie, sondern SexarbeiterInnen weltweit sich die vollständige Entkriminalisierung der Prostitution wünschen. Das bedeutet der Wegfall der Regulierung durch Strafgesetze und die rechtliche Gleichstellung mit anderen Gewerben. Bis jetzt gibt es ja noch 6 Sonderparagrafen, die Sexarbeit kriminalisieren. Dies ist keine Lösung, um Sexarbeit nachhaltig zu entstigmatisieren.
Und warum wird die Kondompflicht abgelehnt, fragt eine Gesprächsteilnehmerin. Es diene nur der Kontrolle, so die Antwort. Dies gibt es schon lange in Bayern. Hier werden sog. Scheinfreier eingesetzt, um die Kondompflicht durchzusetzen. Man weiss durch Erfahrungen in der Bekämpfung von Aids, dass man mehr Erfolge in der Aufklärung und Prävention hat, wenn Gesundheitsschutz freiwillig stattfindet. Hier helfen keine Repressionen. Stefan Raab hat es doch bei der Einführung der Kondompflicht im Saarland vor zwei Jahren gut gesagt: wenn schon Kondompflicht, dann sollte sie für alle Bürger in diesem Land gelten, also auch für Leute mit gelegentlichen One-Night-Stands. Das Publikum lacht.
Ein Blick nach Frankreich - das Schwedische Modell Sexarbeiterin und Aktivistin Coco von der Hurengewerkschaft STRASS berichtet. Die französische Hurengewerkschaft legt den Schwerpunkt auf die Rechte der ArbeiterInnen und auf Arbeitsschutz: Sexarbeit ist schliesslich Arbeit, was im Regelfall nicht anerkannt wird. Daher gibt es auch den Mangel an Arbeitsrechten. Frankreich hat einen anderen politischen Ansatz als Deutschland: Deutschland reglementiert Prostitution, in Frankreich war es ebenfalls so, etwa seit Napoleon bis in die 1940er Jahre, das ist aber seit 1946 nicht mehr so, wo alle Bordelle geschlossen wurden. Das Ergebnis war, dass alle Frauen von heute auf morgen auf der Strasse standen.
In Frankreich regieren jetzt die Abolitionistinnen, die wollen, dass Sexarbeit verschwindet. Deshalb werden SexarbeiterInnen alle als Opfer klassifiziert, die gerettet werden müssen; dies durch eine kräftig finanzierte „Rettungsindustrie“. Es gäbe in Frankreich noch mehr Kriminalisierungsparagrafen als in Deutschland. Dazu zähle das Verbot der aktiven Anwerbung von Kunden. Dies wurde dann auf die passive Anwerbung ausgeweitet: also man machte sich verdächtig, wenn man im Minirock an der Bushaltestelle steht. Dies wurde nun abgeschafft und durch die Kriminalisierung von Sexkauf, das sog. Schwedische Modell, ersetzt. Also die Kunden werden bestraft, wenn sie für Sexdienstleistungen zahlen. Ergebnis: es schränkt die Frauen ein, ihre Arbeit auszuüben. Selbst die Polizei hat sich dagegen ausgesprochen, weil sie anderes zu tun hat, was wichtiger ist, nämlich Kriminalität von ganz anderem Kaliber zu bekämpfen. STRASS und andere Leute haben lange dagegen gekämpft. Erfolglos.
Was sind die praktischen Konsequenzen? Kunden blühen beim ersten Mal, wenn sie erwischt werden, 1.500€ Geldstrafe, beim zweiten Versuch 3.750€ Geldstrafe plus Belehrungskurs, vergleichbar mit dem Idiotentest in Flensburg - und ich ergänze, den sogenannten John-Schools in den USA (John ist die übliche Bezeichnung für Freier), wo Kunden sich „rehabilitieren“ müssen. Diese Reha-Kurse werden üblicherweise von der katholischen Kirche finanziert ergänzt Coco.
Die abolitionistische Linie ist reine Ideologie: Das Hurenstigma diene dazu, auch alle anderen Frauen auf Linie zu bringen. Nun ist Frankreich nicht Schweden: Schweden sei ein sehr folgsames und autoritätshöriges Land, Frankreich das Gegenteil. Es kann jedoch sein, dass Frankreich zusammen mit den Notstandsgesetzen wegen der Terroranschläge wirklich einen Polizeistaat bekommt und dann hat keine Hure mehr Arbeit. So wird es Deutschland auch gehen, wenn das geplante Gesetz konsequent angewandt wird. Man sehe an diesen beiden Länderbeispielen, dass man mit völlig unterschiedlichen Ansätzen das gleiche Ziel verfolgt: in Deutschland setzt man auf das Angebot, d.h. es werden dann die Bordelle geschlossen und den Frauen schwer gemacht, dieser Arbeit weiter nachzugehen. In Frankreich und Schweden versucht man, die Nachfrage einzudämmen. Freierbestrafung wird es in Deutschland ebenfalls geben, aber es kommt durch die Hintertür: gemeint ist, dass Kunden von Zwangsprostituierten bestraft werden sollen.
Wie sieht es mit dem Respekt seitens der Kunden aus? Auf die Frage, ob man als Sexarbeiterin von Kunden respektiert wird, antworten Francis und Coco beide mit Ja. Wenn sich ein Kunde mal nicht benimmt, wird er schon beim Anbahnungsgespräch aussortiert oder er wird rausgeschmissen. Das sei in 12 Jahren einmal vorgekommen so Coco. Sowohl Luxus-Callgirls als auch Frauen am Strassenstrich wählen ihre Kunden aus. Coco hat auch schon mal an der Strasse gearbeitet. Natürlich braucht man auch Berufserfahrung, um zu wissen, mit wem man es zu tun hat. Im Escort Bereich läuft viel über den Preis. Der Preis sortiert schon mal vor. Und dann gäbe es auch die Tastenwichser, die nur schreiben, und mit denen man nichts verdient. Die Kunden, die man dann treffe, seien aber zu 99% korrekt.
Ausserdem schütze man sich, indem man sich mit Kolleginnen oder in Foren austauscht. In Bordellen gibt es ausserdem eine Türpolitik und Security, wo alkoholisierte Typen erst garnicht reinkommen. Und wenn sich Kunden trotzdem daneben benehmen, gibt es noch eine Alarmglocke, so dass schnell jemand zur Stelle ist.
Wenn man freiberuflich arbeitet, gelten die gleichen Sicherheitsprobleme, wie wenn man privat und anonym jemanden über das Internet kennenlernt oder in eine Disko geht, um jemanden anzubaggern. Das Geld ist im Prinzip ein positiver Filter. Bevor das Geld nicht in der Tasche ist, läuft garnichts. Das ist schon mal die erste Regel. Falls man doch mal auf einen Psychopathen trifft, muss man privat oder als SexarbeiterIn so oder so das gleiche machen: Feuer schreien, um Hilfe rufen, Polizei anrufen usw. Beim Escort schützt man sich normalerweise mit einem Cover, also einer Vertrauensperson, wo man sich vor und nach einem Date an- und abmeldet und bei der man alle Kontaktdaten hinterlegt. Man kann sich so gegenseitig absichern.
Francis erzählt, dass sie in 35 Jahren auch schon Gewalterfahrungen gemacht hat. Da hilft kein Cover, höchstens das Bauchgefühl. Am besten ist es, man redet mit dem Gast, wenn man merkt, dass es ein Psychopath ist und versucht zu deeskalieren. Ein Risiko besteht an jedem Arbeitsplatz, egal ob man im Bordell oder alleine in einer Wohnung, im Hotel oder an der Strasse arbeitet. Dabei ist es egal, ob man SexarbeiterIn oder eine sonstige Frau ist, es spielt keine Rolle, wenn man erstmal an einen Psychopathen gerät.
Zum Schluss: Der Verein Dona Carmen hat diese Diskussion erst möglich gemacht, wo sich SexarbeiterInnen und AktivistInnen mit der Öffentlichkeit austauschen. Solche Foren müsste es häufiger geben, um mehr Aufklärungsarbeit zu machen. Stattdessen wurde dem Verein wegen Bordellführungen die Gemeinnützigkeit kürzlich aberkannt. Der Verein kritisiert seit langem heftig die Prostitutionspolitik in Deutschland und hat in diesem Zusammenhang u.a. die Pauschalsteuer kritisiert, also das Düsseldorfer Verfahren, das die Betreiber zum verlängerten Arm der Finanzbehörden macht. Ein Verfahren, das es in anderen Branchen nicht gibt und deshalb als diskriminierendes Sonderrecht kritisiert wird. Schliesslich wendet sich der Verein satzungsgemäss seit fast 20 Jahren gegen die gesellschaftliche Ausgrenzung von Prostituierten, eine Satzung, die vom Finanzamt auch mehrfach anerkannt wurde. Der Verein kämpft natürlich gegen diese Entscheidung und will die Gemeinnützigkeit zurück!
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