Nein, das ist kein Rollenspiel. Ein Anwalt wurde von der Hurengewerkschaft BESD beauftragt, die Ordensschwester und Prostitutionsgegnerin Dr. Lea Ackermann, Vorsitzende des Vereins für Frauenrechte Solwodi, außergerichtlich abzumahnen. Warum das notwendig ist, erfahrt Ihr hier. Sexworker mußten sich in den letzten Jahrzehnten an vieles gewöhnen. Auch das man ihre Stimmen und Wünsche regelmäßig zum Schweigen bringt und von Sexworkern geführte Gruppen und Organsationen in der Öffentlichkeit als „Zuhälterlobby“ bezeichnet. Dies betrifft nicht nur Deutschland, sondern auch andere Länder. Meist regt sich nur Widerstand in der Online Bubble, aber das ist nicht ausreichend.  Sexarbeit ist „Drecksarbeit“ meinte Lea Ackermann in einem Welt Interview schon 2014. Aktuell äußerte sie sich in einem Welt Interview vom 29.04.2020 wie folgt über den BESD:

 

Die Lobby der Zuhälter und Heuchler
„Ackermann: Dieser Berufsverband gibt sich fürsorglich, dabei steckt dahinter auch die Lobby der Zuhälter. Die machen nichts aus Fürsorge. Diese Helfer sind Heuchler.“
Dr. Lea Ackermann, Ordensschwester und Vorsitzende des Vereins Solwodi sowie Trägerin des Bundesverdienstkreuzes, macht regelmässig zusammen mit anderen Prostitutionsgegnern öffentlich Hatz gegen den Berufsverband BesD und diffamiert ihn öffentlich als „Zuhälterlobby“.

 

Der BesD will sich das nicht länger gefallen lassen und setzt sich deshalb mit juristischen Mitteln dagegen zur Wehr. Die Verwendung des Begriffs „Zuhälterlobby“ gegen den Verband umfasst nämlich folgende Tatbestände 
  • Falschberichterstattung
  • unwahre Tatsachenbehauptung
  • Verleumdung
  • Ehrverletzung
  • Schmähkritik
  • Beleidigung in Presse, Internet und Social Media
 

 

Zur Info: im Berufsverband BESD sind nur 6% aller Mitglieder ehemalige oder aktive Sexarbeiter:innen, die gleichzeitig einen Betrieb leiten (Studio, Escort Agentur u.a.). Der BesD engagiert sich für die Rechte von Sexarbeitenden. Außerdem ist es nicht rechtmässig, eine ganze Branche zu kriminalisieren. Zuhälterei ist ein Straftatbestand und mit kriminellen Machenschaften hat der BesD grundsätzlich nichts zu schaffen.

 

Wofür sich der BESD engagiert, kann man auf ihrer Website nachlesen. Aktuell unterstützen wir bei Kaufmich mit einer Spendenaktion und einem virtuellen Geschenk dieses Engagement.

 

Sexarbeit ist mit Gesundheitsrisiken verbunden
Leider ist Prostitution mit Gesundheitsrisiken verbunden und kann körperlich belastend sein. Deshalb muß man der Prävention, Gesundheitsförderung und medizinischen Versorgung große Aufmerksamkeit schenken, denn viele Sexworker haben nur einen eingeschränkten Zugang zur Krankenversicherung.

 

Also nicht Kriminalisierung und Verbote sind das Rezept, die Probleme in der Rotlicht Szene in den Griff zu bekommen, denn sie potenzieren Gewalt. Das weisen über 134 Studien weltweit nach.

 

Deshalb ist Professionalisierung so wichtig und wir bei Kaufmich haben dafür viele Ressourcen entwickelt, um Sexworker aber auch Kunden zu informieren und zu schulen. Eine Wissensressource für Sexworker ist zum Beispiel Big Sister, die aus den Erfahrungen von Sexworkern in Deutschland und der Welt entstanden ist. Für Sexworker gibt es hier bei Kaufmich vielfältige Hilfe Guides und für Kunden den Kaufmich Kunden Knigge.

 

Letztlich drohen Sexarbeitenden nur neue Gefahren durch ein Sexkaufverbot 
Fachleute weisen die Behauptung zurück, daß Sexarbeitende vor Zwang und Menschenhandel durch ein Sexkaufverbot geschützt würden. Im Gegenteil: Sexworker in prekären Verhältnissen, insbesondere Migrant:innen, Transgender und drogengebrauchende Sexarbeiter:innen, würden weiter besonders geschädigt, wenn man sie weiterhin marginalisiert und sichere Arbeitsbedingungen verhindert. Hilfs- und Beratungsangebote würden es schwer haben, Zugang zu finden.

 

Der BESD hat sich schon deutlich von einem Sexkaufverbot öffentlich distanziert. In den vielstimmigen Chor aus Prostitutionsgegner:innen sind auch kürzlich 16 Parlamentarier eingefallen, die sich für ein Sexkaufverbot in Deutschland engagieren, angeführt vom Mediziner Karl Lauterbach, dessen Stimme auch bei den aktuellen Berufsverbot für Prostitution Gewicht hat. Wen die Folgen eines Sexkaufverbots interessieren, kann es in dieser Analyse nachlesen.

 

Wir können allen Sexworkern nur raten, sich zu vernetzen und im Berufsverband BesD zu organisieren. Die Gebühren für die Mitgliedschaft sind in Corona-Zeiten ausgesetzt.

 

Wie ist Eure Meinung bei diesem Thema? Seid Ihr über die aktuellen Verbotsdiskussionen im Bilde? Informiert Euch hier im Kaufmich Magazin zum Thema Sexkaufverbot.  

 

Rotlicht an Kampagne  

 

 

 

 

 

Written by Susi


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3 comments

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Ich halte es weiterhin für Blödsinn, Sexkauf zu kriminalisieren. Andere Dienstleistungen, wo Menschen ihren Körper deutlich mehr bei schädigen, sind auch nicht kriminalisiert. Zwang zum Sex und Menschenhandel sind schon lange illegal und lassen sich trotzdem nicht aufhalten. Daran wird also auch das Verbot von legalem Sexkauf wenig ändern. Nur die Menschen, die ihren Job gerne machen, werden ihre Lebensgrundlage verlieren.

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Schon verzwickt, Kirche und Pay6 passen eben überhaupt nicht zusammen. Wenn doch schon Kondome und Kirche ebenfalls nicht zusammen passen; *räusper. zum Zitat „Ackermann: Dieser Berufsverband gibt sich fürsorglich, dabei steckt dahinter auch die Lobby der Zuhälter. Die machen nichts aus Fürsorge. Diese Helfer sind Heuchler.“ Dann denk ich mir wiedermal so: vor der eigenen Kirchentüre kehren! Diese ganzen sexuellen Übergriffe und Mißbräuche durch Priester, über Jahrzehnte von den kirchlichen Strukturen totgeschwiegen, verneint, gedeckelt und verdrängt! Da könne man das Ackermann´sche Zitat auch in Retoure anwenden: "....Die machen nichts aus Fürsorge. Diese Helfer sind Heuchler.“

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Huschke Mau, eine der neben Alice Schwarzer führenden Kämpferinnen für das Nordische Modell (Männer sollen gezwungen werden, Prostituierte zu boykottieren), schrieb im Frühjahr einen Blog, dass das wegen der Coronakrise eingeführte Prostitutionsverbot kein Grund zur Freude sein kann: zwar wären theoretisch ihre Ziele erreicht, aber die Prostituierten hätten zur Zeit keine Einnahmen und daher keine Lebensgrundlage. Die Einführung des Nordischen Modells wäre nur denkbar und sinnvoll, wenn die Prostituierten "Ausstiegshilfen" bekämen, um einen "normalen" Beruf ergreifen zu können. Aber wegen der Coronakrise sind die staatlichen Kassen tief in den roten Zahlen. Es würde mich nicht wundern, wenn die Bemühungen von Solwodi und ähnlichen bis auf weiteres verschoben würdem, weil die "Ausstiegshilfen" nicht finanziert werden können. Letztendlich sollte auch klar sein, dass eine Kriminalisierung des Sexkaufes nur eine Verlagerung bewirken würde. Ich wette, dass die Männer als Malmö sich jetzt in Kopenhagen vergnügen, und Deutsche würden dann eben nach Stettin fahren.

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