Auch heutzutage werden vor allem kleinere Bordelle von Frauen betrieben, die selbst nicht anschaffen. Große Häuser wie FKK Clubs und Laufhäuser meist von Männern.
- Es ist eine bequeme Art des Geldverdienens für Sexdienstleister:innen, da sie sich um nichts kümmern müssen, ausser Miete zu zahlen. Die zeitraubende Werbung und Marketing, Reinigung, Kundenkommunikation, Security Maßnahmen übernehmen meist die Betreiber. Bleiben nur noch die Service- und Preisverhandlungen in den Zimmern.
- Die tägliche Pauschalsteuer (das sog. Düsseldorfer Verfahren, an dem sich viele Prostitutionsstätten beteiligen) wird vom Betreiber eingetrieben und an das Finanzamt weitergeleitet und dokumentiert. Allerdings entsteht bei vielen SDL der Eindruck, dass sich damit die Steuerlast erledigt hat. Dies ist keineswegs so. Natürlich müssen sie eine Steuernummer beantragen und eine jährliche Einkommensteuererklärung anfertigen und alle Quittungen der bezahlten Pauschalsteuer dokumentieren und ggf. weitere Steuern zahlen.
- Risiko: die Mieten müssen häufig auch bezahlt werden, wenn der Umsatz niedrig ist oder ganz ausfällt. Es können sich dadurch Schulden anhäufen.
- In manchen Bordellen existieren strenge Hausregeln. Wenn man sich nicht unterwirft, fliegt man raus. Dies ist seit dem Prostitutionsgesetz von 2001 verboten. Betreiber:innen haben nur ein eingeschränktes Weisungsrecht.
- Queere oder benachteiligte Sexworker z.B. mit Be_hinderungen, Drogen gebrauchende Sexworker werden manchmal rausgeschmissen bzw. erhalten erst garnicht die Erlaubnis, dort zu arbeiten. Diese finden sich später häufig auf dem Strassenstrich wieder oder isoliert in Privatwohnungen und illegalen Wohnungspuffs.
- Entstehen verschiedene Abhängigkeiten zwischen Betreiber und SDL unterstellen Behörden eine Scheinselbständigkeit und können Verfahren gegen sie einleiten. Vorsicht bei Werbetexten und der Umsatzsteuerproblematik!
- In Bordellen gibt es häufig Razzien, da hier von Behörden verschiedene Delikte vermutet werden: Schwarzarbeit, Steuerhinterziehung, Geldwäsche, Drogenhandel, Zwangsprostitution, keine Anmeldung nach ProstSchG.
- Vorteil für Kunden: Kunden können im Regelfall anonym Dienstleistungen in Anspruch nehmen und sie können unter verschiedenen SDL wählen. Da sich neue Gesichter besser verkaufen, wechseln SDLs häufig Bordell und Stadt und touren deutschland- und europaweit.
Die verschiedenen Abrechnungsmodelle bedeuten, dass man als SDL entweder auf Prozente arbeitet, also anteilig eine Provision pro Zimmer (30-50% ist üblich) zahlt - ähnlich auch in Escort Agenturen oder Tages- und Wochenmieten. Bei einer 50% Regel steht der Betreiber bereits unter Zuhälterverdacht und wird von den Behörden argwöhnisch beäugt.
Im FKK Club liegen die Eintrittsgelder von SDL UND Kunden z.B jeweils bei ca. 70€/Tag. Dies entspricht zusammen der Tagesmiete mancher Bordelle, die auch höher ausfallen können z.B. 180€/Tag.
Es gibt natürlich auch Bordelle mit einer sehr aufmerksamen Security und Videoüberwachung, wo Kunden sofort am Eingang abgewiesen werden, wenn sie den Eindruck vermitteln, Drogen oder/und Alkohol konsumiert zu haben. Dies erhöht sonst nämlich das Gewaltrisiko in den Zimmern. Und dies wissen auch verantwortungsbewußte Betreiber:innen.
Die Zeit des Wartens zwischen den Kunden sowie die Vorstellungsrunden, schlechtgelaunte Kolleginnen mit wenig Umsatz gingen mir auf die Nerven und die Wartezeit ging von meiner kostbaren Lebenszeit ab. Deshalb hab ich mich selbständig gemacht, auch wenn man damit nicht unbedingt mehr Geld verdient, wie sich zeigen sollte. Aber mit einer Selbständigkeit geht mehr Verantwortung einher, man muß sich um alles selber kümmern, Steuern zahlen und sich um die Altersvorsorge kümmern. Deshalb bevorzugen ja viele Sexworker, im Bordell zu arbeiten, da sie dort keine langen Wege zum Kunden haben und auch weil der Umsatz im Verhältnis zum Aufwand meist gut ist. Z.B. in FKK Clubs. Natürlich nicht für alle anwesenden Sexworker. Es gibt welche, die laufen sehr gut und verdienen entsprechend viel Geld und können sich auch eine Stammkundschaft aufbauen, und andere weniger. Meist liegt es an Aussehen, Service und Ausstrahlung.
Also ist das nur ein Geschäftsmodell für Huren, die sich an einem Ort niederlassen wollen und regelmäßig dort arbeiten. Die Mehrheit der Sexworker in Bordellen sind oft mobile Migrant:innen ohne festen Wohnsitz in Deutschland. Andere arbeiten direkt von einer Wohnung aus.
In Thailand (Chang Mei) gibt es ein von Sexworkern kollektiv geführtes Lokal, die Can do Bar. Auch kann man in Ländern wie Neuseeland, wo Sexarbeit vollständig entkriminalisiert ist und die Sexworker dank der Lobbyarbeit der starken Sexworker Organisation New Zealand Prostitutes Collective ihre Rechte kennen, auch rechtliche Schritte gegen Betreiber einleiten, wie es auch in der Vergangenheit bereits geschehen ist.
Insofern kann es für beide Seiten eine Win-Win Situation geben, wenn Arbeitsstandards eingehalten werden und keine Wucher-Mieten gezahlt werden müssen. Wenn Manager vom Selbstverständnis auch Dienstleister:innen für Sexworker sind. Auch wenn sich Prostitutionsgegner:innen Bordellverbote herbeisehnen: mit den geforderten Sexkauf- oder Prostitutionsverboten schaffen sie nur illegale Prostitution, wo niemandem geholfen ist und Sexworker unter riskanten Bedingungen arbeiten und überleben müssen.
Folge auch Teil 1 Die Zukunft der Sexarbeit: Diskretion vs Sicherheit
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