Alle Jahre wieder gibt es im Zusammenhang mit Gross Events eine Diskussion über Prostitution. Meist im Zusammenhang mit Menschenhandel, wo irre Zahlen aufgeführt werden und angeblich zig Tausende Menschenhandelsopfer in die Austragungsorte geschleust werden, um dort sexuell ausgebeutet zu werden. Während der WM 2006 war von 40.000 ‚Zwangsprostituierten‘ die Rede, die illegal nach Deutschland verbracht worden sein sollen und fand breiten Anklang in den Medien. Diese unglaubliche Zahl stellte sich letzten Endes als falsch heraus. Recherchen ergaben jedoch, dass dem BKA tatsächlich 33 Fälle in diesem Zeitraum gemeldet wurden; in 5 Fällen bestand eine direkte Verbindung zur WM.

 

Prostitutionsgegner versuchen allerdings mit ihrer PR Maschine seit Jahren immer wieder einen Anstieg von Zwangsprostitution bei Mega-Events wie den Olympischen Spielen zu behaupten, um ihre Forderungen ins Gespräch zu bringen. Allerdings: es gibt einfach keine Nachweise für diese These. Hier vermischen sich Mythen und Realität.

 

Jedoch hat dieser Alarmismus immer die gleichen Konsequenzen: um Opfer von Zwangsprostitution zu finden oder Kinderprostuierte zu schützen, werden an den Austragungsorten polizeiliche Kontrollmassnahmen verschärft, die sich gegen die gesamte Prostitutionsbranche richten und damit auch gegen sämtliche SexarbeiterInnen. Dies konnte man sehr gut bei den letzten olympischen Spielen in London beobachten sowie  bei der Vorbereitung auf die olympischen Spiele aktuell in Rio.

 

Tatsächlich ist es so, dass das Geschäft während solcher Grossveranstaltungen alles andere als gut für die Sexarbeiterinnen läuft: das haben viele nach der letzten WM in Deutschland und auch beim letzten Confederations Cup in Brasilien berichtet. So wird es wahrscheinlich auch jetzt während der Olympischen Spiele  sein. Im Bericht der Tageszeitung DIE WELT, die schon in der Vorbereitung auf Olympia vor Ort recherchierte, spricht man deshalb auch von „Spielen voller Frust“. In dem Beitrag geht es um einige übelgelaunte Sexarbeiterinnen, die in einem Nachtclub nix zu tun haben. Natürlich ist man als Journalist bei solchen auflagensteigernden „Tabu“ Themen wie Prostitution immer sehr bemüht, das Leben der Beteiligten auszuforschen und schwere Schicksale zu ergründen. In diesem Fall, um nachzuweisen, dass allein die Not die Sexarbeiterinnen antreibt. Nun wirtschaftliche Zwänge und Armut zwingen fast alle Menschen auf diesem Planeten, einem Geldverdienst nachzugehen. In diesem Fall zwingt diese Frauen niemand dazu, sie mögen diesen Job einfach nicht, eine hasst ihn sogar, und machen ihn dennoch, weil sie sich klare Ziele gesetzt haben: nämlich in kürzester Zeit ein kleines Vermögen zu verdienen, um andere persönliche Wünsche zu realisieren. Auch in der sonstigen Arbeitswelt hassen viele ihren Job und machen ihn trotzdem weiter. Ein Blick auf die hohen Krankenstände in Deutschland verdeutlicht das. Hier bilden viele SexarbeiterInnen eben keine Ausnahme und die hohe Fluktuation in der Branche ist dafür ein deutliches Zeichen.

 

Hoffen wir dennoch, dass die brasilianischen Kolleginnen entgegen aller Unkenrufe trotzdem ein gutes Geschäft machen und sie ihren Zielen näher kommen.

 

Written by Susi


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