Es liegt schon eine ganze Weile zurück. Und mittlerweile kann ich darüber lachen. Auch wenn ich am nächsten Morgen ernsthaft überlegt habe, ob das hier wirklich etwas für mich ist.
Er kam irgendwo aus einem anderen Teil der Republik, hatte hier im Hamburg geschäftlich zu tun und wollte sich die Nacht versüßen. Wir hatten einige Tage nett geschrieben und ein undeutliches Foto getauscht.
Für den besagten Abend hatten wir uns am vorderen Ausgang der SBahn verabredet, wollten essen gehen und später zu ihm ins Hotel. Da passierte schon der erste Patzer: Ich war mit der UBahn gekommen und somit am hinteren Ausgang, wollte das Stückchen vorlaufen. Trat aus dem Gebäude und sah in der tief stehenden Sonne einen großen attraktiven Mann lächelnd stehen, braun gelockt, schönes Gesicht, helle Augen. Und er fragte: „Bist Du Susanne?“ „Äh, ja…?“ „Hallo ich bin Txxx.“ Kurze Umarmung, Bussi links und rechts und wir wollten gerade Arm in Arm losschlendern, als eine unsichere Stimme vom Wegesrand kam: „Hallo?? Ich glaub, das ist meiner.“ SUSANNE! Txxx verwirrt, ich noch verwirrter. Bis sich aufklärte, dass ich den falschen Mann für mein Date gehalten hatte und umgekehrt. Der Name kam mir auch komisch vor, aber oft nennt man sich hier ja auch anders als im wahren Leben. SUSANNE war... nun ja, jetzt kein Modeltyp. Er verzog leicht das Gesicht und begrüßte sie mit Händeschütteln. Ich fragte noch sicherheitshalber, wo sie sich denn kennengelernt hatten. Eine Partneragentur, okay, das hätte ja auch zu ziemlichen Missverständnissen geführt und auch sehr peinlich werden können! Txxx und ich lachten herzlich, SUSANNE fand das überhaupt nicht komisch. Sie gingen nebeneinander fort und Txxx schaute noch einmal schmachtend und schulterzuckend zu mir zurück.
Ich hinter ihnen… zum vorderen Eingang, wo ja meine richtige Verabredung wartete… und erschrak ein wenig. Das unscheinbare undeutliche Foto hatte nichts beschönigt. Seufz egal, unerfahren wie ich war, machte ich die Augen zu und durch.
Es wurde einer der gefühlt längsten Abende meines Lebens.
Er hatte keinen Tisch reserviert, belebtes Viertel, viele kleine Lokale. Einige kannte ich, aber jeden meiner Vorschläge argumentierte er weg und wir landeten letztlich in einem billigen, vollen, lauten Bistro in dem mein hungriger Magen nichts Interessantes in der Speisekarte fand, ich aber trotzdem eine Platte für 2 vorschlug, darauf er: „ich ess kein Fleisch“ ok… „dann trinken wir erstmal was und entscheiden uns später. Möchtest Du einen 1/2l Wein teilen oder lieber Bier?“ „ich trink keinen Alkohol“ hmm ok… Also nicht dass ich jemanden verleiten will, ist jedem selbst überlassen und ich trinke auch oft lieber Wasser.
Aber das Ganze ging ja noch weiter! Er hatte eine Nußallergie, lehnte den frisch gemahlenen Pfeffer ab weil er Schärfe nicht verträgt und pulte dann noch irgendetwas aus seinem vegetarischen Essen, weil er es nicht mochte.
Die Unterhaltung war zäh, die Antworten auf meine Fragen einsilbig und ich hatte den Eindruck, dass ich ihm auch gar nicht gefalle. Ich dachte die ganze Zeit daran, abzubrechen und zu gehen, brachte es aber doch nicht über mich und war der Meinung, dass er das ja auch machen könne, wenns ihm nicht gefällt. War aber nicht so. Heute würde ich selbstbewusst gehen und auch sagen, warum.
Völlig aus dem Nichts nahm er mich plötzlich an der Hand und wir gingen ins Hotel. Dort hatte er einen halbtrockenen, also süßen brrr, Piccolo für mich warmgestellt, der leider auch nicht reichte, mir den Abend schön zu trinken, aber ich nahm ihn trotzdem.
Die schlüpfrigen Einzelheiten des Folgenden erspare ich hier an dieser Stelle, nur soviel: Es war völlig unspektakulär. Danach Schlaf, also ER, ICH lag wach und konnte nicht! Seinen gestreiften Schlafanzug fand ich neben meiner völligen Nacktheit auch irgendwie unpassend.
Nun hatte er sich gewünscht, dass ich noch mit ihm frühstücke, elf Euro fuffzig pro Person, Kaffee satt. Und den brauchte ich auch. Holte mir dazu einen großen Teller mit Rührei, Schinken, Frischkäse, Gurken mit sehr viel Pfeffer(!) und eine kleine Schüssel Müsli. Er aß ein halbes Brötchen mit einer Scheibe Käse ohne Butter drunter. Das war alles, denn Kaffee trank er natürlich auch nicht.
Den Umschlag mit einer wirklich liebevoll ausgesuchten Dankeskarte und dem Bündel Scheinen hatte er mir schon im Zimmer überreicht. Das Zählen hat dann trotz allem Spaß gemacht und war mein einziger Trost.
Endlich verabschiedet und entlassen ging ich erst einmal ein Stück zu Fuß, Stöckelschuhe hin oder her, ich brauchte frische Luft und habe wirklich ernsthaft gedacht, wenn DAS bedeutet, overnight gebucht zu werden… na dann
GUT NACHT!
Dieser Escort Blog erschien ursprünglich hier http://www.kaufmich.com/Susibee/blog/DER_TOTALVERWEIGERER Die Autorin Susibee gab uns zur Veröffentlichung ihre Einwilligung.