Sie nennt die moderne Prostitution die "Pervertierung der sexuellen Befreiung". Da stellt sich mir die Frage, was in ihren Augen Freiheit ist. Ich dachte immer, Freiheit sei, wenn man die Entscheidungen das eigene Leben betreffend selbst in der Hand hat. Vielleicht habe ich mich geirrt und wahre Freiheit ist, so zu leben, wie es sich visionäre Feministinnen vorstellen. Wenn ich alle Regeln beachte, die Frau Schwarzer mir vorschreibt, bin ich frei.... Nun ja... vielleicht nicht.
Abgesehen davon, dass sie allen Frauen ihr eigenes Weltbild aufzwingen will (weil diese ja sonst nicht wahrhaft frei sein können), stellt sie völlig unreflektierte Behauptungen in den Raum, wie zum Beispiel die, Prostitution und Menschenhandel seien beide untrennbar miteinander verknüpft. Klar ist der Menschenhandel in dieser Branche ein nicht zu vernachlässigendes Thema. Das heißt jedoch nicht, dass das eine das andere bedingt. Die Behauptung hat eine ähnliche Qualität wie "Pilze und Gift sind untrennbar miteinander verknüpft". Und Steinpilze sind ein Mythos, den die Köche erfunden haben.
Was mich aber am meisten ärgert an diesem dreisten Artikel, ist die Arroganz, mit der diese Frau so tut, als kenne sie die Motive aller Menschen und sei deshalb in der Position, darüber zu urteilen. Hierzu könnte ich viele Beispiele anführen, doch am eindrücklichsten fand ich folgende Behauptung: "Freiern geht es um Machtausübung: Einmal nicht diskutieren bzw. nach ihrem Begehren fragen, sondern einfach fordern."
Welch eine Anmaßung! Vielleicht ist es auch gar keine Anmaßung. Vielleicht wäre an diesem Punkt angebracht Mitleid zu haben mit einer Frau, die etwa so viel Phantasie hat wie eine Kartoffel und so viel Empathie wie ein Stein. Nein, sie kann sich nicht vorstellen, wie viele SDL Kunden Wert darauf legen, dass auch die Frau Spaß hat. Dass es für viele Männer Ehrensache und Befriedigung ist, der Frau Freude zu bereiten. Dass die häufigste Frage, die mir gestellt wird ist: "was gefällt dir?" Sie kann sich nicht vorstellen, wie es in den Menschen aussieht, weil das Einzige, was sie sich jemals vorgestellt hat, ihr perfekte kleine Welt ist und jeder, der da nicht exakt reinpasst ist ein Verbrecher gegen die Menschlichkeit, weil er ihr persönlich wehtut, indem er die Unverschämtheit besitzt, sich nicht in die winzige Schachtel zu zwängen, in die dieses Weltbild passt.
Es liegt doch auf der Hand, dass manche Männer keine Lust haben, sich in das emotionale Kuddelmuddel einer privaten Bekanntschaft zu verstricken, da sie bereits genug zu tun haben. Oder vielleicht sind einige einfach zu schüchtern, eine Frau anzusprechen und haben bei einer SDL weniger Angst vor Zurückweisung? Oder sie lieben ihre Frau und wollen nicht, dass der mangelnde Sex zur Belastung für die Beziehung wird, also outsourcen sie das? Oder sie haben eben Hunger auf Sex? Wenn ich Hunger habe pflüge ich doch auch nicht unbedingt einen Acker und warte, bis die Karotten gewachsen sind. Da bin ich froh, dass ich im Supermarkt oder im Bioladen welche kaufen kann. Und natürlich weiß jeder, dass das, was man selbst angebaut hat, am besten schmeckt. Na und? Sollen deswegen alle Läden schließen und der Kauf und Verkauf verboten werden? Und muss jetzt jeder sein leben lang dieselbe Sorte Gemüse essen? Nur weil Frau Königin des Guten und Richtigen Schwarzer eine Vision hat?
Nein, ich denke jeder sollte selbst entscheiden dürfen, was er möchte und was ihm gut tut. Damit meine ich auch die Frauen. Verzeiht, dass ich das generische Maskulinum verwende. Ich habe keine Angst, vom Patriarchat unterdrückt zu werden. Und ich rate Frauen wie Alice Schwarzer, an ihren Ängsten zu arbeiten, bevor sie versuchen, die ganze Welt auf ihre persönlichen Wünsche zurechtzuschneidern.