In den meisten Ländern unserer Welt gibt es spezielle Regelungen und Gesetze, die den Umgang mit Sexarbeitern, dem Prostitutionsgewerbe und / oder ihren Kunden regeln. In unseren Länderberichten versorgen wir Euch mit wichtigen landestypischen Informationen. Im folgenden Artikel geht es um die Regelung der Sexarbeit in den Niederlanden.  

 

Sexarbeit in den Niederlanden: die positiven Seiten
Der Verkauf sexueller Dienstleistungen in den Niederlanden ist seit 1911 legal. Im Jahr 2000 wurde das Bordellverbot aufgehoben und die Sexindustrie formal anerkannt. Das Gesetz erlaubt SexarbeiterInnen, sich ohne Diskriminierung an Beratungsstellen zu wenden und Hilfe zu ersuchen. Die Rechtsprechung erlaubt ebenfalls, sich politisch zu mobilisieren und Vereinigungen zu gründen.

 

Es gibt in den Niederlanden keine Zwangsuntersuchungen. Sexworker, Kunden und die allgemeine Öffentlichkeit sind dazu aufgefordert, kostenlose Angebote lokaler Kliniken für sexuelle Gesundheit in Anspruch zu nehmen. Unversicherte Migranten in der Sexarbeit haben Zugang zu kostenlosen Gesundheitschecks.

 

Sexarbeiterinnen müssen sich bei lokalen Behörden oder der Polizei nicht registrieren, sie unterstehen wie andere Bürger auch aber der allgemeinen Steuerpflicht.

 

Selbständige Sexarbeiterinnen können steuerlich Miete und Anschaffungen zum Zwecke der Sexarbeit geltend machen.

 

 

 

Sexarbeit in den Niederlanden: die Schattenseiten
Neben diesen positiven Aspekten gibt es weiterhin negative Einflüsse, wie das Prostitutionsstigma und Einflüsse im Kampf gegen den Menschenhandel.

 

Legal dürfen nur Bürger aus EU-Ländern in den Niederlanden arbeiten, die älter als 18 Jahre sind. Es hat sich jedoch eine zwei-gliedrige Struktur in der Sexindustrie gebildet mit Nicht-EU-Sexarbeiterinnen, die nicht von den allgemeinen Vorteilen profitieren können. Arbeitsvisa, wie bei anderen Berufen, werden für die Prostitution

 

nicht ausgestellt.

 

Seit dem Jahr 2000 müssen alle Prostituierten auch ihren Ausweis bei sich tragen.

 

Diese Mitnahmepflicht gilt nicht für andere Bürger. Wenn Sexarbeiterinnen z.B. ein Fenster mieten wollen, müssen sie sich ausweisen, um ihren EU-Status zu legitimieren. Mittlerweile wurde die Ausweispflicht für jeden Bürger ausgeweitet, der in den Niederlanden lebt und älter als 14 Jahre alt ist.

 

 

 

Sexarbeit in den Niederlanden: die Lage der Migranten
Die Folge für Migranten, die ohne EU-Status arbeiten, bedeutet Abschiebung. Eine Ausnahme gilt für jene, die Opfer von Menschenhandel wurden, die sich als Zeugen vor Ort zur Verfügung stellen müssen. Dies wird auch B9 Regel genannt.

 

Die Menschenhandelsdebatte hat sich auch auf Hollands Strassenstrich merklich ausgewirkt. Als eine der wenigen Zonen, wo Nicht-EU-Sexworker toleriert wurden, wurden die meisten Zonen zwischenzeitlich geschlossen.

 

Escort Agenturen stehen unter Beobachtung und unter Verdacht, da sie Arbeitsmöglichkeiten für Nicht-EU-Bürger geschaffen haben. Es gab Undercover-Razzien, um Betriebe zu finden, die Nicht-EU Escorts angeheuert hatten.

 

 

 

Sexarbeit in den Niederlanden: steuerliche Regelungen
Die Finanzbehörden fordern von jedem Sexarbeiter eine Gewerbesteuer-Nummer, die es erlaubt, Werbung zu schalten. Auch hier sind Nicht-EU-Sexworker ausgeschlossen.

 

Alle Sexbetriebe, ob Fenster, Clubs, Bordelle etc. müssen eine Genehmigung besitzen; jede Stadt in den Niederlanden ist unabhängig verantwortlich für die Erteilung von Genehmigungen und der Überprüfung der Betriebe hinsichtlich Gesundheit, Hygiene und Sicherheit, Steuer und andere Regulierungen. Zwischen den Kommunen gibt es kaum Absprachen und die Kontrollen von Stadt zu Stadt sind sehr unterschiedlich.

 

Die Steuerbehörden bestehen darauf, dass es sich in Clubs und Bordellen um Angestellten-Verhältnisse von Sexarbeitern handelt, während jene, die im Fenster, von zuhause oder als Independent Escort arbeiten, als Selbständige anerkannt werden.

 

Geschäftsinhaber achten sehr darauf, ihre eigenen Interessen zu schützen, während es für Sexarbeiter einen Informationsmangel über die steuerliche Seite gibt.

 

 

 

Sexarbeit in den Niederlanden: ein Fazit
Die Niederlande waren sehr daran interessiert, die soziale Position von Sexarbeiterinnen zu stärken. Dies ist jedoch in der Praxis nicht eingetreten, was auch mit der berüchtigten Doppelmoral zusammenhängt. Ein Ziel hinter der Gesetzesverordnung scheint wie in anderen Ländern auch zu sein, die Prostituierten vor allem zu kontrollieren. Ein weiteres Beispiel dafür ist leider auch Deutschland.

 

Dies zusammen mit europaweiten Ängsten vor Migration stellt die Niederlande bzgl. Sexarbeiter-Rechte weiter vor große Herausforderungen.

 

 

 

Weitere Länderberichte im Magazin
Neben diesem Artikel "Sexarbeit in den Niederlanden" haben wir noch weitere Länderberichte mit interessanten Informationen über die speziellen gesetzlichen Regelungen und Gesetzen der jeweiligen Länder für Euch:

 

Länderberichte weltweit - eine Übersicht

 

Written by Susi


1 comment

Anonymous

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Hallöchen ;))) Ich war selbst sechs Jahre in den Niederlanden arbeiten! Darum spreche ich auch holländisch ;)) es hat sehr viel Spass gemacht dort...wurde am Ende aber immer komplizierter mit den Behörden!wo ich dort angefangen hatte,gab es das alles noch nicht!Ich war überall und es war echt super gut und witzig ;)))) Küsschen Anna

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