In den meisten Ländern unserer Welt gibt es spezielle Regelungen und Gesetze, die den Umgang mit Sexarbeitern, dem Prostitutionsgewerbe und / oder ihren Kunden regeln. In unseren Länderberichten versorgen wir Euch mit wichtigen landestypischen Informationen. Im folgenden Artikel geht es um die Regelung der Sexarbeit in Süd-Korea.
Sexarbeit in Süd-Korea: illegal, aber weit verbreitet
Prostitution ist in Süd-Korea illegal, doch existiert sie und ist weit verbreitet. Die ersten Bordelle wurden schon 1876 dokumentiert. Die Schätzungen liegen bei 250.000 bis 1.2 Millionen Frauen in der Sexindustrie. Etwa 20% der männlichen Bevölkerung soll schon für sexuelle Dienstleistungen gezahlt haben. Beliebt ist es offenbar, seine Jungfräulichkeit bei einer Prostituierten zu verlieren.  Seit 2004 existiert ein Anti-Prostitutions-Gesetz, dass den Kauf und Verkauf von Sex sowie das Betreiben von Bordellen verbietet. Das Geschäft hat sich vor allem in die vielen Massage-Salons verlagert.

 

Trotz Strafverfolgung und Razzien gibt es eine starke Sexworker-Bewegung, die sich wehrt und für die Entkriminalisierung dieses Berufszweigs streitet. Schon kurz nach der Einführung des Gesetzes demonstrierten allein 2.500 Prostituierte gegen das Gesetz, weil es ihre Existenzsicherung gefährdete.

 

Im Jahr 2007 wurde der Sex-Tourismus für illegal erklärt und daraufhin 35.000 Kunden strafrechtlich verfolgt. Ausserdem kann es passieren, dass Prostitutionskunden in spezielle Erziehungsschulen für Freier geschickt werden, um sie von der Prostitution abzubringen (ähnlich wie die sog. John’s Schools in den USA; John = Freier).

 

Trotz all dieser Entwicklungen haben sich auch Rotlicht-Bezirke über die Jahre entwickelt, zwei davon in der Hauptstadt Seoul. Bemerkenswert ist auch das Alter vieler Prostituierter: es gibt immer mehr mittellose Rentnerinnen, die dieser Tätigkeit nachgehen. Das liegt vor allem daran, dass sich alte Traditionen aufgelöst haben, wonach sich die Kinder um ihre Eltern im Alter kümmerten, diese ihrer Verantwortung aber nicht mehr nachkommen wollen.

 

Es gibt auch Migrantinnen, so z.B. viele Russinnen, die in Korea seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion arbeiten.

 

Wie erwähnt, ist die politische Sexworker-Bewegung relativ gross, die es auch regelmässig in die internationalen Medien schafft. Sexarbeiterinnen demonstrieren meist in sehr grosser Zahl für die Anerkennung der Sexarbeit als Arbeit, gegen die Schliessungen von Bordellen und für die Abschaffung des Prostitutionsverbots. In Seoul wie auch in vielen anderen internationalen Städten geht die Vertreibung der Sexarbeiterinnen mit der Gentrifizierung einher, also der Umwandlung von Wohn- und Gewerberäumen in hochpreisige Luxusimmobilien.

 

Sexarbeit in Süd-Korea: Organisationen
Ein Netzwerk, dass sich für die Rechte von Sexarbeiterinnen in Süd-Korea einsetzt, ist „Giant Girls“ mit Sitz in Seoul und existiert seit 2009.

 

 

 

Weitere Länderberichte im Magazin
Neben diesem Artikel "Sexarbeit in Süd-Korea" haben wir noch weitere Länderberichte mit interessanten Informationen über die speziellen gesetzlichen Regelungen und Gesetzen der jeweiligen Länder für Euch:

 

Länderberichte weltweit - eine Übersicht

 

Written by Susi


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4 comments

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Vielen Dank für die Informationen. Ich werde das mal recherchieren. lg Susi

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Die familiäre Fürsorge kann nur funktionieren, wenn es genügend angemessen bezahlte Verdienstmöglichkeiten gibt, und das ist in Südkorea schon lange nicht mehr der Fall. Außerdem arbeitet die Regierung hübsch eifrig an der Aushöhlung der Rechte von Arbeiter*innen, ein Mitgrund für die dortigen Anti-Regierungsproteste. Nur als Beispiel: das Arbeitslosengeld, also Unterstützung, nachdem man die Arbeit verliert, ist in Südkorea mit am geringsten von allen OECD-Mitgliedstaaten, und Gesetze wie das, dass man jemanden nach spätestens zwei Jahren fest anstellen muss, haben nur dazu geführt, dass man dann eben nach knapp zwei Jahren gekündigt wird etc.etc. Wer kaum selbst über die Runden kommt und, um überhaupt Wohnraum zu haben, einen Kredit der Eltern benötigt, um die nach wie vor exorbitanten 'deposits' zu zahlen, ohne die man in Korea kaum eine gute Wohnung bekommt, die oder der wird dann kaum Geld haben, um die Eltern zu unterstützen - das ist, was ich meinte. Einfach mal "hankyoreh unemployment" googlen und ein bisschen durch die Artikel browsen, die da zu finden sind. Darin befinden sich wiederum diverse Verweise auf offizielle Berichte und Statistiken.

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Vielen Dank für Deine Anmerkungen. Aber das Fehlen einer existenzsichernden Rente für die Alten wurde ja über Generationen über die familiäre Fürsorge ausgeglichen, was ja offenbar jetzt nicht mehr funktioniert. Daher verstehe ich nicht, warum es eine Mär der BBC-Korrespondentin sein soll. Die Rentenversicherung wurde ja erst 1988 eingeführt. mfg Susi

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Ein paar Anmerkungen: wie andernorts gibt es in Südkorea selbstverständlich auch (cis) männliche und transgender Sexarbeiter*innen. Seit dem Inkrafttreten der Anti-Sexhandels-Gesetze findet die Anbahnung vor allem online statt über diverse Webseiten und Apps. Die größeren Proteste von Sexarbeiterinnen wurden jeweils von Hanteo, der nationalen Vereinigung für Sexarbeiterinnen, organisiert. Dieser Organisation gehören derzeit ca. 15.000 Sexarbeiterinnen, aber auch Bordellbetreiber*innen an. Wie der UN-Bericht „Sexarbeit und das Gesetz in der asiatisch-pazifischen Region“ befand, wurden allein in den ersten fünf Jahren nach Inkrafttreten der Gesetze 28.000 Sexarbeiter*innen zumindest vorübergehend verhaftet bzw. in Gewahrsam genommen und die Verurteilungsrate liegt bei ihnen deutlich höher als bei ihren Kund*innen. Die u.a. von der BBC-Korrespondentin Lucy Williamson verbreitete Mär, dass die jüngere Generation sich nicht mehr um ihre Eltern kümmern würde, lässt sowohl die extreme Arbeitslosigkeit bzw. schlechte Bezahlung insbesondere der unter Vierzigjährigen außer Acht, als auch das Versagen der südkoreanischen Regierung, eine existenzsichernde Rente auf den Weg zu bringen. Für die Zustände einfach nur die angebliche Herzlosigkeit der Jüngeren verantwortlich zu machen, ist, mit Verlaub, zu kurz gedacht.

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