In den meisten Ländern unserer Welt gibt es spezielle nationale Regelungen und Gesetze, die den Umgang mit Sexarbeitern, dem Prostitutionsgewerbe und / oder ihren Kunden regeln. In unseren Länderberichten versorgen wir Euch mit wichtigen landestypischen Informationen. Im folgenden Artikel geht es um die Regelung der Sexarbeit in Spanien.
Sexarbeit in Spanien: erst 1995 entkriminalisiert
In Spanien ist Sexarbeit nicht reguliert, d.h. weder verboten noch anerkannt als Arbeit. Sexarbeit wurde 1995 entkriminalisiert, aber die Rechte von Sexarbeitern bis heute nicht anerkannt. Nur Zuhälterei wird als Straftat eingestuft.

 

Insgesamt findet das Geschäft auf der Strasse, in Clubs und Bordellen und über Escortservices statt. Aufgrund der wirtschaftlichen Krise wurden die geschätzten Zahlen von in der Prostitution tätigen Frauen von 400.000 auf 600.000 nach oben korrigiert.

 

Da Prostitution nicht rechtlich geregelt ist, entwickeln Städte ihre eigenen Regeln und Massnahmen. Die häufigsten Massnahmen sind polizeiliche Strafverfolgung, Bußgelder und das Verhängen von Verbotszonen im öffentlichen Raum.

 

2004 hat Madrid ein Programm auf den Weg gebracht, das auf den Kampf gegen sexuelle Ausbeutung abzielt, aber tatsächlich Polizeimassnahmen gegenüber SexarbeiterInnen am Strassenstrich beinhaltet sowie die Überwachung von Kunden in den Rotlichtbezirken.

 

Barcelona hat zum Kampf gegen die Strassenprostitution ausgerufen und Sexarbeit in öffentlichen Räumen verboten. Das Gesetz erlaubt der Polizei Bußgelder gegen Sexarbeiterinnen und ihren Kunden zu verhängen. Dieses Gesetz wurde zum Vorbild für viele Städte in ihrem Kampf gegen Strassenprostitution.

 

In der Stadt Bilbao ist es Clubs untersagt, sich in der Nähe von Schulen anzusiedeln.

 

Die meisten Sexarbeiterinnen arbeiten indoor, also in Wohnungen und Clubs, wo sie für Dritte, also Betreiber arbeiten. Miete wird tageweise, in vielen Fällen auf wöchentlicher Basis bezahlt.

 

Das Arbeitsverhältnis zwischen Betreibern und Sexarbeitern wurde bis vor kurzem nicht anerkannt. Erst kürzlich entschied ein Richter in Barcelona, dass Prostituierte in einem Bordell dieselben Rechte erhalten sollen wie andere Arbeiter auch. Konkret bedeutet das Arbeitsverträge zwischen Betreibern und Sexarbeiterinnen und dass Arbeitnehmer- sowie Arbeitgeber in die Arbeitslosenkasse und in die Altersversorgung einzahlen müssen. Auch dass die Arbeiterinnen die Möglichkeit haben zu streiken. Dies ist aktueller Präzedenzfall, der in Spanien noch weiter Kreise ziehen wird.

 

Auf Landesebene gab es Vorstösse und Druck auf die Regierung, Werbeanzeigen für sexuelle Dienstleistungen zu verbieten, da man unterstellte, dass sich organisierte Kriminalität sowie Menschenhandel hinter den Anzeigen verbirgt.

 

Sexarbeit in Spanien: die Lage der Migranten
Seit August 2012 wurde der Zugang zum Gesundheitswesen stärker kontrolliert. Nun haben nur noch Personen, die vor dem 24. April 2012 als Einwohner registriert waren, Zugang zur allgemeinen Gesundheitsversorgung. Migrationen aus den EU-Staaten müssen nun eine Krankenversicherung vorweisen, bevor sie sich als Einwohner registrieren können. Für Migranten ohne gültige Aufenthaltspapiere gibt es eine medizinische Notversorgung. Opfer von Menschenhandel erhalten medizinische Betreuung wie auch unversicherte schwangere Frauen. Jene ohne Krankenversicherung können einen monatlichen Anteil zahlen, um Zugang zur staatlichen Gesundheitsversorgung zu erhalten.

 

Nach spanischen Einwanderungsgesetz ist es verboten, ohne eine gültige Aufenthaltsbescheinigung und Arbeitsbewilligung im Land zu bleiben. Prostitution wird nicht als Arbeit definiert und jene, die in der Prostitution arbeiten, haben keine rechtlichen Mittel ihren Aufenthalt zu legalisieren. Sie leben daher unter sehr prekären Bedingungen und es macht sie sehr verletzlich.

 

Sexarbeit in Spanien: Organisationen
Eine namhafte Organisation, die sich für die Rechte von Sexarbeiterinnen einsetzt, ist das Colectivo Hetaira in Madrid und Putas Indignadas in Barcelona.

 

Weitere Länderberichte im Magazin
Neben diesem Artikel "Sexarbeit in Spanien" haben wir noch weitere Länderberichte mit interessanten Informationen über die speziellen gesetzlichen Regelungen und Gesetzen der jeweiligen Länder für Euch:

 

Länderberichte weltweit - eine Übersicht

 

Written by Susi


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