Wenn man von Kunden besser behandelt wird, als von Ex Freunden und Männern in der freien Wildbahn, kommt man schon ins grübeln. Häufig trifft man die interessanteren und respektvollen Männer tatsächlich als Escort. Ein Grund, warum MissMaxime mit der Tätigkeit als Escort begann. Auf alle Fälle macht es Sinn, das eigene Beuteschema zu überdenken: verheiratete Anwälte sind sicherlich bessere Kunden denn Geliebter.   

 

Das Geheimnis hinter jeden guten Beziehung ist, dass sich beide Partner mit gegenseitigem Respekt und Zuwendung behandeln. Man liest dem Partner die Wünsche von den Augen ab und es bereitet einem größtes Vergnügen, dem anderem mal eine Freude zu machen.

 

Ich habe keine Beziehung. Die letzte, die ich hatte, war eher schlecht als recht, aber dieser Grundsatz gilt doch für sämtliche menschliche Bündnisse. Ich habe neben meiner Tätigkeit als Escort die ein oder andere Affäre laufen und hatte es bislang immer gut ausbalancieren können.

 

Als ich mit der Tätigkeit als Escort anfing, hatte ich diese unselige Beziehung hinter mir und stürzte mich in die Arme anderer, die aber genauso wie mein Ex, Narzissten, waren. Das ging so lange, bis mir der Kragen platzte und ich mein Beuteschema hinterfragte. Etwas, was wesentlich zu der Erkenntnis beitrug, dass diese Männer mich schlecht oder nicht ausreichend gut behandeln, war ausgerechnet meine Tätigkeit als Escort.

 

Angesichts dessen werden viele ungläubig staunen, denn alles was mit Rotlicht zu tun hat, wird nicht nur in den Hartz 4 Sendern wie RTL als schmuddelig, frauenverachtend und kriminell beschrieben, sondern auch von Frauenrechtler*innen wie Alice Schwarzer. Der Gender Stern ist übrigens rein zynisch.

 

Ich beendete also die Beziehung zu meinem besagten Ex, begann die Tätigkeit als Escort und vergnügte mich privat nebenbei. Obwohl - Vergnügen würde ich das Ganze rückblickend nicht mehr nennen. Als erstes Exemplar kurz nach der Trennung lernte ich einen gutaussehenden Anwalt kennen, 40, schicke Wohnung in Mitte, schicker BMW. Ach und lustig konnte er auch sein. Wir teilten sogar denselben Musikgeschmack. Das wusste er auch. Eines Abends rief er mich dann an, er sei auf einem Konzert meiner Lieblingsband gewesen und es sei ja so überragend gewesen. Ich lag zu der Zeit schwerst depressiv im Bett und antwortete mit tränenerstickter Stimme: "Schön für dich. Ich hatte leider kein Geld für das teure Ticket. Du wusstest doch, dass ich die Band mag. Mir geht es auch gerade gar nicht gut. Ich wäre so gern dabei gewesen."

 

"Ach Mäuschen, was ist denn los?"

 

"Ich kann dir nicht erzählen, warum es mir schlecht geht aber ich brauche das jetzt nicht - mit zu bekommen, wie toll das Konzert war. Das macht mich richtig fertig."

 

"Ja, da hast du echt was verpasst. Ich war in der VIP Lounge. Aber hauptsächlich unten ging die Post ab. Meine Truppe und ich wir tranken die ganze Zeit Champagner."

 

"Also das verstehe ich nicht - ihr geht zu einer Rockband, hockt im VIP Raum und trinkt Champagner?"

 

"Jaaa, deswegen war es da oben mit denen so langweilig, also ging ich runter und da ging es sowas von ab!"

 

"Hast du auch die Bandmitglieder gesehen, wenn du in der VIP warst?"

 

"Ja, die haben Autogrammkarten unterzeichnet."

 

"Mensch, warum hast du mir keine Autogrammkarte unterschreiben lassen? Ich höre diese Band seit ich 11 bin!!! Und ich habe dir letztens erzählt, ich würde so gerne auf deren Konzert gehen, hätte aber kein Geld und jetzt kommst du an und sagst du seist dort gewesen. Ich finde das richtig scheisse von dir!"

 

Ich fand es auch richtig scheisse. Aber längst nicht so scheisse, das Ganze zu beenden. Ich war bessere Behandlung nicht gewohnt. Zu diesem Kerl werde ich mich aber ein anderes Mal auslassen, denn mir brennt immer noch unter den Nägeln, dass ich manchmal ein so gutmütiger Trottel bin, der erst die Konsequenzen zieht, wenn das Unheil im fortgeschrittenem Stadium ist. Ich fing allmählich an, mein erstes Geld als Escort zu verdienen und dann hätte ich auch ohne Probleme das Ticket bezahlen können, aber leider nicht zu dem Zeitpunkt.

 

Kurze Zeit später lief mir ein anderer Anwalt über den Weg - er besitzt eine große Kanzlei in Mitte. Ich glaubte wohl, Männer mit diesem Status und Intellekt könnten mir den Trost spenden, den ich so dringend brauchte, das Selbstvertrauen stärken, das total zerknittert war. Doch da lag ich falsch. Dieser Typ, der nebenbei verheiratet war, wurde bei seinen Treffen mit mir immer - ich sage es mal so: pragmatischer. Das erste Date fand noch in einem Restaurant statt, das zweite schon in meiner Wohnung und dauerte 20 Minuten mitsamt Happy End und anschließender Fahrt nach Hause zu Frau und Kindern. Das dritte, vierte, fünfte lief auch so ab bis es mir reichte und ich ihm erklärte, ich hätte keinen Bock auf diese Fuck and go Nummer. Da kann er eben ins Bordell rauschen und für einen Quickie bezahlen. Wenn er dafür zu geizig ist, nebst Großkanzlei und einem eigenen Haus in einem hübschen Bezirk, dann sei das fortan sein Problem.

 

Zudem kam ja, dass ich überhaupt nicht wusste, was ich von diesen Männern wollte, aber schnell war mir klar, was ich nicht von ihnen wollte.

 

Nebenbei hatte ich meine Escort Termine, die meisten in schicken Hotels, wenige als Hausbesuch. Und meine Gäste redeten mit mir, teilweise stundenlang, massierten mich mit ätherischen Ölen, schenkten mir Blumen, Parfüms, Grußkarten mit Danksagungen, Schmuck, verwöhnten mich sexuell und waren wirklich daran interessiert, dass ich Spaß daran hatte. Es kam so weit, dass ich als Escort mehr Orgasmen und besseren Sex hatte als in privater Ausführung. Ich möchte darauf hinweisen, dass es Schreckliche oder nicht weiter erwähnenswerte Dates gab, aber die Quote der sehr schönen Treffen ist trotzdem sehr hoch.

 

Ich fühlte mich wie eine Frau! Ansonsten fühlte ich mich eher wie ein Taschentuch, in das man reinrotzt und weg wirft oder wie der ewige Kummerkasten für Probleme jedweder Art und anschließend als Taschentuch. Selbst wenn es "nur" eine Affäre ist - auch das sollte ein gesundes Geben und Nehmen sein. Ich habe keine überdrehten, romantischen Vorstellungen und auch keine allzu übertriebenen Ansprüche. Ich möchte nur Wertschätzung und auch als Geliebte nicht wie ein Stück Seife behandelt werden.

 

Wenn ich mit meinen Freundinnen um die Häuser ziehe und mir die Männer auf den Barhockern ansehe, die in meine Richtung glotzen und sich dann nicht trauen, den ersten Schritt zu tun, dann denke ich oft an meine Gäste. Ich habe so tolle und teilweise so attraktive Männer kennen gelernt! Davor dachte ich, hübsche, junge Frauen werden von alten, reichen Herren oder bekoksten Börsenmaklern bestellt.

 

Ich schaue mich um und in dieser Bar gibt es keinen, der mich reizt. So ist es meistens. Meine beste Freundin fragt mich oft, wo denn die tollen Männer ausgehen und wo man sie kennen lernen kann. Ich würde ihr gerne sagen: Kennenlernen kannst du sie als Escort. Aber sie weiß ja nicht, was ich abends in Hotels treibe. Und sie wird es auch nicht erfahren.

 

Als ich anfing mich endlich selbst wert zu schätzen, besserten sich sämtliche Beziehungen und vor allem die zu mir selbst. Auf diese Typen, die nur auf ihren Vorteil aus sind, falle ich nicht mehr rein. Trotzdem fühle ich mich bei einigen Gästen trotzdem mehr wie eine Lady. Cause they treat me like a lady.

 

Written by Gastautor


2 comments

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Warum freust Du Dich nicht für Ihn, wenn er was schönes erlebt hat? Immer diese Erwartungshaltung eingeladen zu werden, nur weil man eine Frau ist.

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Anonymous

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Hallo meine Liebe...wirklich fantastisch geschrieben und so wahr...du hast mir aus der Seele gesprochen. Vielen lieben Dank dafür. .. Gruss Valeri

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