Nicht zuletzt deshalb, weil ich von den Berliner Stammgästen im Akkord Sms erhalte, ob es mir *wirklich* gut geht (da ich doch immer betont hätte, WIE UNGERN ich verreise). Ihr Herzchen, danke für Eure Anteilnahme.
Besonders tränenreich verlief zunächst der Abschied von Berlin (nicht wegen der Stadt an sich, denn meine Butze dort im Parterre ist so schauderhaft laut (tagsüber lärmende Helikopter, Mütter, nur abgelöst von streitenden Liebespaaren und xxl röhrende Autos vor meinem Fenster/Balkon, die dann abends von den nicht minder lautstarken Säufern/Discogängern über grölt werden. Nicht zu vergessen: mein dauernd kiffender Nachbar, wo sein "leckerer" Grasgeruch immer schön in mein Wohnzimmer hinein zieht). Nee sowas vermisst man nicht wirklich, aber der Abschied von meinen Katzen, die nun 10 Tage bei meiner Mutter ausharren müssen, fiel mir tränenreich schwer.
Wer IMMER Tiere um sich hat(te), kann irgendwie nicht auf Knopfdruck allein sein. Das fühlt sich "falsch" an. Fast wie seelisch verkrüppelt oder das Single Dasein nach einer 20jährigen guten Partnerschaft. Also flossen die Tränen zuhauf, weil ich mir wie ein Verräter vor kam, nur zugunsten MEINES Reisebedarfes meine treuen Tiere abzuschieben.
Na ja, bis zur letzten Abreise Minute hatte ich Angst, dass ich mich plötzlich um entscheiden und mein wegfahren spontan stornieren und mir meine geliebten Viecher in einem Impuls der sehnsüchtigen Schwäche wieder von meiner Mutter abholen würde können. Aber nein, ich blieb eisern.
Dann wurde ich als eigentliche Nachteule entgegen meiner zweiten Befürchtung doch super pünktlich um 5.30 Uhr am Abreisetag wach, um den frühen Zug im Berliner Hauptbahnhof zu ergattern. Wohl wissend, mein Rendezvous in Oberhausen hätte mir NIE verziehen (ja gibt auch Männer die nachtragend wie Frauen sind!), wäre ich später als erwartet bei ihm eingetroffen. Nur aufgrund meines selbstverschuldeten Verschlafens.
Das hätte ihm wohl bedeutet, dass ich "soooooo" irre Lust auf ihn gar nicht wirklich habe. Und das wollte ich unter allen Umständen vermeiden, denn ja, er liegt mir seeeeeeeehr am Herzen.
Hervorragend zu meiner Verwunderung (Phobie Numero 3) lief sowohl auf dem Weg zum Bahnhof als auch IM selbigen alles glatt. Keine ewig unschlüssigen Zeiträuber in Form von ner Schlange anderer Passsagiere im Reisecenter vor mir. Und hey sogar der ICE war pünktlich. Im Zug zerplatzte meine Angst, er könnte übervoll sein, sodass ich 4.5 Stunden auf einem knallharten Fußboden herum vagabundieren müsste und (hier meldete sich sogleich wieder meine "Jessika" Paranoia Numero 4) mit schief verzerrtem Rücken bei "ihm" eintreffe. Auch wie eine Seifenblase, denn der Schnellzug war nur mässig besetzt.
Und so kam es auch, dass ich nun ein echtes "Marschgepäck", wofür ich mich in jeder westfälischen Stadt in die ich eintreffe befremdlich schäme, mit mir herum trage: 1 XXL Koffer, 1 normaler Koffer, 1 Laptop nebst fetter XXL Handtasche. Tja, zum Glück bin ich harte körperliche Arbeit vom Land her gewöhnt und so wuchte ich das Zeug gern mit mir durch die Welt, als beabsichtigte ich insgeheim nach Australien auswandern.
Nur die erstaunten Blicke einiger Mitmenschen sind mir immer sehr unangenehm. Besonders wenn sie merken, das ist gar kein ferngesteuerter Koffer auf Rädern, sondern darunter schwitzt und stöhnt doch tatsächlich eine Frau.
Insofern musste ich mich im ICE erstmal meiner verschwitzten Leibchen entledigen um a) nicht meinen Mitreisenden nen Schweiß Alarm Würgreflex zu bescheren und b) lecker bei der Abholung am Bahnhof in Oberhausen auszuschauen. Das Auge isst bekanntlich mit, GERADE im sexuellen Bereich.
Aber nochmal kurz zurück in die Zeit meiner Zugfahrt: Die war nämlich Oberklasse. Oberklasse auf dem Weg nach Oberhausen - na wenn das nicht passt. Nette Passagiere waren an Bord und so verflogen die 4.5 Stunden wie im Wind.
Ich mag es, so unverfänglich mit einem kurzen Lächeln Kontakte zu anderen Menschen herstellen zu können. Ich lernte u.a. eine Omi um die 70-75 Jahre alt kennen. Die hatte so wundersame eisblaue Augen dass man glauben konnte, sie sei ein Geschöpf nicht von dieser Welt. Wirklich einmalig, unverkennbar und faszinierend schön. Ich sehe die Dame noch immer vor mir. Ein Beweis, dass wahre Schönheit auch über das Alter erhaben ist (auch wenn es schon ein göttlicher Segen ist, mit so unverwechselbaren Augen bedacht worden zu sein).
Mit dem Mann wechselte ich einige Blicke und sofort kam der dumme Gedanke in mir auf - das Huren Leben färbt nun mal auf den Alltag und das private Erleben ab - ob er sich an der Seite der doch sehr bestimmend wirkenden Ehefrau und den Kraft raubenden Kleinkindern nicht mal eine Flucht aus dem Alltag insgeheim herbei sehnt, in Form vom heissen, unverbindlichen Sex.
Ich fand den Mann nicht sonderlich reizvoll von meinen Prämissen her, aber leider kommen mir oft solche blöden Gedanken, wenn ich z.B. gestresste junge Eltern sehe, die sich aus Ärger mitunter oft auch angiften. Und in dieser Hinsicht denke ich manchmal, die Esoterik liegt nicht ganz falsch, dass Telepathie uns Menschen miteinander verbinden kann, denn fortan sah der Herr auffällig oft zu mir herüber, wohin gegen ich nicht umhin kam, auch immer wieder seine Gattin zu inspizieren und die Art und Weise, wie sie entnervt mit ihm redete, er solle ihr bei XY und bei XZ doch endlich bitte mal helfen zu analysieren.
"Haben die zwei noch Sex oder schlafen die abends völlig erschöpft ein, ohne sich den Gute Nacht Kuss zu geben? Wie oft haben die wohl Sex? Nur die schnelle "Achtung, wir haben 5 Minuten, ehe die Kleine wieder wach wird!" Nummer?
Seltsam, dass man als Hure immer solche Begebenheiten hellsichtig zu prophezeien versucht, wenn man "privat" Männer kennenlernt. Das ist schon ein absoluter Reflex. Oft versuche ich auch bei allein reisenden Männern zu erraten, ob er Bordellgänger ist oder doch lieber Escorts ganz bequem bei sich zuhause einlädt oder die Frauen in ihrer Privatwohnung aufsucht.
Ob er der Quickie Typ oder der ausdauernde Geniesser ist, ob er wilden animalischen Pornosex oder die Kuschelvariante liebt und wenn dieser "Huren Check" erst einsetzt, dann muss man verdammt schnell diese Gedanken wie Wolken dahin ziehen lassen, ehe das "Objekt des Interesses" etwas vom angestarrt werden mit bekommt.
Letztlich bemühte ich mich, mich wieder schnell in meine Hans Fallada Lektüre zu vertiefen, damit die Gute, Holde an seiner Seite es nicht mitbekam, dass ich immer wechselseitig sie und dann ihren Mann beobachtete und mich meinem Kopfkino hingab, dass es für beide doch super wäre, auch mal das Begehren und Umworben werden von ANDEREN prickelnden Partnern zu erleben?!
Ich muss gestehen, ich LIEBE Männer in Uniformen - und DIALEKTIK! Das macht was stattliches bzw. individuelles aus nem Mann. Polizisten finde ich auch immer so Hammer sexy in ihrer stramm sitzenden Klamotte.
Ich bemühte mich, dreimal Pseudo-Fragen zu erfinden, die ich mal dem einen und mal dem anderen Beau stellen konnte: hat der Zug etwa Verspätung? Hält der WIRKLICH in Oberhausen? Ich bin ja so schusselig, nicht dass ich nur die Verbindung bis Köln gewählt habe usw. Hierbei auch wieder bedacht, das Spiel zu meinen Gunsten auszukosten, aber NICHT zu schamlos zu übertreiben ("Man will ja nicht auffallen, nicht wahr?").
Ein Genuss, mit den beiden zu reden und auch irgendwie schön zu wissen, dass ich - befriedigt wie ich bin - auch nicht zwangsläufig JEDEN Kerl real ins Bett bekommen muss (das ist auf dem "freien" Markt eh anstrengender, weil man nie weiss, ob das ein Treue-Fan ist, ob er schwul ist oder gerade frisch getrennt und daher derzeit die Erotik aus seinem Leben ausklammert, da erst Wunden heilen müssen oder ob er einen anderen Frauentyp als mich favorisiert. Solls ja auch geben.
Und so hat mich das Antlitz der 2 hübschen "Schaffner" (salopp gesagt) noch beim Umsteigen in die regionale S-Bahn beseelt und meine Tagträume weiter entfacht, ob ich mir nur einen oder doch alle beide parallel zur Brust (diesmal ganz wörtlich gesehen) nehmen würde.
In Oberhausen hat mich mein Schnuckel schon erwartet, dem ich IM ZUG noch schnell gebeichtet hatte, was für ein Packwahn mich in Berlin wohl benebelt hatte. Sodass er sich bitte bitte nicht wundern möge, dass er mich unter all den Koffern, die ich schnaufend schleppte, nicht sofort erblicken wird.
Er nahm es mit Humor und ein zweites Mal. Peinlich wurde es für mich erst, als ich ihn fragte, in welcher Etage er denn wohne und er mit "Dachgeschoss" und "leider ohne Fahrstuhl, da Altbau" antwortete. Oh mein Gott, wie blamabel. Ganz galant schleppte er mein Monstergepäck hoch, ehe ich ihn mit ner sanften Massage (und mehr) verwöhnte und mit seinem zerschundenen Rücken verwöhnte.
Im Nachhinein weiss ich nun, man sollte ne PRIVATE Reise wohl besser doch nicht mit ner Sex Tour koppeln, denn für letztere will man zig Outfits, Kosmetik, Hygienezeugs, Spielsachen, Laptop für die Kundschaft mitschleppen und das wirkt dann irgendwie skurril, wenn ich für zwei Tage Liebesrausch zwei riesige Koffer beschwerlich mit mir rum schleppe, als plane ich, umgehend bei ihm einzuziehen. Also Lektion 1 gelernt fürs nächste Mal!
Unbedingt empfehlenswert ist das "Gasometer" in Oberhausen: ein 118 m hoher "Holzturm". Ein Industriedenkmal erster Güte mit diversen Hotspots. Der erste befindet sich sogleich auf Ebene 3 im total verdunkelten Turm, der mich immerzu frech an einen "Dark Room" im Swingerclub erinnert hat.
In der Mitte des rabenschwarzen Raumes thront eine riesige Spiegelfläche, über welcher eine riesige Nachbildung des Matterhorns von der Decke herab hängt. Diese Installation verändert sich ständig in ihrer Ausstrahlung und Historie, lässt Gletscher erkennen und die zeitgeschichtliche Entstehung des Gebirges verstehen. Was für eine kunstvoll gestaltete Projektion! Chapeau!
Kreisförmig gehen von der Spiegelfläche verschiedene "Treppenstufen" im Rondell ab, auf denen man in der düsteren Fläche mit Blick auf die Illumination auf Sitzkissen liegen und dösen oder sich die Licht Installation in 20 Minuten ein Mal in Ruhe durchlaufend ansehen kann. Eine grandiose Sache! Und so manch tiefes Schnarchen war dort zu vernehmen. Wieder stieg mir die "böse" Frage in den Kopf, ob es hier auch dunkel genug für Sex wäre. Diese Location könnte zumindest nicht so schnell getoppt werden, im Wald oder Auto kann ja jeder. Für Sex in der Öffentlichkeit braucht man schon etwas Kreativität und Agilität (und elastische Körper.
Es ist schon ein dummes Gefühl, wenn man mit Höhenangst so derbe bestraft ist und die Knie weich wie Pudding werden. Bleibt man allerdings 10 Minuten wacker, dann gewöhnt sich der Körper doch noch an die Höhe und man ist irre stolz auf sich und die Panik weicht einem intensiven Kribbeln im Bauch. Wobei wir wieder den Bogen zum Thema "Sex" geschlossen hätten.
Meine Zeit in Oberhausen schreit also nach einer unbedingten WIEDERHOLUNG und wird mir - aus mehreren Gründen *grins* - in allerbester Erinnerung bleiben.
Nun bin ich in der schönen Stadt Essen und freue mich darauf, was diese Stadt und deren Bewohner an Schönheit(en) für mich bereit halten werden. Leider, leider musste ich meine Pläne, noch bis nach Düsseldorf weiterzufahren, verwerfen.
Aber macht nix. Ich komme wieder, soviel steht jetzt schon fest! Das Ruhrgebiet und deren Männer haben sich zumindest schon in meinem Herzen ganz tiiiiieeeef verankert.
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