Fünf Monate schon sind die Bordelle geschlossen. Es herrscht praktisch ein Berufsverbot. Die Branche fordert Rotlicht an, legales Arbeiten unter Auflagen!
Denn viele Sexworker arbeiten zunehmend illegal, um zu überleben. Illegalität bedeutet immer Erpressbarkeit, Denunziation, einen Anstieg an Übergriffen und Gewalt. Aber der Staat sieht bislang keinen Handlungsbedarf.
Rotlicht an: über 200 rote Schirme auf der Kölner Domplatte
100 Teilnehmer waren geplant, rund 200 Sexworker, Bordellbetreiber und Verbündete sind gekommen. Sie versammelten sich letzten Mittwoch bei herrlichen Sonnenschein auf der Kölner Domplatte, um gegen das geltende Corona Prostitutionsverbot und die Forderung nach einem
Sexkaufverbot zu protestieren.

Auch Sexarbeiterin und Aktivistin Nicole Schulze, die am Straßenstrich arbeitet, kam mit ihrem Love Mobil angereist und forderte in ihrer Rede die Gleichstellung mit anderen körpernahen Dienstleistungen, die schon längst wieder arbeiten dürfen.
Menschenrechte gelten auch für Sexworker
Sexarbeiterin Nadine erklärte in einer emotionalen Rede, daß Sexworker Menschen sind, die entsprechend respektiert und anerkannt werden sollen.
Auch die politische Sprecherin des
Berufsverbandes Sexarbeit BESD Johanna Weber forderte die Öffnung aller Prostitutionsstätten zum 1. September als realistisches Ziel.
Außerdem verlas sie eine
Erklärung der
Deutschen Aidshilfe, die ebenfalls auf den Zusammenhang zwischen Berufsverbot, illegales Arbeiten und die Zunahme von Gesundheitsrisiken hinwies.

Trotz Steuern keine staatliche Unterstützung
Die BesD Pressesprecherin Susi brachte in ihrer Rede ein Defizit auf den Punkt: der Staat zieht sich aus der Verantwortung, wenn es um die Rechte von Migrant:innen in der Sexarbeit geht. Tatsache ist, dass sehr viele Sexworker jahrelang brav Steuer gezahlt haben, aber in Corona Zeiten keinerlei Ansprüche auf finanzielle Unterstützung haben, weil sie Migrant:innen sind. Das ist eine diskriminierende Praxis.
Dieser Ungerechtigkeit versucht der Berufsverband BESD mit einem
Spendenfonds für notleidende Sexworker seit Monaten entgegen zu wirken. Immerhin konnten mehr als 125.000 € an Spenden eingesammelt und an über 400 Sexworker in Notlagen ausgezahlt werden.
Man kann deshalb von einem großartigen Engagement des Berufsverbandes sprechen, das bislang kaum öffentlich gewürdigt wurde.

Die Öffnung der Bordelle unter Hygiene-Auflagen in Corona Zeiten ist erklärtes Ziel der politischen Aktivisten. Denn das Abdriften in Illegalität bedeutet immer auch einen Anstieg an repressiver Staatsgewalt, Bußgelder, Gewalt, Denunziation und Anstieg von
sexuell übertragbaren Infektionen (STI).
Internationale Studien beweisen den Zusammenhang zwischen illegalem Arbeiten und Gewalt
Auch dies belegen auch über 134 Studien weltweit, dass
repressive Prostitutionspolitik wie ein Sexkaufverbot mit einem Mangel an Gesundheitsschutz und einem Anstieg an Gewalt gegen Sexarbeitenden einhergeht.
Die roten Schirme, das Erkennungsmerkmal der internationalen Hurenbewegung, waren auch auf der Domplatte großartig inszeniert. Der Protestzug war beeindruckend und wurde musikalisch auf der "Hexengeige" von Sexarbeiterin und Künstlerin Madame Kali begleitet.
In einer flammenden Ansprache forderte Stephanie Klee, Sprecherin des Bundesverbandes sexuelle Dienstleistungen
BSD die sofortige Aufhebung des Berufsverbotes. Sie hat auch ein überzeugendes Hygienekonzept für Bordelle entwickelt, das individuell und maßgeschneidert für die unterschiedlichen Prostitutionsstätten angepasst werden kann.
Denn die Arbeitsbedingungen sind nicht überall gleich. Es gibt Unterschiede zwischen kleinen Wohnungsbordellen, Laufhaus, Straßenstrich, Domina Studios und großen FKK Clubs.
Wer noch nie an einer Protestkundgebung von Sexarbeiter:innen teilgenommen hat, wird sich wundern, wie laut und smart Sexworker in der Öffentlichkeit auftreten, um für ihre Rechte, für mehr Sicherheit und Gesundheit in der Sex Branche zu kämpfen!

Sexworker setzen Zeichen
Aber der Protest in Köln - vor der imponierenden Kulisse des Kölner Doms - ist nicht nur ein Signal an Köln und NRW. Es ist eine Erinnerung für alle Politiker, die in diesen Zeiten über die Weiterarbeit der Sexarbeitenden entscheiden. Aktuell gibt es Tendenzen, daß es mit einer Öffnung der Branche in den kommenden Monaten klappen könnte. Bleiben wir vorsichtig optimistisch!
Auch die nächste Hurendemo ist schon geplant: am
6. August in Stuttgart! Kommt nach Stuttgart und kämpft für die Rechte der Branche. Escorts, Kunden, Dominas, Huren! Wir zählen auf Euch!

Diskriminierung der Sex Branche durch alle Social Media Player
In eigener Sache: Kaufmich kann nur begrenzt Informationsvermittlung über die sozialen Medien wie Twitter, Instagram, Facebook, YouTube & Co leisten, da ein Link zu unserer Plattform mit der sofortigen Sperrung der Accounts einhergeht. Die großen Social Media Player diskriminieren Sexarbeit und Prostitution. Das liegt vor allem daran, daß sämtliche Unternehmen US-amerikanischen Ursprungs sind und in den USA Prostitution weitgehend kriminalisiert ist. Mit verheerenden Auswirkungen.
Noch Fragen? Dann wendet Euch an den BESD oder BSD, werdet Mitglied und unterstützt die Verbände auf der Straße oder mit einer Spende. Der Nothilfe Fonds benötigt nämlich immer noch Spenden, um Sexworker in Not auch aktuell unterstützen zu können.
Written by Susi