Irma wurde unehelich geboren. Der Erzeuger machte sich davon und die Mutter arbeitete den Rest ihres Lebens im Grossmarkt, um ihre Tochter und sich durchzubringen.
Sie starb verarmt. Alleinerziehend, mit unehelichem Kind, war ihr der Rückweg zum Anschaffen versperrt. Eine aus Sicht der Tochter bessere Arbeit als im Großmarkt zu schuften ist die Prostitution.
Film über Prostitution, wo sich nur Zuhälter organisieren
Organisieren tun sich allein die Zuhälter, nicht die Strassendirnen, die auch eine Mec-Organisation gründen. Sie ernenne den ehemaligen Polizisten Nestor (Jack Lemmon) ungefragt zum Ober-Mec.

 

Eine Ehre, weil "sein" Mädchen den besten Umsatz macht, und zwar mit einem einzigen gut zahlenden Stammkunden - nämlich Lord X. Der verliebte Freier und ehemalige Polizist: Jack Lemmon in einer grandiosen Doppelrolle.

 

Wenig Kunden, maximaler Verdienst scheint schon hier erstrebenswertes Ziel zu sein. Irma freut sich, dass sie die Zeit zwischen den Terminen mit Lord X einzig und allein ihrem Liebsten Nestor widmen kann und nicht mehr am Straßenstrich anschaffen muss.

 

Verliebter Freier will exklusiv ficken
Nestor sitzt durch seine Doppelrolle in der Falle und muss durch harte Arbeit im Grossmarkt das Geld verdienen, Rinderhälften und Schweinsköpfe schleppen. Damit verdient er Geld, um als verkleideter Lord X Irma zu bezahlen. Die Verkleidung als einziger Ausweg, "seine" Irma exklusiv ficken zu können.

 

Der Zuhälter, der Mec, wie sie in Frankreich genannt werden, taucht selbst in zwei Funktionen auf: als Ausbeuter und Faulenzer. Die Ausbeutung wird seitens der Frauen kompensiert, in dem sie ihn zum Statussymbol selbst machen. Und mit eleganter Kleidung und Schmuck ausstaffieren. Natürlich hat ihr Mac auch jederzeit viel Bares in seiner Tasche. Die Frauen finden es "grosszügig", wenn der Loddel ihnen von ihrem erarbeiteten Geld was Schönes kauft. Die moderne Variante ist der Loverboy.

 

Vermeintlichen "Schutz" gewährt der Zuhälter hier nicht einmal, er wird der Lächerlichkeit preisgegeben. Der Zuhälter verbringt den ganzen Tag mit anderen Mecs, verzecht das Geld und spielt Billiard. Deshalb kommt es seitens der Huren auch zu keiner Vermögensbildung und Alterssicherung. Hier haben auch Huren heutzutage Nachhol- und Beratungsbedarf.

 

Huren im Alter sind meist verarmt
Denn ähnlich wie im Film über Prostitution ist die Situation auch in der Realität der Gegenwart, daß Huren im Alter üblicherweise verarmt sind. Nur wenigen gelingt der soziale Aufstieg und Vermögenssicherung, indem sie auf die andere Seite wechseln und als Betreiberin profitieren und Immobilien kaufen, ein Nagelstudio eröffnen.

 

Irma's Schwangerschaft ermöglicht den "Ausstieg". Wobei Irma ja im Glauben ist, das Kind sei von einem Kunden, nämlich Lord X, was ihre Heiterkeit und die Liebe zu Nestor aber nicht trübt. Während Nestor im Gefängnis sitzt, verdingt sich die Schwangere als Kassiererin im Grossmarkt. Wie ihre Mutter.

 

Durch einen gelungenen Gefängnisausbruch mit Hilfe des Multi-Talents und Wirts Moustache, kann Nestor durch "Wiederauferstehung" von Lord X seine Unschuld beweisen, was die Mordanklage hinfällig werden lässt und ihn aus der Haft entläßt.

 

Die Zukunftsperspektive für Irma bleibt das sittsame Frauchen an der Seite eines designierten Polizisten, der Spielplätze bewacht. Ende.

 

Ausstieg über die Ehe - nicht nur im Film über Prostitution
Ein Ausstieg und sozialer Aufstieg scheint in dieser Zeit nur über über die Ehe möglich zu sein, wenn sich denn überhaupt ein bürgerlicher Mann findet, der kein Kunde ist. Inwieweit sich dies bis heute geändert hat, das muss jede/r Beobachter/In selbst beurteilen. Nur soviel: nicht jede Sexarbeiterin ist Studentin mit alternativen Handlungsoptionen und wenn sie es tatsächlich ist, gelten hier zusätzliche Sicherheitsmassnahmen im Internet. Nämlich möglichst gesichtslos im virtuellen Strassenstrich auftreten, neudeutsch Sedcards. Ansonsten erledigt sich manche Traumkarriere durch ein unerwünschtes Outing.

 

Ein Film über Prostitution mit ernstem Hintergrund
Zur Erinnerung: Brooke Magnanti, ehemaliges Escort, die ihre Doktorarbeit auch durch professionelles Dating finanzierte, verwandelte ihren Callgirl-Blog "Belle de Jour" (benannt nach dem berühmten Film von Louis Bunuel mit Catherine Deneuve in der Hauptrolle als Ehefrau und Hure) in einen Kassenschlager und landete einen Bestseller, der auch verfilmt wurde.

 

Sie beherzte sämtliche Sicherheitsvorkehrungen und schrieb den Blog von wechselnden Internetcafés mit einer zweiten Identität. Sie wußte, daß Kunden und Kenner der Szene ihrer Identität erfolglos auf der Spur waren. Doch dann wurde sie durch die Erpressung eines Ex-Freundes anlässlich ihres Bucherfolgs, der ihr diesen Erfolg offensichtlich nicht gönnte, im nach hinein zu einem erzwungenen Outing genötigt. Das Outingrisiko erhöht sich natürlich durch ein erzwungenes Doppelleben.

 

Aber Glück gehabt! Ihr eingeweihter Arbeitgeber und Kollegen standen ihr bei und so kann sie nun in Ruhe als Wissenschaftlerin arbeiten und das Geld, dass sie mit ihrem Bestseller verdient, ordentlich verpulvern.

 

 

 

Kennst Du diesen Film über Prostitution bereits und hast dazu eine Meinung? Welche Film Besprechungen wünscht Du Dir im Magazin? Schreibe uns Deine Vorschläge in den Kommentarteil!  

 

 

 

 

 

 

 

Written by Susi


3 comments

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Meine Erfahrung in 15 Jahren Sexarbeit ist, dass die meisten Sexworker Kolleginnen, falls sie denn auf Partnersuche sind, doch meist in einer privat monogamen Beziehung leben möchten. Manche beschweren sich auch, daß Freier Eheringe tragen während eine Sexarbeiterin zu Besuch ist, dass bei Hausbesuchen die Familienbilder rumstehen und der Sex im Ehebett exerziert wird. Manche Sexworker reagieren sogar eifersüchtig, wenn ein Stammkunde auch andere Escorts trifft. Ein Grund, warum die allermeisten Sexarbeiterinnen keine Beziehungen mit Freiern eingehen, auch weil es meist Männer sind, die nur kostenlos Sex haben wollen. So ihre Erfahrung. Ich glaub, wenn es um Liebe geht, sind die meisten Sexworker sehr spiessig. Ich auch. Im englischen gibt es den Begriff für Frauen, die Männer mit Geld suchen "Gold digger". Das Thema Versorgung und sozialer Aufstieg sowie Statusgewinn durch einen reichen und erfolgreichen Ehemann ist leider immer noch weit verbreitet. liebe Grüße Susi Community Management

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Zuerst einmal scheint es nicht so zu sein, dass Huren niemals einen Ex-Freier heiraten. Aber ich kann verstehen, warum Freier schlechte Kandidaten abgeben: die meisten haben schon alleine dadurch, dass sie als Freier aufgetreten sind und so ihre aktuelle Partnerin betrogen haben, bewiesen, dass sie es mit der Treue nicht so genau nehmen – was bei einer reinen Versorgungsehe vielleicht nicht ganz so wichtig ist. Andererseits sind Besuche bei SDLs ziemlich kostspielig, was die Sache mit der Versorgung ggf. schwierig machen könnte … Aber wenn ich die Rezension richtig gelesen habe, dann bezieht sich das Zitat auf die Zeit, in der der Film spielt. Nicht, dass es heute sehr viel anders wäre, aber ich habe im Laufe der Jahre die eine oder andere Dame im Gewerbe getroffen, die einen ganz klaren Businessplan mit einer wohldefinierten Exit-Strategie hatte – ohne Ehemann. Aber die anderen gibt es auch, und sie sind wohl auch immer noch in der Mehrheit.

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In diesem Artikel steht:"Ein Ausstieg und sozialer Aufstieg scheint in dieser Zeit nur über über die Ehe möglich zu sein, wenn sich denn überhaupt ein bürgerlicher Mann findet, der kein Kunde ist." Entweder ist es Realität oder es ist ein Klischee, daß Prostituierte niemals einen Ex-Freier heiraten. Es stellt sich nämlich die Frage: Wenn aus Sicht des Freiers eine aus duzenden Prostituierte gut genug ist, um geheiratet und ggf. rundum versorgt zu werden, warum gibt es im Gegenzug aus den hunderten von Freiern kein einziger, der aus Sicht der Prostituierten gut genug ist, um den Ehemann in einer reinen Versorgungsehe zu spielen? Es spricht ja niemand über eine Liebesehe. Aber in einer Versorgungsehe ist der Statuswechsel eben von Polyprostitution zur Monoprostitution. Letzterer Zustand wird weltweit von Milliarden von Frauen als preferabel gehalten. Hierzulande mag es zwar eine Minderheit von Frauen sein, die eine Versorgungsehe anstreben, doch sind es auch hier Millionen von Frauen. Habe ich hier einen grundsätzlichen Denkfehler oder haben Prostituierte einen besonderen Ehrenkodex?

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