Selbstständig als Escort oder Hobbyhure zu arbeiten bedeutet für viele Unabhängigkeit und Freiheit – auch für mich. Doch gleichzeitig ist sie immer mit finanzieller Unsicherheit verbunden.
Ein Beitrag von Kaufmich Escort JayStark
Im Gegensatz zu Festangestellten ist unser Einkommen nicht planbar. Bei Sexarbeitenden, die auf Tour gehen, kann in einer Stadt auch mal nichts gehen. Dann kommt eine Krankheitswelle und mit ihr zahlreiche Absagen. Oder es ist einfach so Flaute und die Kundschaft bleibt aus.
Kein Wunder, wenn wir alle mal Panik schieben. Ich selbst hatte schon Momente der akuten Zukunftsangst, meistens kurz nachdem ein langer Termin abgesagt wurde und ich fest mit dem Einkommen gerechnet hatte. Inzwischen habe ich Strategien entwickelt, um mit der finanziellen Unsicherheit umzugehen, die ich mit Dir teilen möchte.
Der wohl grundlegendste Tipp für Finanzplanung ist wohl auch der aufwändigste: Führe Buch über Deine Einnahmen und Ausgaben. Denn wenn Du genau weißt, wie viel “rein” und “raus” kommt, kann Dich diese Klarheit beruhigen.
Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten zur Umsetzung. Bereits eine einmalige Bestandsaufnahme kann helfen, wenn Du das nicht ständig aufschreiben möchtest.
Frage Dich dabei:
Oder bist Du eher die Art Mensch, der es genau wissen möchte? Dann halte jede Einnahme und Ausgabe fest:
Für Letzteres solltest Du aber besser im Kopfrechnen sein als ich ; -)
Klar und deutlich zu sehen, was Du monatlich zum Leben brauchst (oder auch, wo Du sparen kannst), gibt Dir Handlungsmacht zurück und reduziert Unsicherheit.
Warum kann ich nicht einfach aufhören, mir Sorgen zu machen? Das habe ich mich oft gefragt. Denn die mentale Energie könnte ich so gut woanders gebrauchen! Doch Emotionen beiseite schieben oder ignorieren hilft absolut gar nichts. Sie stauen sich auf und treffen Dich später mit noch mehr Wucht. So ist es zumindest bei mir.
Wenn ich also einen Anflug von Unsicherheit oder Angst verspüre, lasse ich ihn zu. Denn das Tolle an Emotionen: Sie vergehen auch wieder.
Das ist leichter gesagt als getan und geht leider nicht von jetzt auf gleich. Aber es lässt sich üben!
In Deutschland über Geld zu sprechen ist fast so verrucht wie über Sex. Von außen betrachtet haben alle den Dreh raus, wie sie selbständig erfolgreich sind und mit dem schwankenden Einkommen umgehen.
Das stimmt aber gar nicht! Seitdem ich viel mit anderen Sexarbeitenden in Kontakt bin (v.a. über den BesD e.V.), merkte ich, dass es vielen so geht wie mir.
Jede*r Einzelne von uns erfährt Phasen der Unsicherheit. Ständig gute Wochen hat keine*r. Das Auf und Ab ist Teil der Selbstständigkeit. Mir persönlich hilft dieses Wissen ungemein.
Als ich mit Escort anfing, war ich bereits als Copywriter selbständig. Da kann ich Rechnungen schreiben und die Mehrwertsteuer oben drauf packen – als Escort schlecht umsetzbar.
Um nicht ins Rudern zu geraten, wenn die Steuer fällig ist, ziehe ich deshalb von jedem Honorar gleich die 19% Mehrwertsteuer ab und die Einkommenssteuer.
Wichtig: Die Einkommenssteuer ist progressiv, was heißt, dass sie höher wird, je mehr Du im Jahr verdienst. Stiftung Warentest hat eine nützliche Tabelle veröffentlicht.
Ich persönlich rechne lieber etwas mehr weg und weiß, dass ich genug Rücklagen habe. So habe ich zumindest bei den Steuern eine Absicherung und brauche mir da keine Sorgen machen.
Ich habe lange überlegt, wie ich diesen Tipp formuliere, damit er nicht zu spirituell klingt.
Denn der wichtigste Schritt für mich war es, in ein Grundvertrauen zu kommen. Ein Vertrauen in mich selbst und ins Universum, dass alles klappen wird und nach einer Flaute auch immer wieder ein Hoch kommt. Inzwischen vertraue ich wirklich darauf, aber das hat gedauert.
Wie kommst Du da hin? Folgendes hat für mich funktioniert:
Der Schlüssel für mich war, aktiv zu bleiben und ein Gefühl von Kontrolle über meine Umstände zu behalten. Inzwischen bin ich zwar nicht komplett Zen, aber unsichere Momente oder Absagen belasten mich nicht mehr so sehr.
Du kannst da auch hinkommen! Ich wünsche Dir viel Erfolg.
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JayStark ist nichtbinäre Escort und Bizarrlady. Seit drei Jahren erkundet sie die Welt des Paysex. Als freiberufliche*r Texter*in schreibt Jay fürs Kaufmich Magazin und teilt Wissen, Inspiration und Anekdoten mit der Community.
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