Es gibt eine Frau, die kämpft derzeit um ihren “guten” Ruf. Nicht nur die Tageszeitung "Die Welt" ist da ganz vorn mit dabei, die der ehemaligen First Lady in der letzten Printausgabe vom 9. September eine Seite widmete. Ein Gastbeitrag:
Von "Deutschlands Halbwelt" war da zu lesen - offenbar der kleine Bruder der Unterwelt, von "dumpfen Gerüchten", die in der eigenen Partei die Runde machten, Shitstorm-ähnlich, die sich wie ein "Krebsgeschwür" über das Land ausgebreitet haben. Um die Opfer einer Kampagne, auch um die eigenen Kinder, die im Internet den Namen ihrer Mutter in Verbindung mit Prostitution zusammen lesen müssen, geht es. Haben 8-Jährige uneingeschränkten Zugang ins Internet?
Anteilnahme heuchelnd heißt es dort: "Es ist kaum vorstellbar, was in so einem kleinen Kopf vorgeht, wenn er den Namen seiner Mutter in Verbindung mit derlei Themen findet". Die Presse, Günter Jauch und seine PR-Spezis freuen sich über ein Thema außer ESM, schließlich treiben "derlei Themen" Auflagen und Quote hoch. Nebenbei beschert es der ehemaligen First Lady sensationelle PR für ihr Buch, das zeitgleich erscheint.
In der PR-Branche spielt es keine Rolle, ob eine Meldung positiv oder negativ über eine Person des öffentlichen Lebens ausfällt, allein die Häufigkeit der Namensnennung ist es, die den Werbe- und Aufmerksamkeitswert bestimmt.
Und über allem wabert der penetrante Dunst von Wahlkampf, wo Parteigenossen und Gegner offenbar ihre Süppchen am Köcheln halten. Einigkeit und Unrecht und Unfreiheit im Denunziantenland? An dieser Skandalisierung wird so einiges offenbar.Denn tragisch ist hier zweierlei: Diffamierung, Gemunkel, Häme zum Schaden einer Frau des öffentlichen Lebens, ihres Partners und Familie und einer Journaille, die sich voller Anteilnahme dranhängt, weitgehend identisch mit der Presse und ihrer “Informanten”, die seinerzeit den Bundespräsidenten aus seinem Amt verjagten
UND die Diffamierung einer längst zur Erwerbstätigkeit erklärten Profession, die sich Sexarbeit nennt und um deren Entstigmatisierung sich Wenige seit Jahrzehnten bemühen.
Im Prinzip eine Katastrophe für all jene, die sich seit Jahr und Tag für die Rechte der Sexarbeiter*innen engagieren und vergeblich abmühen, in den öffentlichen Raum hineinzuwirken. Wo schon die Hofschreiberlinge keinen Unterschied zwischen Sklaverei und selbstbestimmter Sexarbeit kennen und populistischem Verbotsgeschrei das Wort reden, offenbart sich Ahnungslosigkeit und Verkennung von Realitäten, die einem die Haare zu Berge stehen lassen.
Maulkörbe werden an jene verteilt, die die Realität besser kennen und benennen. Auch um eine Gesetzesnovellierung durchzuboxen, die in der Folge die Lebens- und Arbeitsbedingungen selbstständiger Sexarbeiter*nnen und ihrer Kund*innen massiv beeinträchtigen wird. Zum Teil ist diese Beeinträchtigung längst Praxis, da es seit ehedem an der Umsetzung erklärter Rechte mangelt.
Während es bei dieser Frau, die ihren Mann durch alle Höhen und Tiefen des höchsten Staatsamts begleitete, um eine Klarstellung unbewiesener Behauptungen geht, die sich ins Gehirn der Nation eingefressen haben, verhunzen diese Debatten eine politische Kultur, die sich eigentlich Parlamentarier wünscht, die sich eben nicht neben der niedersten Kaste von Hofschreiberlingen bewegen. Wie mir als politische Beobachterin seit Jahr und Tag sowieso auffällt, ist, dass das Rotlicht für Wahlkampfzwecke herhalten muss. Und ewig grüßt das Murmeltier.
Ich kenne selbst zwei Kolleg*innen im Gewerbe, die dieser Dame nicht unähnlich sehen und auch schon eine Weile im Geschäft sind bzw. waren. Beide können sich nicht outen, da sie Familie haben und auf den Schutz ihrer Identität äußerst bedacht sind. Mittlerweile werkelt eine von ihnen im Ausland als Escort, die andere hat die Tätigkeit vor zwei Jahren aufgegeben, ist glückliche Mutter von zwei Kindern und hat einen formidablen Partner an ihrer Seite. Was geht in einer (Ex-)Sexarbeiterin vor, wenn sie diese grässlichen Diskussionen in TV und Tageszeitungen verfolgt? Wenn "von diesem ganzen Schmutz" die Rede ist, gegen den sich eine Frau nun zur Wehr setzen muss, die selbst nie Escort war?
Sie wird in ihrer Auffassung bestärkt sein, mögliche Überlegungen eines Outings zu überdenken, sie wird weiterhin vor ihrer Familie, vor Freunden und Bekannten, potentiellen Arbeitgebern den Mantel des Schweigens werfen und in der Lüge leben müssen, ein sehr kraftraubender und psychisch belastender Weg. Und falls sie sich jemals geoutet hat, leichtsinnigerweise, an einem guten Tag, wo sie sich stark und selbstbewusst fühlte, so wird sie sich nun doch schämen, und das Stigma, dessen sie sich bislang erwehren konnte, verinnerlichen.
Und was denkt eine Frau, die in diesem Job mit Steuernummer angemeldet ist, trotz fortbestehender Rechtsunsicherheiten? Deren Einkünfte der Finanzierung des Studiums ihrer Kinder dienen oder ganz einfach, den Kühlschrank ihrer Lieben zu füllen, mit selbstständiger und selbstbestimmter Arbeit? Sie wird sich fragen, ob es klug war, mit bürgerlichen Namen beim Finanzamt vorstellig zu werden, wer weiß, was mit den Daten passiert? Das Vertrauen in staatliche Behörden ist in dieser Branche eh nicht sonderlich ausgeprägt. Erfahrungssache.
Eine andere wird kürzlich überlegt haben, sich eine Steuernummer zuzulegen, um vor Kontrollen und unangenehmen Konsequenzen gefeit zu sein; sie wird es sich jetzt vielleicht anders überlegen und in der Anonymität verbleiben. Mit allen Nachteilen, die damit verbunden sind.
Im Rahmen dieser schaurigen Aufführung eines ernsthaften Themas, sind mir nur ein paar deutliche Sätze in Erinnerung haften geblieben, die ein Herr anlässlich dieser Diskussion als Kommentar bei Focus online vom 8. September stellte ("Klage gegen Google und Jauch. Das Comeback der Bettina Wulff"):
"Das Schlimme ist doch, dass trotz Prostitutionsgesetz, durch diese Aktion den vielen Prostituierten ins Gesicht geschlagen wird: Statt endlich mal Prostitution als etwas nicht Ehrenrühriges zu behandeln. Wenn die Zeitungen verleumderisch behauptet hätten, B.W. hätte als Hedgefondsmanagerin oder als Richterin gearbeitet - da hätte es doch weder Aufschrei noch "Schmerzensgeld" gegeben. So wird munter von Richtern das Recht ("alle Menschen sind gleich") gebeugt. Anstatt dafür zu sorgen, dass die Diskriminierung der SexdienstleisterInnen endlich aufhört."
Der eigentliche Skandal um Frau Wulffs widerlegte Vergangenheit und ihres Kampfes um “Ehrenrettung” ist doch eigentlich etwas anderes: zum einen haben die Verursacher dieser Gerüchte das Ziel gehabt, politisch dem Ehemann zu schaden. Und haben dabei wissentlich die Frau über die Klinge springen lassen. Wir alle wissen, dass es nicht nur in unserem Kulturkreis die schlimmste Beleidigung und Herabwürdigung, die eine Frau ereilen kann, ist, als Schlampe und Nutte tituliert zu werden.
Beschämende Ausdrücke, die meist der weitverbreiteten männlichen Logik folgen, Attraktivität und Sexyness einer Frau als Freifahrtschein für übergriffige Handlungen bis Vergewaltigung aufzufassen. Eine sexy Frau ist dann eben selbst schuld. Ein "Nein" wird bei entsprechender Anmache kaum akzeptiert, eine Abfuhr wird mit schlimmsten Beleidigungen gekontert, auch übler Nachrede über “diese Schlampe …”. Hier haben die von Frauen organisierten Slutwalks weltweit ihren Ausgang genommen, kulturübergreifende Erfahrungen, die sich hier widerspiegeln.
Die Krönung in einer von zweifelhafter Sexualmoral regierten Welt, die allein auf die Kontrolle der Sexualität meiner weiblichen Geschlechtsgenossinnen gerichtet ist, ist es, als Prostituierte zu arbeiten, und unerhört, sich dazu zu bekennen. Diese aus ganz persönlichen und individuellen Gründen erfolgte Entscheidung, nämlich kurz- oder längerfristig ein Einkommen aus bezahltem Sex zu bestreiten, hat auch einen anarchischen Charakter.
Hier entzieht sich die Frau dem Treueversprechen und einer der Institution Ehe exklusiv vorbehaltenen Sexualität, ein absichtsloser, unverbindlicher Sex, der nicht um Reproduktion bemüht ist und genau dafür wird bezahlt. Dies rührt seit ehedem nicht nur am vorgezeichneten Rollenbild, sondern auch an den Grundfesten eines Staates, für den die Reproduktion von Staatsbürgern und Arbeitstieren im tatsächlichen Sinn staatstragend ist. Die Disziplierung der Erwerbstätigen und ihr ökonomischer Nutzen für die Volkswirtschaften ist auch an die Kontrolle und Disziplinierung einer Sexualität gekoppelt, weshalb “Zügellosigkeit” mit aller Macht verhindert werden soll, da hier Energien zu Lasten der Arbeitskraft entzogen werden.
So die Logik. Die letzte Enklave der Zügellosigkeit und Ekstase findet man in der Prostitution oder im Darkroom. Und nur deshalb, weil sich diese Orte der Ekstase der Aufsicht entziehen, werden die letzten Enklaven als “moralisch verkommen" gering geschätzt und in der Ablehnung einer Gewerbezulassung mit "sozialen Unwert" begründet.
Um diese absichtlose Sexualität von Sexdienstler*innen und Kund*innen unter Kontrolle zu bringen, werden Kriminalisierungspolitiken geschaffen, die die Sexualität überwachen sollen. Dabei kommt heraus, dass diese erst die Grundlage für Ausbeutung und Missbrauch legen und fördern. Der nächste Schritt zur Ehrenrettung einer Sexdienstleisterin ist da nur logisch: Frauen werden nun zwangsgerettet, zwangsrehabilitiert und zwangsumgeschult, um an einer Nähmaschine mit Sklavenlöhnen zu enden und deren Zwangsarbeit kaum die Ernährung der eigenen Familien sicher stellen kann. Dies ist in fast allen Ländern mit rigiden Prostitutionsverboten die Regel. Alternativ: als "Kriminelle" inhaftiert und der Willkür der Staatsorgane ausgeliefert zu sein, sich teils durch Vergewaltigung durch Vollzugsbeamte eine Freilassung erkaufen können, ansonsten im Gefängnis verrotten.
Erst in einem Umfeld von Kriminalisierung und Zwangsrettung ist es möglich, sich der Dienste von SexarbeiterInnen auch unfreiwillig zu versichern. Wie sich auf der ganzen Welt zeigt, sind es häufig korrupte und gewalttätige Polizeibeamte und andere "Gesetzeshüter", von denen die höchste Gefahr für Prostituierte ausgeht.
Profitieren, ideologisch und vor allem finanziell, können unter diesen Vorzeichen große Teile der Retter- und Helferindustrie, die neben realen Opfern von Ausbeutung und Gewalt, die Statistiken frisieren und Opfer "schaffen", um mit moralischer Überlegenheit gewissenlos ihre Pfründe abzustecken.
Und schließlich profitieren alle Gesellschaften von uns, wo sich große Teile der Bevölkerung unserer Dienste versichert, wenn sie auch sonst nichts mit uns zu tun haben wollen. Selbst die vielen Ehefrauen profitieren indirekt, da sie nicht mehr allein für die Bedürfnisbefriedigung ihrer Männer verantwortlich sind und diese schon vorher durch Widerwille und Unterversorgung aus dem Haus getrieben haben.
Und nachdem alle durch Prostituierte so schön versorgt wurden, werden sie zur Strafe für ihre Widerspenstigkeit, sich nicht den geordneten und genormten Rollen und der zugewiesenen Opferbereitschaft zu beugen, zum Dank für all diese Vorteile, die auch Journalisten und Verleger rauszuschlagen wissen, aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Und mit moralischer Überlegenheit werden zugleich auch sämtliche Zukunftsoptionen verbaut, sofern man sich outet. Strafe muss sein für das zügellose Leben.
Und so wird vielen eine berufliche Neuorientierung kaum möglich gemacht, die nur auf Ausstieg und Rehabilitation setzt. Hat man das Glück und einen tollen Lebenspartner gefunden, wird dieser zwanghaft unter Zuhälterverdacht gestellt, da anders nicht gedacht wird. Alternativ stellt man sie sich als partnerlos vor und das ist noch häufiger anzutreffen. Denn welcher ehrenwerte und selbst promiske Herr will schon mit einer (Ex-) "Nutte" zusammenleben? Offenbar undenkbar.
So kommt es, dass Frauen "mit Vergangenheit" diese auf dem Beziehungsmarkt verschweigen, da ihre Chance meist gegen Null tendiert und sie bei vertrauensvoller Lebensbeichte meist wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen werden. Und schließlich, ganz anders als von vielen Freiern und Außenstehenden häufig behauptet, ist zu aktiven Zeiten kaum an Altersvorsorge zu denken, mangels Kapitalmasse, Wissen oder der Möglichkeit, Rücklagen zu bilden; schon die Eröffnung eines Kontos wird von den allermeisten Banken abgelehnt, sofern sie sich zu ihrer Verdienstquelle bekennt, und die Rücklagen halten sich meist im Rahmen, insbesondere, wenn andere profitieren.
Die Mieten der Arbeitsstätten, die Werbung, Provisionen, also die Arbeitsgrundlagen sind im Regelfall höher angesetzt als in jedem anderen "selbstständigen" Beruf. Und so landen die “gefallenen Engel” zumeist in der Armutsfalle und haben die Wahl, die Gesellschaft mit anderen Menschen zu teilen, indem sie einen bedeutenden Teil ihres Lebens verschweigen, oder sich bei Outings zu isolieren.
Und hier kommt nun das schöne deutsche Prostitutionsgesetz ins Spiel, das nur noch dringend und umfassend umgesetzt werden müsste, um die Lebens- und Arbeitsbedingungen aller Frauen und Männer in diesem Job zu verbessern, und die Grundlagen einer echten Erwerbstätigkeit im Wirtschaftsleben und sozialer Anerkennung überhaupt zu legen.
Schön, wenn die Politik "für" die Rechte von SexarbeiterInnen wie im Fall Wulff auch einmal solch eine Presse erhielte. Die Hoffnung stirbt wie immer zuletzt.
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